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Hand Habits - Fun house

Hand Habits- Fun house

Saddle Creek / Rough Trade
VÖ: 22.10.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Schönheit als Chance

Wohin mit dem Ich? Eine Frage, deren Beantwortung ganze Bücherregale füllt. Ein Konsens konnte bisher nicht erzielt werden. Angesichts der Tatsache, dass es aktuell mehr als sieben Milliarden Fragesteller gibt, auch wenig verwunderlich. Es ist laut auf diesem Planeten. Durch ein Gewirr aus Meinungen zu tapsen, gehört zum Schicksal des modernen Menschen. Jedoch gibt es Teile der Identität, die keine reine Meinungssache sind. Meg Duffy, federführend hinter dem Band-Projekt Hand Habits und als nicht-binäre Person nicht in alte Schubladen passend, weiß das nur zu gut. Zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen zu trennen, ist sicher schwierig. Am Ende geht es aber um die Musik. Und die spricht für sich.

Dass "Fun house" via Saddle Creek erscheint, passt perfekt. Das Label aus Nebraska blickt mittlerweile auf eine lange Tradition zurück. Immer wieder gelingt es der Plattenfirma, Singer-Songwriter zu finden, die Melancholie in Musik gießen können. Hand Habits sind hier keine Ausnahme. Ihre introvertierten Songs ruhen meist auf einem Akustikgitarren-Fundament, wobei im Gegensatz zu früheren Alben deutlich mehr Synthesizer um die Aufmerksamkeit des Hörers buhlen. Exemplarisch hierfür ist die großartige Vorabsingle "Aquamarine", die gekonnt zwischen Introspektion und zarter Euphorie pendelt. Diese Gefühle dominieren auch "More than love", welches das Album auf einnehmende Weise eröffnet.

Will man die Musik auf "Fun house" mit einem Adjektiv beschreiben, liegt ein ebenso simples wie mächtiges nahe: schön. Manchmal reichen diese einfachen Wörter, es muss nicht immer die lexikalische Breitseite sein. Wenn Duffy zu Gitarren- und Klavierbegleitung in "Graves" über die Begrenztheit der menschlichen Existenz sinniert, vereinen sich Gedanken über den Tod mit der Erkenntnis, das Leben als Chance wahrzunehmen. Dieser zarte Optimismus zieht sich durch viele dieser Songs. Auch das mit Perfume Genius eingespielte "Just to hear you" vermag schon beim ersten Hören zu gefallen. Intimität hörbar zu machen, ist Duffys größtes Talent.

Meist bleibt der Gesang zurückhaltend, sodass es umso mitreißender wirkt, wenn er doch einmal alle Register zieht. Nachzuhören ist ein solcher Moment im Finale von "Concrete & feathers", welches lange im Gedächtnis bleibt. Nicht jeder Song gerät so umwerfend, echte Durchhänger gibt es jedoch nicht. Songs wie "Gold / Rust" erinnern in ihrer schluffigen Verzerrung an Bright Eyes, jene Band, die Saddle Creek international berühmt gemacht hat. Doch Meg Duffy ist nicht Conor Oberst. Hand Habits ist ein faszinierendes, eigenständiges Projekt, das hoffentlich noch viele Jahre bestehen wird. "I can change", heißt es immer wieder in "Control". Vielleicht ruht in dieser Erkenntnis auch der Schlüssel zu Duffys Kunst.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Aquamarine
  • Just to hear you (feat. Perfume Genius)
  • Concrete & feathers
  • Control

Tracklist

  1. More than love
  2. Aquamarine
  3. Just to hear you (feat. Perfume Genius)
  4. No difference
  5. Graves
  6. False start
  7. Clean air
  8. Concrete & feathers
  9. The answer
  10. Gold / Rust
  11. Control
  12. Bigger world (Bonus track)

Gesamtspielzeit: 41:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

myx

Postings: 4640

Registriert seit 16.10.2016

2021-11-07 20:31:11 Uhr
In der Tat ein schlichtweg schönes Album. Herausheben möchte ich "Aquamarine" und "Gold/Rust". Erinnert mich teilweise auch an Elliott Smith ("The Answer").

saihttam

Postings: 2359

Registriert seit 15.06.2013

2021-10-21 00:37:09 Uhr
Oh, da freue ich mich drauf. Damals live als Opener für Kevin Morby und Teil seiner Band gesehen und mich direkt in dieses Gitarrenspiel verliebt. Die letzten beiden Alben und ein zweites Mal live als Hauptact waren auch sehr schön.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-10-20 21:01:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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