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X Ambassadors - The beautiful liar

X Ambassadors- The beautiful liar

KIDinaKORNER / Interscope / Universal
VÖ: 24.09.2021

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Bösenachtgeschichten

X Ambassadors hängen seit jeher irgendwo zwischen Ausverkauf und Kunstwille in der Schwebe. Gefälliger Stadion-Pop mit kleineren Soul-Anleihen eben – besonders hörbar im sonst elektronisch-handelsüblichen Titeltrack. Mit ihrer gewissen Neigung zum zumindest leicht Unkonventionellen müsste diese Band aber nicht nur auf dem Papier eigentlich mitreißender sein, als sie es leider auch auf Album Nummer drei schlussendlich hinbekommt. Außerdem scheint es offenbar wieder einmal nicht genug, einfach neue Songs zu liefern, denn schließlich beweist nur ein cleveres Konzept, dass man als Künstler richtig was zu sagen hat: Eingerahmt wird "The beautiful liar" von einer Art Radio-Hörspiel, kreiert von einem gewissen Irving P. Neville, in welchem eine finstere Macht, der selbsternannte "Schatten", der blinden (Super-)Heldin auflauert und die Welt erklärt. Ausgewachsene Kompositionen sind dann auch nur zehn der 16 Tracks – je nach Sympathie grausige oder wohlwollend-neutrale Erinnerungen an ein gewisses "A thousand suns" werden unweigerlich wach, in dem Linkin Park auch allen zeigen wollten, was für kluge Köpfchen sie doch sind.

Zwar ist eine solche Vorgehensweise auch für X Ambassadors nicht neu, das ständige Zapping aber zerfleddert die Platte viel mehr, als dass es sie eint. Und diese fühlt sich deswegen ein bisschen an wie die Kiddie-Variante von "Songs for the deaf", in weniger brillant. Gegen Ende erklärt der Schatten mit seiner Märchenonkel-Stimme den unschuldigen Zuhörer*innen die Vorzüge ewiger Dunkelheit. Generell wird es spooky, aber eher in der Art, dass bei "My own monster" auch jederzeit Bela B aus seinem Versteck kommen könnte, um die Ma-ma-ma-"Monsterparty" anzustimmen. Bibber! Ganz so gruselig ist aber zum Beispiel der Stampf-Beat von "Adrenaline" überhaupt nicht, und auch "Somebody who knows you" zeichnet sich durch etwas aus, das der Platte sonst weitestgehend fehlt: Gefühle. "I think I'm going off my medicine / I think I need to feel something again" könnte somit auch als Credo des gesamten Albums herhalten. Die Herzschmerz- und Selfcare-Songs, die ohnehin maximal lose zum creepy Gesamtkonzept passen, lassen kalt.

Das kabarettartige Zwischenspiel "Theater of war" will wohl Statement sein, ist mit seiner Mischung aus Cartoon-Geräuschen und Maschinengewehr-Salven aber bloß relativ doof. Kauft bitte keine Knarren, Kinder, Hass ist uncool und sich gegenseitig Erschießen nicht nett! Was die Band darüber hinaus bei der bekloppten Minute von "Conversation with my friends" geritten hat, bleibt auch ihr Geheimnis – aber die macht wenigstens Spaß. Das an Damon Albarns Gorillaz-Ästhetik erinnernde Artwork und multimediale Begleiterscheinungen des Albums wie aufwändige Videoclips lassen "The beautiful liar" als Gesamtkunstwerk kaum wachsen. Simplen Radio-Pop wie "Love is death" oder "Okay" haben Durchschnittshörer*innen schon gefühlt eine Millionen Mal gehört – wirklich fürchterlich ist solche Gebrauchsware nicht einmal zwangsläufig, aber eben in den meisten Fällen relativ egal. Gepaart mit der tonalen Zerrissenheit der Einspieler stellt sich abschließend in erster Linie die Frage: Was wollen X Ambassadors eigentlich und vor allem von wem? "Burn Palo Santo / Sing Kumbaya"? "The beautiful liar" ist musikalisch über weite Strecken beliebig und wegen seines kuriosen Aufbaus im Endeffekt auch irgendwie befremdlich.

[Versehentlich stand über dieser Rezension rund 24 Stunden lang die 7/10 als Bewertung - korrekt ist 4/10]

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Adrenaline
  • Conversations with my friends
  • Somebody who knows you

Tracklist

  1. Chapter one: The sleeping giant
  2. Beautiful liar
  3. My own monster
  4. Adrenaline
  5. Bullshit
  6. Chapter two: Enter the shadow
  7. Conversations with my friends
  8. I can see the light…
  9. Palo Santo
  10. Theater of war
  11. A brief word from our sponsors--
  12. Love is death
  13. Somebody who knows you
  14. Okay
  15. Reincarnate
  16. Author's note

Gesamtspielzeit: 36:03 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27217

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-30 20:03:19 Uhr - Newsbeitrag
Versehentlich stand über dieser Rezension rund 24 Stunden lang die 7/10 als Bewertung - korrekt ist 4/10.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27217

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-29 20:01:57 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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