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Cynic - Ascension codes

Cynic- Ascension codes

Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 26.11.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schlüsselfaktoren

Wenn es stimmt, dass man sich als Band rar machen sollte, um Vorfreude zu erzeugen und sich gleichzeitig etwas mysteriös zu geben, dann haben Cynic alles richtig gemacht. Ganze drei Alben veröffentlichten die Amerikaner seit ihrer Gründung 1987, und dennoch gibt es neben Watchtower wohl kaum eine andere Band im Progressive Metal, die mit so wenigen Veröffentlichungen so legendär wurde. Dabei waren viele Lücken im Band-Lebenslauf noch nicht einmal gewollt, sorgten doch permanente Streitereien mit anschließenden Versöhnungen zwischen den kreativen Köpfen Sean Malone und Sean Reinert immer wieder für Auszeiten – so zuletzt 2015, als Reinert mal wieder genervt das Aus der Band verkündete. Dass es mit "Ascension codes" nun doch überhaupt ein viertes Album gibt, ist aus anderen, leider viel tragischeren Gründen erstaunlich. Denn zunächst starb im Januar 2020 Sean Reinert mit gerade einmal 48 Jahren, und im Dezember des selben Jahres nahm sich der langjährige Freund Malone das Leben.

So liegt es an Paul Masvidal, dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied, dieses Erbe fortzuführen. Und weil die – wenn auch kurze – Tradition außergewöhnlicher Platten verpflichtet, ist "Ascension codes" mehr als nur eine Ansammlung von Songs. Sondern ein Konzeptalbum, dessen Hintergrund sich wohl erst sukzessive, nach vielen Durchläufen und Studium der Lyrics erschließen wird. Doch auch ohne dieses Wissen nimmt die Platte sofort gefangen, genauer gesagt beim tatsächlichen Opener "The winged ones" – bei den Tracks mit den Codes im Titel, die der eigenen Interpretation überlassen bleiben, handelt sich um kurze Zwischenspiele, die sozusagen als verbindende Elemente zwischen den Songs fungieren. Wenn man schon ein Rock-Album mit einem Instrumental beginnt, muss man schon verdammt gute Gründe dafür haben. Und "The winged ones" ist so ein guter Grund, ein Instrumental, das weniger durch filigrane Musikalität überzeugt, sondern durch seine Vielschichtigkeit, durch die es immer wieder neue Facetten zu entdecken gibt.

Erst mit "Elements and their inhabitants" kommen ganz dezent die Metal-Wurzeln zum Vorschein, werden jedoch direkt durch die überaus luftigen Gitarren-Arrangements und Masvidals entrückt gehauchten Gesang abgelöst – kaum hat man sich an eine Songstruktur gewöhnt, wird man von dieser Atmosphäre wieder an die Hand genommen, weitergezogen. Ja, das Riff war toll, aber jetzt gehst Du wieder mit uns schweben. "Mythical serpents" steht knietief im Postrock, ist dabei fast trügerisch eingängig, wären da nicht diese wahnwitzigen Frickel-Parts unter den sanften Melodiebögen. Die jedoch das Erlebnis, das "6th dimensional archetype" bietet, nur vorwegnehmen. Plötzlich ist sie da, die Metal-Eruption, endlich hinein ins enthemmte Headbanging – doch halt, dabei gingen viel zu viele Details verloren. Genau so muss das Spiel zwischen Spannung und Erlösung gespielt werden.

