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The Velveteers - Nightmare daydream

The Velveteers- Nightmare daydream

Easy Eye Sound / Concord
VÖ: 08.10.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Staub, Stil und Schmackes

Gut Ding will Weile haben: Schon seit 2014 machen The Velveteers, zu Beginn bestehend aus dem blutjungen Geschwisterpaar Demi und John Demitro, Boulder in Colorado unsicher. Als familiär-eingespieltes Drums-Gitarre-Krach-Duo sorgten sie zunächst für schwitzige Club-Furore – so weit, so formelhaft und wenig außergewöhnlich. Eines Tages aber überkam Sängerin und Gitarristin Demi Demitro eine lebensverändernde Erkenntnis: Was könnte noch cooler sein, als nur einen Schlagzeuger ihr Eigen nennen zu dürfen? Die naheliegende, im Business allerdings kaum real umgesetzte Antwort: zwei Schlagzeuger! Seitdem teilen sich Bruderherz John und Neuzugang "Baby" Pottersmith ein einziges, siamesisch zusammengeschweißtes Set mit zwei Bass-Drums, wenn sie nicht noch weitere Instrumente in die Finger bekommen.

Das Schicksal wollte es anschließend so, dass Dan Auerbach, seines Zeichens The-Black-Keys-Hälfte und leidenschaftlicher Headhunter für Rock'n'Roll-Nachwuchs, auf das ungewöhnliche Trio aufmerksam wurde. Ehe The Velveteers sich versahen, saßen sie für die Aufnahme-Sessions zu "Nightmare daydream" im Blues-Mekka Nashville. Das Debütalbum ist nach ganzen sechs Jahren nun endlich im Kasten. Und nachdem sie im Sommer schon spontan für niemand Geringeren als die Dinosaurier von Guns N' Roses eröffnen durften, wird auch auf Konserve klar: The Velveteers machen keine halben Sachen, sondern stehen generell auf Doppelpackungen. Geglückt ist ihnen die nahezu perfekte Symbiose aus Siebziger- und Neunziger-Ästhetik – bluesgetränkter, roher Alternative voller Staub, Stil und Schmackes.

Zugedröhnter Glam bricht sich besonders im ohrwurmigen Titeltrack und in der beschwingten Single "Charmer and the snake", in der Demitro die leeren Versprechungen sowie die verbreitete Ausbeutung durch schmierige Industrie-Opas anprangert, seine Bahnen. Stumpfe Robot-Rock-Akkorde und -Licks bietet das tolle Doppel aus "Father of lies" und "Bless your little heart", konterkariert diese aber auch mit schwelgerischen, durchaus ins Psychedelische abdriftenden Hooks. Demitros ausdrucksstarkes Timbre erinnert dabei nicht selten an Blood Red Shoes' Laura-Mary Carter – in den Momenten, wenn die sich eher als verführerischer Garagen-Vamp denn als schüchterne Indie-Rockerin gibt. Attitüde, Vorbilder und den Hang zum Düsteren teilen beide: "What a smile can hide" klingt so, als hätten sich ein paar Westküsten-Grunge-Damen in der Geisterbahn versteckt. Oder wenn die Stahlsaiten im grungig-akustischen "Brightest light" so richtig schön surren, dass sie auch auf ein "In time to voices" famos draufgepasst hätten, welches die Neunziger auf ähnliche Weise zwei Jahrzehnte zurückschubsen wollte. Die Gitarre aus "Devil's radio" ist hingegen direkt von Proto-Punk-Helden wie The Stooges geborgt, kommt also praktisch direkt aus der Steinzeit.

Neben den vielen Talenten der so mühelos zeitreisenden Frontfrau dürfen natürlich auch die beiden Drummer nicht unerwähnt bleiben, denn anstatt das Album mit Unmengen an Geprügel zu überfrachten, sind die Schlagzeugspuren auf "Nightmare daydream" wohl überlegt und dosiert. Die Schlüsse von "Father of lies" oder auch "Beauty queens" darf das Duo Infernale dann trotzdem regelrecht in Grund und Boden trommeln, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht. Ist der Platz an der Schießbude bei den Muppets eigentlich noch zu haben? Ein erhabener Abschluss in der Tradition grungiger Alternative-Schleicher namens "Limboland" rundet das Album treffsicher ab: "Welcome to the land where the milk is sour / And the honey just stays sweet / Sure looks good from the outside / But looks don't mean a thing." Süß und gutaussehend sind The Velveteers trotzdem, was aber nicht bedeutet, dass ihr zeitloser, knarzend-fuzziger Rock-Hybrid nicht auch angenehm beißen und kratzen würde. Ehre, wem Ehre gebührt: Der hat ja schon ein gutes Näschen für spannende Newcomer, dieser Dan Auerbach.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Father of lies
  • Bless your little heart
  • What a smile can hide
  • Limboland

Tracklist

  1. Dark horse
  2. Motel #27
  3. Father of lies
  4. Bless your little heart
  5. Charmer and the snake
  6. Brightest light
  7. What a smile can hide
  8. Choking
  9. Nightmare daydream
  10. Beauty queens
  11. Devil's radio
  12. Limboland

Gesamtspielzeit: 38:02 min.

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Armin

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2021-10-13 21:43:38 Uhr - Newsbeitrag
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