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Zuzu - Queensway Tunnel

Zuzu- Queensway Tunnel

Planet Z / Universal
VÖ: 12.11.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Glitzer im Staub

Als es über der altehrwürdigen Kultur-Metropole Liverpool mal wieder in üppigen Mengen Talent regnete, zückte eine Dame ganz bestimmt nicht den schützenden Regenschirm: Zuzu. Die 27-Jährige mit dem grungy Indie-Pop-Sound, deren jüngster Hit "Lie to me" aus kauziger Verschrobenheit die offensive Pop-Geste macht, ist nicht bloß Musikerin. Sondern auch Schauspielerin, Regisseurin, Co-Produzentin im eigenen Tonstudio und leidenschaftliche Comic-Illustratorin. Und natürlich hat Zuzu eine angemessen freche Schnauze. Zu Recht, denn die Single "The van is evil", ein schriller Pop-Hüpfer mit eigentümlichem Rhythmus, bringt das Versagen der Wohlstandsgesellschaft und ihre katastophal-lächerlichen Klimaschutz-Bemühungen furztrocken auf den Punkt: "I'm from planet Earth / I put my own needs first." Musikalisch schlägt der Track Purzelbäume zwischen Feist und Billie Eilish.

Symbolisch betrachtet steht der Titel ihres ersten Longplayers nach diversen Singles und der "How it feels"-EP aus dem Jahr 2020 nicht bloß für den gleichnamigen Tunnel, der Zuzus Heimat Birkenhead mit der Merseyside und dem Zentrum Liverpools verbindet. Sondern eben auch für jenen Mut und das Selbstbewusstsein der Künstlerin, vieles einfach selbst entscheiden zu wollen und zu können. Dort in Birkenhead, am anderen Ende des Mersey-Tunnels, experimentiert Zuzu liebend gern mit Vintage-Gitarren, akustischen wie elektronischen, für die sie eine Sammler-Leidenschaft entwickelte. Die auf den Punkt gebrachte Kombination aus klassischer Gitarrenarbeit und moderner Produktion steht dem melancholischen "My old life" dabei äußerst gut.

Interessant im Sound gerät "Bevy head", das Synthies und nach vorn drängendem Tanz-Rhythmus eine tief gemauerte, bratzige Gitarrenwand in den Weg stellt. Ebenso Interessant, wie moderner Pop-Touch und ungestüme (Post-)Punk-Wurzeln der Künstlerin in "Where'd you go" verschmelzen, toller Slacker-Part inklusive. Eine vielschichtige Instrumentierung erfährt der im Kontext fast elegische, halb balladeske, aber dennoch nicht leise Titelsong, der den Raum auf der Closer-Position genießt und in ein intensives Finale mündet. Auch der Opener "Timing" bringt Zuzus Wurzeln ans Licht, denn die Dame jammt an der Gitarre, seit sie zarte acht Jahre jung ist. Intensives Drumming, Grunge-Riffs schreddern zum hymnischen Refrain, dennoch sorgt der präzise arrangierte Background-Gesang für popselige Euphorie. Staub glitzern lassen? So geht das.

Da wird es auch mal Zeit zum schwelgerischen "Toaster" etwas herunterzufahren oder mit "Endlessly yours" in opulentere Kammer-Pop-Gefilde hineinzulinsen. Einen hübschen Basslauf gibt's gratis dazu. Ebenso wie Zuzus very charming Stimme im Klangspektrum zwischen lieblich-scheu und soulig-einfühlsam. Inklusive eines kauzig nordwest-britischen Slangs, den Menschen im Norden der Insel eben nicht auf Knopfdruck eliminieren können. Liebe aufstrebende Musiker*innen: Wenn's das nächste Mal regnet und Ihr das Knöpfchen am Schirm sucht: Finger weg!

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Timing
  • The van is evil
  • Where'd you go
  • Queensway Tunnel

Tracklist

  1. Timing
  2. Lie to myself
  3. My old life
  4. The van is evil
  5. Toaster
  6. Bevy head
  7. Where'd you go
  8. Never again
  9. Endlessly yours
  10. Queensway Tunnel

Gesamtspielzeit: 37:32 min.

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User Beitrag

Saschek

Postings: 637

Registriert seit 23.07.2018

2021-12-09 17:17:21 Uhr
Muss ich direkt mal hochholen. Höre es seit zwei, drei Wochen und finde es - für das was es ist - ausgesprochen gut. Und was ist es? Lupenreiner Indie-Pop von einer massiv sympathischen Künstlerin. Melodiös mit richtig guten Hooks. Intelligent ist es auch noch. Der Titelsong (der ganz am Ende kommt) ist dann der Endhammer. Liverpool als Wiege des Pops - gerettet. Schöne Überraschungsentdeckung.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27366

Registriert seit 08.01.2012

2021-11-10 22:10:55 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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