Bosudong Cooler - Sand

Boiler / Poclanos
VÖ: 10.12.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Interpretationssache
Wie relevant ist eigentlich eine Sprachbarriere in der Kunst? Ein Buch braucht man eigentlich erst gar nicht in die Hand nehmen, wenn man nicht zumindest rudimentäre Kenntnisse der Wörter und Grammatik hat. Bei einem Film kann es zumindest ein interessantes Experiment sein, ganz ohne jeden Einblick in den Inhalt der Dialoge die Emotionen zu interpretieren und sich von den Bildern mitnehmen zu lassen. Die Musik eignet sich vermutlich von allen Kunstformen, die mit Sprache hantieren, am besten, um sich überwältigen und der Fantasie freien Lauf zu lassen, ob der auditiven Frequenzen, die da auf einen einprasseln. Bestes Beispiel: das Debütalbum "Sand" der südkoreanischen Band Bosudong Cooler.
Das Quartett aus Busan hat ein federleichtes Indie-Album aufgenommen, bei dem Gesang und Instrumente sich vermengen und wie eine süße Zauberflüssigkeit die Ohrmuscheln umspülen – ja fast reinigen, so pur klingen die zehn Songs. Sängerin Kim Min-ji, die erst 2020 nach der ersten EP "Yeah, I don't want it" zur Band gestoßen ist, hat einen so schmiegsamen Gesang, dass jeder Song wie eine Schmeichelei wirkt. Das titelgebende Stück beispielsweise schwelgt sehnsüchtig und würde mit seinem Dreiklang aus Gitarrenspiel, Bass und Drums auch einem Sven Regener gut stehen. "Season" wiederum ist eine kleine Indie-Hymne direkt aus den 90ern samt Gitarrensolo – irgendwo zwischen Weezer und den Cardigans. Und "O rang dae" verlässt sich zum Abschied allein auf die akustische Gitarre und zweistimmigen Gesang.
Ein einziges Mal wird die Sprachbarriere für jede Person, die des Koreanischen nicht mächtig ist, durchbrochen, wenn man in "Sandmen" plötzlich verschwörerisch begrüßt wird: "We'll have a party, don't let them know." Wobei ein Bruch ein viel zu hartes Bild für diese kleine Überraschung ist, denn Bosudong Cooler sind auch hier so mystisch und vage, dass man die Wörter zwar hört, ihre Bedeutung aber nur eine Möglichkeit ist, keine Definition. Die Harmonien nehmen einen an die Hand und führen mit schlafwandlerischer Sicherheit durch einen pastellenen Traum von einem Album.
Bosudong Cooler haben ein Kissen mit feinstem "Sand" gefüllt, auf das man sich fallen lassen und in dem man versinken kann. Eine tiefe Melancholie, aber eine ebenso tiefe Wärme ist in jedem Ton dieses starken Debütalbums spürbar, sodass man vertraut, obwohl da Fremde vor einem stehen. Die Barriere wird mit einer Leichtigkeit zur Seite gewischt, dass man nur verdutzt die Augen und Ohren reibt. Und wie man sich dann in diesem Kissen wälzt und wohlfühlt, fragt man sich nicht mehr, was das wohl bedeuten mag. Man versteht einfach.
Highlights
- Sand (모래)
- Season (계절)
- Sandmen (샌드맨)
Tracklist
- Clementine (귤)
- Sand (모래)
- Season (계절)
- Breath (숨)
- Sandmen (샌드맨)
- Dani intro (대니 intro)
- Dani (대니)
- Gureumi (구름이)
- Rubber (고무)
- O Rang Dae (오랑대)
Gesamtspielzeit: 33:11 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Yndi Postings: 404 Registriert seit 23.01.2017 |
2022-03-09 13:26:38 Uhr
Durch den späten Release letztes Jahr durchgerutscht, aber ein schönes (Retro-)Indierock-Album. Verträumt, melodisch, wunderbar. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28834 Registriert seit 08.01.2012 |
2022-01-04 19:57:22 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Cardigans; Element Of Crime; Weezer; Nada Surf; Heather Nova; Belle & Sebastian; Beck; Lifehouse; Eels; Death Cab For Cutie; Emiliana Torrini; Nina Nastasia; Bombay Bicycle Club; Starsailor; Soko; Travis; Phoebe Bridgers; Julien Baker; Florist; Gordi; Villagers; Le Ren
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- Bosudong Cooler - Sand (2 Beiträge / Letzter am 09.03.2022 - 13:26 Uhr)