Illuminati Hotties - Let me do one more
Snack Shack Tracks / Hopeless
VÖ: 01.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Verschworen, um zu leben
Ein beträchtlicher Kreis Eingeweihter weiß schon Bescheid. Etwas ist da im Gange in den Studios in Los Angeles. Von geheimen Codes möchte man fantasieren. Von Klangkonzepten, die nur Auserwählten enthüllt werden. Wie konnte aus Sarah Tudzin, dieser Producerin und Sound Engineerin, die eigentlich nur eine Band gründete, um sich selbst eine Visitenkarte und einen Arbeitsnachweis zu liefern, eines der am schlechtesten gehüteten Indie-Geheimnisse der USA werden? Aus dieser Sarah Tudzin, die letztes Jahr ein knapp 25-minütiges Quatschalbum vorlegte, um aus ihrem Labelvertrag zu entkommen? Und auch aus dieser Sarah Tudzin, die ausgerechnet im Moment dieser beruflichen Befreiung den Krebstod ihrer Mutter betrauern musste? Ja, man könnte eine Verschwörung vermuten, wäre da nicht "Let me do one more".
Denn das erste Album auf dem eigenen kleinen Labelableger Snack Shack Tracks fasst in zwölf Songs zusammen, warum es nur mit rechten Dingen zugehen kann, wenn Tudzin eine riesige Fanschar hinter sich versammeln würde. Ihr gitarrenlastiger Indie-Rock ist zielgerichtet und trotzdem verspielt, die eigenhändige Produktion kristallklar und trotzdem nicht gestreamlined, aber vor allem steht in ihrem Mittelpunkt eine so nonchalant charismatische Hauptperson, dass man immer wieder vor Fremdfreude jauchzen möchte.
Das kann zwar zwischenzeitlich etwas diffus und assoziativ werden, wenn Tudzin beispielsweise auf "Mmmoooaaaaayaya" mit der Atonalität flirtet, wird dann im nächsten Moment aber von einem Mitsing-Refrain voller langgezogener Vokale wieder eingefangen. Das kann in der Albummitte stoisch werden, wenn "Protector" ein bisschen langweilt, wird danach aber direkt von der Punkrock-Kutsche abgeholt und wieder wach geschüttelt. "Knead" wiederum hätte auch Mitte der Neunziger zusammen mit Weezer in einer Garage aufgenommen sein können, und ganz nebenbei geben die Illuminati Hotties auch noch praktische Lebensratschläge im Surfrock-Gewand: "Abbreviate when you're running late / I've found that shortening the phrase / Can save you hours in the day."
Diese freche, selbstbewusste Seite konnte man aber auch schon auf den beiden Vorgängeralben hören. Dass man sich auf Partys sicher gerne an Tudzin hängt und dass sie auch in den frühen Morgenstunden für kindischen Spaß zu haben ist, hört man in Zeilen wie "Cross-legged on your mattress / We're practicing our death threats / Hold-your-breath contest, ahh". Noch mal ganz neu lernt man sie im leisen Finale des Albums kennen. E- wird gegen Akustik-Gitarre getauscht, statt nasalem Gequäke flüstert sie. Die Party ist vorbei: "I guess being an adult is just being alone / I'll go back to the couch, let you stare at your phone / We'll pretend this is normal / We'll pretend this is growth." Wenn Sarah Tudzin nicht einer der Indie-Stars des noch jungen Jahrzehnt werden sollte, müsste es nicht mit rechten Dingen zugehen. "Let me do one more" ist keine Verschwörung wert. Hiervon darf ruhig jeder wissen.
Highlights
- Mmmoooaaaaayaya
- Knead
- Growth
Tracklist
- Pool hopping
- Mmmoooaaaaayaya
- Knead
- Threatening each other re: capitalism
- U v v p (feat. Buck Meek)
- Protector
- Joni: LA's No. 1 health goth
- Kickflip
- Toasting
- The sway
- Cheap shoes
- Growth
Gesamtspielzeit: 41:04 min.
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Referenzen
Pom Pom Squad; La Sera; Vivien Squad; Weezer; Weyes Blood; Los Campesinos!; Those Dancing Days; Best Coast; Bleached; Dum Dum Girls; Vivian Girls; Girlpool; Hinds; Honeyblood; Snail Mail; Soccer Mommy; Kimya Dawson; Yo La Tengo; Mannequin Pussy; Charly Bliss; Waxahatchee; Car Seat Headrest; CocoRosie
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