Eine Spannung, die mit "DNA activation template" zunächst etwas überzogen wird, mäandern dessen Soundscapes doch wenig nachvollziehbar umher, bis das Stück plötzlich wieder das Thema des Openers aufnimmt. Tatsächlich setzt in der zweiten Hälfte so etwas wie ein Gewöhnungseffekt ein, was ausdrücklich nicht bedeutet, dass das Album plötzlich simpler wird. Vielmehr wächst das Gefühl, die Songs endlich entschlüsseln zu können, und tatsächlich finden sich zum Beispiel bei "Aurora" ganz wunderbar eingängige Elemente – nur um vom hektischen "In a multiverse where atoms sing" wieder zerstört zu werden. Konstruktion und Dekonstruktion, ein solches Wechselspiel findet sich immer wieder. Doch es gelingt stets, diese Ausflüge zu kanalisieren, nicht zuletzt durch die bereits erwähnten Interludien – nicht der Song ist der Star, sondern die Atmosphäre. Und genau deshalb entzieht sich die Band schon seit vielen Jahren erfolgreich jeglicher Versuche der Kategorisierungen. Ob Paul Masvidal den Verlust seiner Freunde und Mitmusiker absehbar wird verarbeiten können, wird sich zeigen müssen. Musikalisch hat er jedenfalls Sean Malone und Sean Reinert ein würdevolles Denkmal gesetzt.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The winged ones
  • 6th dimensional archetype
  • In a multiverse where atoms sing

Tracklist

  1. Mu-54*
  2. The winged ones
  3. A'-va432
  4. Elements and their inhabitants
  5. Ha-144
  6. Mythical serpents
  7. Sha48*
  8. 6th dimensional archetype
  9. DNA activation template
  10. Shar-216
  11. Architects of consciousness
  12. DA'z-a86.4
  13. Aurora
  14. DU-*61.714285
  15. In a multiverse where atoms sing
  16. A'jha108
  17. Diamond light body
  18. Ec-ka72

Gesamtspielzeit: 49:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mann 50 Wampe

Postings: 3280

Registriert seit 28.08.2019

2021-11-28 20:18:22 Uhr
:D

Watchful_Eye

User

Postings: 2773

Registriert seit 13.06.2013

2021-11-28 18:42:54 Uhr
Meines Erachtens gibt es keine erwähnenswerten Ähnlichkeiten zwischen "Ascension Codes" und Mike Oldfield.

Peacetrail

Postings: 3890

Registriert seit 21.07.2019

2021-11-28 18:31:47 Uhr
„Mike Oldfield für Arme.“

Und eigentlich ist Mike Oldfield selbst schon für Arme.

NeoMath

Postings: 1676

Registriert seit 11.03.2021

2021-11-28 17:13:37 Uhr
Tja, als Cynic-Hörer der ersten Stunde muss ich sagen, dass ich insgesamt, mit Abstrichen, doch angenehm überrascht bin von dem Album, insbesondere von der Schlagzeugarbeit, die mich echt mitnimmt. Bei allem Respekt vor bzw Anerkennung für Reinert, aber die Sachen, die Matt Lynch da abliefert sind schon absolute Spitzenklasse und übertrumpfen Reinerts Spiel auf den früheren Cynic-Alben um einiges.

Etwas enttäuschend finde ich, dass sich Masvidals Gesang überhaupt nicht weiterentwickelt hat und auf mich über weite Strecken sogar etwas langweilt. Das typische modulierte Electro-Buddha-Gejaule auf modernisiertem Niveau zwar, aber eben nix dolles, wie auch früher schon nicht...

Auch das Fehlen eines echten Bassisten lässt mich erstaunt und fragend zurück. Zu Cynic gehört für mich einfach ein echter Bassist! Soviel musikalische Kompetenz und dann ein Bass aus der Quietschorgel, ne du, ne du... vermutlich wollten sie Geld sparen...

Bei allem Gemaule dennoch ein musikalisch beeindruckendes Album, bei dem mich tatsächlich mehr die bzw der neue Musiker begeistert hat, als Masvidal.

mal sehen ob die Scheibe noch weiter wächst und ich die gesanglichen Defizite gut verdauen kann...

Mann 50 Wampe

Postings: 3280

Registriert seit 28.08.2019

2021-11-27 12:29:19 Uhr
Mike Oldfield für Arme.
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