Joe Bonamassa - Time clocks

Provogue / Mascot / Rough Trade
VÖ: 29.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Blaues Wunder
Als im Jahr 1989 die amerikanische Blues-Legende B.B. King auf Tour durch die USA ging, wurden die Zuschauer Zeugen einer Sensation. Denn als Support-Act marschierte ein zwölf Jahre alter Steppke auf die Bühne, der den Blues bereits als kleiner Junge so im Blut hatte wie die Großen ihrer Zunft. 20 Shows spielte jener Joe Bonamassa gemeinsam mit King und galt fortan als das Blues-Wunderkind schlechthin. Zumindest, bis es ihm im folgenden Jahr der nur einen Monat jüngere Kenny Wayne Shepherd an der Seite des nicht minder legendären Stevie Ray Vaughan gleichtat, aber das nur am Rande. 32 Jahre später kann Bonamassa auf eine beeindruckende Diskographie zurückblicken, sowohl als Solokünstler als auch als normales Bandmitglied von Black Country Communion oder im Duett mit der wunderbaren Beth Hart.
Jetzt könnte man meinen, ein derart verdienter Künstler, der mit dem letzten Studio-Album "Royal tea" zum sage und schreibe 24. Mal die Spitzenposition der Billboard-Blues-Charts erreichen konnte, sei irgendwann einmal satt und der Albumtitel "Time clocks" könnte symbolisch dafür stehen, dass die Zeit einmal abläuft. Doch weit gefehlt. Kurzes Intro, dann marschiert "Notches" entschlossen voran, verleiht den allgegenwärtigen Blue Notes zunächst einen gehörigen Schuss Southern Rock, um anschließend so brachial davonzustampfen, als hätten Led Zeppelin Pate gestanden. Und noch während sich das großartige Leitmotiv in Gehirn und Tanzbein breitmacht, schwingt "The heart that never waits" mit einem dermaßen lässigen Groove vorbei, dass wirklich niemand ruhig bleiben kann, der dem Genre auch nur in Ansätzen etwas abgewinnt. Und wenn wir schon bei fetten Grooves sind, dann darf das zickige "Question and answers" mit seinem wunderbaren Wechsel zwischen druckvoll stampfendem Refrain und leichtfüßiger Strophe nicht zurückstehen.
Fast wirkt es, als wollte Bonamassa so etwas wie ein Best-Of über sein bisheriges Schaffen präsentieren. Da sind die epischen Songs, die ausgebreiteten Arme wie im Titeltrack oder in der wundervollen Ballade "Mind's eye". Da sind die erwähnten tänzelnden Groover, bei denen er sich immer wieder tief in den Classic Rock hinein bewegt und dort genau so stilsicher wie im Blues agiert. Und da ist überall diese unbändige Spielfreude, diese Kreativität, die in "The loyal kind" ihren Höhepunkt erlebt. Ein durch Flöteneinsatz dezent folkiger, irgendwie sehnsüchtiger Beginn, danach brechen alle Dämme. Alleine diesen Song zu beschreiben, würde jeglichen Rahmen sprengen. Was bleibt, ist ein Festakt des modernen Bluesrock.
Wenn es irgendetwas zu bekritteln gibt, dann vielleicht den Umstand, dass die beiden letzten Songs nur noch marginal zu diesem Feuerwerk beitragen können. Wohlgemerkt, das ist immer noch Höchstniveau, sticht aber nicht mehr besonders heraus. Wobei das etwas cheesy geratene "Known unknowns" fast schon als genau deshalb gelungener Abschluss wirkt, lässt es doch wie ein Filmabspann noch einmal darüber nachdenken, was Joe Bonamassa hier gerade abgefeuert hat. Nämlich ein Album, das selbst für das durchgängig hohe Niveau des Backkatalogs außergewöhnlich ist, ganz nebenher durch die großartige Produktion von Kevin Shirley auch akustisch überzeugen kann – schlicht eine Platte, an der sich im Genre zukünftig vieles messen lassen muss. Ob B.B. King das damals ahnen konnte?
Highlights
- The heart that never waits
- Questions and answers
- The loyal kind
Tracklist
- Pilgrimage
- Notches
- The heart that never waits
- Time clocks
- Questions and answers
- Mind's eye
- Curtain call
- The loyal kind
- Hanging on a loser
- Known unknowns
Gesamtspielzeit: 56:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingbritt Postings: 5183 Registriert seit 31.08.2016 |
2021-10-28 19:35:47 Uhr
. . . na klaro. Freue mich schon auf die Limited Edition Boxset CD. Klasse Zeugs drinne: *** Digipack + 24-seitigem Booklet, zwei Untersetzern, zehn Postkarten und 3 Plektren in Stülpdeckelbox. "3 Plektren" wenn die runtergespielt hast du den Bonamassa drauf. ^^ |
8hor0 Postings: 1259 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-10-27 23:01:48 Uhr
ah, habt ihr ihn auch mal entdeckt? ;) |
kingbritt Postings: 5183 Registriert seit 31.08.2016 |
2021-10-27 21:48:52 Uhr
. . . was für mich, kommt Freitag, dann mehr. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-10-27 21:16:22 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Stevie Ray Vaughan; B.B. King; John Lee Hooker; Gary Moore; Black Country Communion; Muddy Waters; Brian Johnson; Jimi Jamison; Joe Elliott; Walter Trout; Kenny Wayne Shepherd Band; Blues Pills; Beth Hart; Robert Cray; Albert Cummings; Brad Nowell; Warren Haynes; Jerry Donahue; Mari Wilson; Darren Hayes; Albert King; Snowy White; Carter Beauford; Billie Holiday; Sarah Bettens; Nicholas Hexum; Ricky Lee Jones; Popa Chubby; Coco Montoya; John Mayall & The Bluesbreakers; Gov't Mule; James Taylor; Novo Combo; Peter Green; John Mayall; Eric Clapton; Peter Frampton; The Jeff Healey Band; John Hiatt; Racoon; ZZ Top
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