James Blunt - The stars beneath my feet (2004 - 2021)

Warner
VÖ: 19.11.2021
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Das bisschen Haushalt
Wenn Dich Dein Saugroboter verlässt – dann könnte das an James Blunt liegen. Vielleicht auch daran, dass der Akku-Funke nicht mehr überspringen will oder die emotionale Navigation einen Knick in der Optik hat. Aber läuft in dem reizenden TikTok-Video mit dem abtrünnigen Haushaltsgerät der gewaltig an Zähnen und Tränenkanälen ziehende Schmachtfetzen "Goodbye my lover", spricht das eindeutig für erstere Annahme. Fast überflüssig zu erwähnen, dass sich der mit nachweislich goldenem Humor gesegnete Sänger höchst amüsiert zeigte und sich für seinen eigenen neuen Clip als Angst und Schrecken verbreitende Einmann-Band besonders ins Zeug legte. So weit, so selbstironisch – und ein weiterer Grund, aus dem es verdammt schwer fällt, dem Briten ernstlich böse zu sein. Doch was ist, wenn in Kürze auch Waschmaschine und Kühlschrank ausziehen?
Durchaus denkbar, sollte obige These zutreffen: Auf seiner Best-Of-Compilation stellt der 47-Jährige mit 30 Tracks in fast zwei Stunden eine Art meisten Singer-Songwriter der Welt dar. Wenn man wie Blunt dazu neigt, aus einem Album auch mal rund die Hälfte der Stücke als Singles auszukoppeln, kommt eben einiges an Herzschmerz zusammen – drei Live-Mitschnitte und vier neue Songs nicht mitgezählt. Zum Beispiel den passablen Radio-Dauergast "Love under pressure", aber auch die arg generischen Indie-Popper "Adrenaline" und "Unstoppable" sowie die verzichtbare Ballade "I came for love". Schlechter als aussortierte Rohrkrepierer wie "I'll be your man" oder "Love me better" ist all das sicher nicht, hinterlässt aber auch keinen bleibend positiven Eindruck. Wenden wir uns also lieber den todsicheren, weil sattsam bekannten Heulern zu. Es ist genug für alle da.
Nach wie vor besonders zum Heulen: das unerträglich verknatschte "You're beautiful". Ein ewiges Rätsel, wie ausgerechnet diese missratene Schnulze einem an sich fähigen Musiker den Kickstart zu einer Weltkarriere verpassen konnte, zumal Blunt weitaus Gelungeneres zu bieten hat und "The stars beneath my feet" auch weniger weinerliche Gefühlszustände abklopft. Sanft rekapitulierende Melancholie beim mit Wurlitzer und luftigen Licks ausgestatteten "1973", beschwingte Liebestrunkenheit in der extra leichtfüßigen Version des aufgeräumten "Heart to heart" und vor allem das doppelbödige Spiel mit seelischen Tiefpunkten und seliger Euphorie bei "The truth" – einem Song, der trotz Flamenco-Gitarre und hochfahrender Bridge von einem bedeutend dunkleren Ort zu kommen scheint, als Blunt es vielleicht selbst wahrhaben will.
Abseits dieser auch durch hartnäckiges Airplay im Gehör verankerten Stücke funktioniert "The stars beneath my feet" vor allem als Gedächtnisstütze. Denn dass die Titel diverser Dudelsender-Hits "High", "Wisemen" oder "Stay the night" lauten, dürfte einem inzwischen längst entfallen sein – nicht so die bemühten, aber immerhin verzeihlichen Marcus-Mumford-Versuche "Bonfire heart" und "Postcards". Wer mag, kann in der gewichtigen Kosovo-Abrechnung "No bravery" einen Hauch von "Stairway to Heaven" entdecken und genießt beim formschönen Blues-Geruckel "So long, Jimmy" ein kleines Nicken Richtung The Doors. Dass Blunt auch Pixies' "Where is my mind?" tadellos nachspielen kann, versöhnt zum Schluss mit allzu groben Nichtigkeiten – nur das bisschen Haushalt könnte aus Gründen bald zum Problem werden. Goodbye my hoover.
Highlights
- 1973
- The truth
- Heart to heart
- So long, Jimmy
Tracklist
- CD 1
- Love under pressure
- 1973
- Wisemen
- Same mistake
- You're beautiful
- Monsters
- Tears and rain
- Bonfire heart
- I really want you (Live in New York)
- The truth
- Heart to heart
- Champions
- Postcards
- No bravery (Live in London)
- Adrenaline
- CD 2
- Smoke signals
- Unstoppable
- Goodbye my lover
- Coz I love you (Live at Glastonbury)
- So long, Jimmy
- Carry you home
- The greatest
- High
- Don't give me those eyes
- OK (Robin Schulz feat. James Blunt)
- Stay the night
- Bartender
- Cold
- Where is my mind? (Live in Paris)
- I came for love
Gesamtspielzeit: 114:27 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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musie Postings: 4015 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-12-04 09:10:01 Uhr
Ein Haifischbecken der Hits. Aber zu viele Haie aufs Mal verderben die Show etwas. |
Autotomate Postings: 6174 Registriert seit 25.10.2014 |
2021-12-03 08:40:15 Uhr
it's trve |
captain kidd Postings: 3750 Registriert seit 13.06.2013 |
2021-12-03 08:28:02 Uhr
Beautiful ist natürlich ein Klassiker. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-11-30 22:58:47 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Nakdinak Postings: 80 Registriert seit 20.10.2021 |
2021-10-29 20:51:22 Uhr
Rülps |
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