Michelle Samba & Phil Mills - Platoo
Yuku
VÖ: 18.11.2021
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Vibrationsalarm
An der Grenze zum Unsagbaren lauert das Unsägliche. Erst recht, wenn es um Musik geht. Klänge, die sich konventionellen Kategorien entziehen, wollen nur ungern beschrieben werden. Windschiefe Metaphern und unnötige Adjektive geben sich die polierte Klinke in die Hand. Mist. Dabei muss es jetzt um ein Album gehen, das genau jene oben genannten Sounds enthält. Sein Name lautet "Platoo", es ist das Ergebnis einer Kollaboration zwischen Michelle Samba und Phil Mills, wobei Mills kein Rallyefahrer ist, obwohl er wie einer heißt.
Wer gerne Songs mit konventionellen Strukturen hört, sollte um "Platoo" einen sehr großen Bogen machen. Es gibt viel Geplonke und Gewaber, aber das muss so sein. Dem Duo gelingt es dabei, der Falle der prätentiösen Effektheischerei auszuweichen. Bei aller Liebe zum Experiment besitzen die neun Tracks einen stets nachvollziehbaren Aufbau, nicht selten gibt es sogar Spannungsbögen zu bestaunen. Eine gewisse Nähe zum Cineastischen ist nicht von der Hand zu weisen. "Watch out please" würde sich beispielsweise dank verwackelter Samples hervorragend in einem Horrorfilm machen. Der fies stampfende Opener "Tap into joy" passt hingegen perfekt in eine Großraumdisco für Mensch-Maschinen.
Diese werden, sofern sie sich von ihren unteren Extremitäten verabschieden, sicher auch ihren Spaß mit "Human beings without legs" haben. Nach einem vorsichtigen Beginn entwickelt sich der Track zu einem faszinierenden Trip in die dunkle Ecke. Dort mag es bisweilen zwar etwas gruselig zugehen, aber so wichtig ist Licht dann auch wieder nicht. Im Ungefähren lässt es sich ja ohnehin besser munkeln. Wenn Michelle Samba in "Department of the environment" zu metallischen Percussions und verhallten Gitarrenakkorden Wortloses singt, schaut die Paranoia gerne auf einen Schnack vorbei. Ohne Kuchen natürlich.
Das Irre, das Abseitige flackert durch den zerbröselnden Verstand. Über allen Gipfeln ist Ruh, weil die Seilbahn abgestürzt ist. Schnee gibt es auch keinen. "Victoria edge" wummert zwischen den Gletscherspalten. Reinhold Messner hat dazu keine Meinung. Die Kurve zu kriegen, darum geht es wahrscheinlich. Geräusche, die "Blauw" macht, ziehen vor der Windschutzscheibe vorbei. Der Scheibenwischer läuft auf Hochtouren. Auch dazu hat Reinhold Messner keine Meinung. Wenn Musik es schafft, das Gehirn zum Vibrieren zu bringen, hat sie alles richtig gemacht. Das musste dann doch mal gesagt werden.
Highlights
- Tap into joy
- Human beings without legs
- Department of the environment
- Watch out please
Tracklist
- Tap into joy
- Changing horses
- Blauw
- Human beings without legs
- Bete noire
- Department of the environment
- Victoria edge
- Watch out please
- Lake torso
Gesamtspielzeit: 49:11 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingbritt Postings: 5161 Registriert seit 31.08.2016 |
2021-11-27 18:56:40 Uhr
... bin da auf Wellenlänge, schön anderes Album. Rhythmisch verloren und faszinierende Sounds. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-11-24 20:41:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Entropy; UFI; Maarja Nuut & Ruum; Nanotune; Antonio Melandri; Autechre; Mouse On Mars; Sub City; Aural Expansion; Legna; Spyra; Above All; Plaid; Clark; Oval; Orbital; Mira Calix; To Rococo Rot; Plone; Jan Jelinek; Luke Vibert; Uma; Goldmund; Boards Of Canada; Bogdan Raczynski; The Future Sound Of London; The Black Dog; Goldfrapp; Lamb; Moloko; Björk; The Knife
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- Michelle Samba & Phil Mills - Platoo (2 Beiträge / Letzter am 27.11.2021 - 18:56 Uhr)