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Admiral Fallow - The idea of you

Admiral Fallow- The idea of you

Chemikal Underground / Broken Silence
VÖ: 05.11.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Fast vergessen

Nein, es geht nicht ohne. Wer über Admiral Fallow schreiben will, der muss mindestens einmal ihr Debütalbum "Boots met my face" erwähnen. Allein schon, weil die fünfköpfige Band aus Glasgow selbst so gerne in die Vergangenheit schaut und sich kleine, feine Erinnerungen rauspickt und sie in Folk-Kleinodien verwandelt. Wer das mittlerweile elf Jahre alte Album nicht mehr vor Ohren hat, sollte also kurz aufhören zu lesen und sich selbst auf Zeitreise begeben. Was allerdings nicht heißen soll, dass die neueste Sammlung an Schwelgereien nicht ebenfalls einen zauberhaften Strauß Vergissmeinnicht pflückt.

Ganz im Gegenteil: "The idea of you" ist eine Musik gewordene Wärmflasche, mit der man sich weich betten kann. Der Großteil der Songs entstand schon 2019 – in einer besseren Zeit also, die heute unendlich weit weg scheint. So wirkt das sanfte "Sleepwalking" zu Beginn fast wie ein Fiebertraum, der mit seiner verträumten Melodie auch Fran Healy gut zu Gesicht stehen würde, zaghaft seinen Selbstwert checkt und fragt: "What would you want with someone who's only in love with the idea of you?"

"Electric eyes" schmeißt den Drumcomputer an und zeigt die immer noch feine Beobachtungsgabe von Sänger Louis Abbott, der bei seinem Gegenüber bemerkt, dass die Zigarette auszugehen droht, wenn man nicht langsam mal wieder zieht. Es ist eine gewohnte Qualität von Admiral Fallow, die wortlose Kommunikation zu verstehen, egal ob es die kleinen Zuckungen in der Schulter sind oder die heimlichen Tritte unter dem Tisch. Die sanfte Intonation der Schotten tut ihr Übriges und wenn "Three weeks" dann auch noch den th-Laut und das rollende R verheiratet, ist das Charme-Barometer schon nach gerade acht Minuten gesprengt – und Zweitstimme Sarah Hayes hat sich bis dahin noch zurückgehalten.

Aber auch sie bekommt in den neun Tracks genügend Zeit, genauso wie all die vielen Spielereien, welche die Folk-Stücke wie kleine Überraschungen mitbringen und die teilweise gerade lange genug zu hören sind, um sich sicher sein zu können, dass sie wirklich passiert sind. Die Gitarre spielt zwar die Hauptrolle, aber da gibt es mal ein cleveres Panning, mal eine Flöte, mal ein paar Hi-Hats, welche die Spannung hochhalten. Besonders verrückt wird es in "The possibility", dessen Claps klingen wie ein schneller Ballwechsel beim Tischtennis. An allen Ecken knarzt und arbeitet es und trotzdem verkommt keines der vielen Elemente zur reinen Spielerei, sondern fügt den liebevollen Anekdoten ein weiteres Detail hinzu, das man beim letzten Erzählen vielleicht gar nicht erwähnt hat, aber die Geschichte noch besser macht.

Manchmal führt dieser Nostalgie-Trip zwar gefährlich nah an der Grenze zum Kitsch entlang, aber Admiral Fallow und Stammproduzent Paul Savage (The Delgados) sind zu erfahren, um aus dem Gleichgewicht zu kommen und in die Klimbim-Falle zu stolpern. Seit sie einmal den Stiefel ins Gesicht bekommen haben, scheinen sie ganz genau zu wissen, wie ihnen das nie wieder passiert. "The idea of you" ist zwar kein "Boots met my face", weil ihm dafür die großen Melodien und der jugendliche Überschwang fehlen. Aber das muss es auch gar nicht sein, denn in der Diskografie von Admiral Fallow ist jede Erinnerung Gold wert.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • Sleepwalking
  • Three weeks
  • Tuesday grey

Tracklist

  1. Sleepwalking
  2. Electric eyes
  3. Three weeks
  4. The Grand National, 1993
  5. Dragonfly
  6. Night, shortly
  7. Tuesday grey
  8. The possibility
  9. Soliton

Gesamtspielzeit: 40:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Obrac

Postings: 2625

Registriert seit 13.06.2013

2022-01-18 19:43:07 Uhr
"Electric Eyes" und "Sleepwalking" übertrieben gut, danach ist das Pulver aber schon komplett verschossen. Zudem sehe ich bei der Stimme immer Roger aus "Outlander" vor meinem geistigen Auge, was nicht gut ist.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2883

Registriert seit 14.06.2013

2022-01-18 17:33:03 Uhr
Mit "Sleepwalking" mal eben im Januar 2022 einen der besten Tracks aus 2021 entdeckt. Wunderbar.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28493

Registriert seit 08.01.2012

2021-11-17 22:14:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Pivo

Postings: 1423

Registriert seit 29.05.2017

2021-11-07 07:43:57 Uhr
Album wurde wohl vorgezogen. Schön, dass es so was auch noch gibt. Auf Spotify ist es drin und eine Versandbestätigung für meine vorbestellte CD gab es auch schon. Hören werde ich es heute Abend.

Pivo

Postings: 1423

Registriert seit 29.05.2017

2021-10-21 20:54:57 Uhr
Die single ist nicht mehr ganz neu. Die war schon vor Monaten auf Spotify. Richtig gut ist der Song aber so oder so.

Es gibt sogar schon einen zweiten Vorgeschmack, dragonfly. Ist nicht so stark wie sleepwalking aber auf das Album freuen ich mich in jedem Fall.
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