James Blake - Friends that break your heart
Republic / Universal
VÖ: 08.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Männer können seine Gefühle zeigen
Das Sad-Boy-Klischee ist ein toxisches, gegen das sich James Blake zurecht gestellt hat. Kein Mann sollte Gefühle verstecken müssen oder Angst davor haben, als weich zu gelten. Wenn das gesagt ist, fällt anhand von Blakes fünftem Album "Friends that break your heart" besonders auf, wie monothematisch er doch unterwegs ist. "There's many loves that have crossed my path / In the end, it was friends that broke my heart." Oder auch: "I hope the person after / Gets all that you held from me / They get to be a fresh start / While I'm another causality." Die Leiden des jungen J. finden sich zwar in gewieften Formulierungen wieder, letztlich ist "Friends that break your heart" aber in der Länge fast schon ein dem Titel entsprechendes Konzeptalbum. Der Humor, den Blake im famosen Video zu "Say what you will" mit ein paar freundschaftlichen Ellbogenspitzen gegen den aufstrebenden Finneas zeigt, ist hier abwesend. Die textliche Komponente fällt umso mehr auf, da die Musik deutlich geradliniger ist als auf allen bisherigen Werken, insbesondere den immer wieder überraschenden EPs zwischen den Hauptgängen.
Die zwölf Stücke verknoten nicht die Hirnwindungen und nehmen selten unvorgesehene Ausfahrten, stattdessen stellen sie Blakes Gespür für Melodie und Dramatik in den Vordergrund. So viel klassischer Soul steckte noch nie in seinen Kompositionen. Die verstärkte HipHop-Schlagseite von "Assume form" findet sich nur noch im mitreißenden "Frozen" wieder, dessen Synths wie ein Sog wirken und besonders den Rap von SwaVay in der Mitte auf ein neues Level heben. Der Opener "Famous last words" schält sich hingegen träge verschlafen aus seiner Pelle und verzaubert durch den gehauchten Mini-Refrain: "Uh, you're the last / You're the last of my old things." "Life is not the same" ist einer der straightesten Hits, die Blake je geschrieben hat und bereitet die Bühne für das wundervolle "Coming back" mit SZA, deren Stimme sich toll einfügt und dessen Coda fantastisch in den Äther abhebt. "I'm so blessed you're mine" konterkariert hingegen lieber seinen eigenen Titel mit einer entmenschlicht gepitchten Stimme, die diese Worte wie ein Mantra vorbetet.
Jene Vocal-Verfremdung sorgt in "Show me" auch für das einzige kleine Lowlight, das entweder zu simpel gerät oder zu sehr an Akons unsägliches "Lonely" erinnert. Dafür begeistert im Anschluss "Say what you will" mit gekonntem Absinken in einen kurzen A-cappella-Part und das wachrüttelnde "Foot forward" erinnert mit seinem schmissigen Klavier-Loop an Caribou. Natürlich Ehrensache, dass der Rausschmeißer "If I'm insecure" noch einmal die ganz große Geste proben darf, die Orgel auspackt und mit breit angelegter Dynamik spielt. "If this is what we always wanted / How's the signal so weak?", fragt Blake hier. Vielleicht ist ein am Schnürchen durchkomponiertes Album wie "Friends that break your heart" nicht das, was man immer von ihm wollte. Aber auch das kann er. Ein starkes Signal für die eigenen Schwächen.
Highlights
- Famous last words
- Coming back (feat. SZA)
- Frozen (feat. JID & SwaVay)
- Foot forward
Tracklist
- Famous last words
- Life is not the same
- Coming back (feat. SZA)
- Funeral
- Frozen (feat. JID & SwaVay)
- I'm so blessed you're mine
- Foot forward
- Show me (feat. Monica Martin)
- Say what you will
- Lost angel nights
- Friends that break your heart
- If I'm insecure
Gesamtspielzeit: 43:48 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10260 Registriert seit 26.02.2016 |
2021-11-06 21:48:02 Uhr
Da fehlen noch ein paar EPs, besonders "Love What Happened Here", mit deren Schrägheit ich mir noch mehr von ihm gewünscht hätte. |
smrr Postings: 436 Registriert seit 02.09.2019 |
2021-11-06 21:23:40 Uhr
*nicht geben hätte |
smrr Postings: 436 Registriert seit 02.09.2019 |
2021-11-06 21:23:03 Uhr
Absolut prägender Künstler der letzten zehn Jahre für mich. Die ~2010er Veröffentlichungen finde ich überragend - war genreprägend. Mount Kimbie und Co. wären nicht präsent, wenn es James Blake gegeben hat. Seine Debüt-LP ist ein absolutes Produktions-Highlight, absolute Referenz, wenn ich neue Lautsprecher teste. Neue Platte hat ihre Stärken, aber von den Einzelsongs finde ich weiterhin den Vorgänger besser.Bells Sketch EP 7/10 CMYK EP 9/10 Klavierwerke EP 8/10 James Blake 9/10 Overgrown 7/10 Colour In Everything 7/10 Assume Form 8/10 Friends That Break 7/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27807 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-10-13 21:40:17 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Edrol Postings: 541 Registriert seit 19.10.2018 |
2021-10-11 21:33:22 Uhr
Ich finde es von vorne bis hinten schön und angenehm, wobei die Kollaborationen aus meiner Sicht sogar zu den spannendsten, zumindest aber auffälligsten Songs zählen. Highlight ist nach wie vor "Say What You Will", aber auch "Funeral" und "I'm So Blessed You're Mine". Viele Songs muten leicht sakral an, was mir gefällt. Somit ein sehr gutes, aber nicht überragendes Album, was ich zunächst mal mit einer 7/10 quantifiziere. |
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Referenzen
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