Jon Hopkins - Music for psychedelic therapy

Domino / GoodToGo
VÖ: 12.11.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ohne Risiken und Nebenwirkungen
Treibende Beats. Eingängige Melodien. Tanzflächenzwang. Tieftönende Angriffe auf die Magenregion. All das, was Jon Hopkins auf seinen bisherigen Veröffentlichungen geboten und insbesondere auf den beiden Alben "Immunity" und "Singularity" zur wahren Meisterschaft getrieben hat, fehlt auf seinem neuesten Werk. "Music for psychedelic therapy" ist genau das, was es ankündigt: eine musikalische Therapie. Die hinfort führt vom beschleunigten Alltag, von Sorgen, Ängsten und Nöten. Ein unwiderstehlicher Klangteppich, unter dem man vollkommen versinken kann. Das schafft aber nur, wer sich wirklich mit allen Sinnen darauf einlässt. Nebenher, so viel sei verraten, ist diese Musik nicht konsumierbar.
Das Album spielt sich im Kopf ab. Es gibt daher keine Alternative zum intensiven Hören: Kopfhörer auf die Ohren, alles ausblenden, keine Ablenkung durch irgendwas. Hopkins geht einen anderen Weg als sonst; natürlich ist seine Liebe zur Musik die Grundlage für sein Schaffen geblieben, bleibt auch seine Freude am Experimentieren ein Markenzeichen. Doch die gewöhnlich gewählten Mittel zum Zweck sind andere. Eingängige Melodien? Fehlanzeige. Rhythmen zum Mitgrooven? Mitnichten. Das ist alles kaum greifbar, was der Brite hier abliefert, und doch überaus spannend, intensiv und atmosphärisch dicht. Hopkins schafft es, sich hier vollständig fallen zu lassen, sich ohne Kompromisse der klanglichen Schönheit hinzugeben. Uns Zuhörern bleibt nur, das ebenfalls zu versuchen – wer hier abgelenkt herangeht, findet keinen Zugang, bleibt außen vor. Es sind im Kern elektronische Pfade, die Hopkins beschreitet, hinzu kommen akustische Elemente aus der Natur, Wasser beispielsweise ist zu hören. Man hört und spürt das Werk gleichermaßen, die Idee einzelner Songs ist dabei zugunsten eines einzigen Flows aufgegeben.
Das alles steuert schließlich auf ein Lagerfeuer zu, das zum Abschluss dieses Trips lodert. "Sit around the fire" bringt Hopkins zusammen mit dem Künstler East Forest und dem 2019 verstorbenen Guru Ram Dass, dazu ist ein passendes Video entstanden, das viel erzählt über die Herangehensweise von Hopkins an "Music for psychedelic therapy". Ob man nun tatsächlich ein Lagerfeuer vor Augen hat, wenn man diese gut einstündige Reise antritt, oder ganz andere Umgebungen imaginiert, muss jeder selbst herausfinden. Eine Einladung zum Träumen, Abschalten und Davondriften ist das Ganze in jedem Fall. Jon Hopkins bleibt sich und seiner Kreativität konsequent treu, nur eben ganz anders als gewohnt. Und fordert überaus konsequent dazu auf, sich mit dem künstlerischen Schaffen mit allen Sinnen zu befassen – herrlich gegen den Strich der rastlosen Zeit gebürstet.
Highlights
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Tracklist
- Welcome
- Tayos caves, Ecuador i
- Tayos caves, Ecuador ii
- Tayos Caves, Ecuador iii
- Love flows over us in prismatic waves
- Deep in the glowing heart
- Ascending, dawn sky
- Arriving
- Sit around the fire
Gesamtspielzeit: 63:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34749 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-11-12 09:52:44 Uhr
Bin derzeit eh in Ambient/Drone-Stimmung, von daher ist das wohl was für mich.Die Rezi find ich allerdings komisch. "Treibende Beats. Eingängige Melodien. Tanzflächenzwang." ist jetzt nicht das, was ich zwingend mit Hopkins verbinde. |
VelvetCell Postings: 8195 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-11-04 23:05:56 Uhr
Ein Album für meine "Arbeitsliste". |
peter73 Postings: 3505 Registriert seit 14.09.2020 |
2021-11-04 22:14:32 Uhr
kommt ja erst am 12.11.; hab nur einen song bisher gehört und das review macht mich auch nicht wirklich spitz auf das album. so ambientgedöns ist für mich meist ein opfer für die skiptaste... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28661 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-11-03 21:34:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34749 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-10-14 20:44:25 Uhr
Da ich mit sowas gut kann, bin ich dabei. Erwarte allerdings auch nichts auf Niveau der letzten beiden Alben. Ist halt Drone/Ambient. |
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Referenzen
East Forest; Ram Dass; Random Rab; Garth Stevenson; MC Yogi; DJ Taz Rashid; The Human Experience; Essie Jane; Benjy Wertheimer; Yaima; Shaman's Dream; Jane Winther; Pete Kuzma; Nada Sadhana; Darside; Nils Frahm; Daniel Avery; Rival Consoles; Ulrich Schnauss; Helios; Loscil; Clark; Apparat; Peter Broderick; A Winged Victory For The Sullen; Library Tapes; Plaid; Stars Of The Lid; Slow Meadow; Eluvium; Kelpe
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