Trivium - In the court of the dragon
Roadrunner / Warner
VÖ: 08.10.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Einfach so
Manchmal schien es in der Vergangenheit so, als sei eine der größten Stärken von Trivium zugleich ihre größte Schwäche – nämlich ihre Variabilität. Denn scheinbar getrieben davon, sich immer wieder neu erfinden zu müssen, verließ die Band um Frontmann Matthew Heafy ihre stilistischen Wege, ohne dass diese überhaupt je richtig angelegt waren. Mit dem Resultat, dass ebenjene Vielfalt nur eine mögliche Seite war, die man an Trivium sehen konnte. Die andere wäre Unentschlossenheit. Dem Gesetz dieser Serie folgend, könnten die Vorzeichen für "In the court of the dragon" kaum schlechter stehen. Denn der Vorgänger "What the dead men say" zeigte die Amerikaner stark wie selten, mit einem feinen Gespür für mächtige Hooks im Verbund mit den bandtypischen kernigen Modern-Metal-Riffs. Sollte also selbst dieses Erfolgsrezept auf dem Altar der permanenten Erneuerung geopfert werden?
Schnell wird klar: Nein, diesmal nicht. Denn nach dem kurzen Intro "X" drückt der Titeltrack dermaßen das Gaspedal durch, bis der Fuß in der Ölwanne steht, brettert gnadenlos nach vorne, bis ein gewaltiger Refrain einsetzt und einen Midtempo-Part einläutet, bei dem kein Auge trocken bleibt. Wenn es nach der Pandemie wieder irgendwann Moshpits geben sollte, wird dieser hier episch, und auch das folgende "Like a sword over Damocles" fordert dermaßen zum kollektiven Fäusterecken auf, dass das Rosshaar, an dem besagtes Schwert über der neidischen Hofschranze baumelte, wohl alsbald nachgegeben hätte. In dieser Gesellschaft geht dann sogar ein lupenreiner und eher unspannender Pop-Song wie "Feast of fire" in Ordnung, zumal dessen Fluffigkeit im weiteren Verlauf direkt wieder zerlegt wird.
Denn erst einmal warm gespielt, lassen Trivium vor allem im zweiten Teil der Platte ihrer Spielfreude freien Lauf. Kaum ist das Riff- und Hook-Gewitter von "A crisis of revelation" verdaut, umgarnt Heafy mit sanft beschwörendem Gesang zum Einstieg von "The shadow of the abattoir", führt den Song dann aber zunächst mit ausgebreiteten Armen durch einen großen Refrain, um dann in volle Eskalation zu münden. Ein Songaufbau aus dem Prog-Regal, dazu großartige Melodien und hinreichend Platz zum Ausrasten – das ist nicht mehr und nicht weniger als Progressive Power Metal der absoluten Spitzenklasse. Und plötzlich feuert die Hook-Maschine aus allen Rohren und verpasst beispielsweise "No way just through" und "Fall into your hands" Refrains, die so erhaben sind, dass man vor der heimischen Couch in die Knie gehen möchte.
Als Trivium 2003 ihre erste Platte "Ember to inferno" veröffentlichten, waren sie noch Teenager und galten als so etwas wie Supertalente. 18 Jahre später scheint die Band einen Wandel durchzumachen, nicht mehr vom Willen der permanenten Veränderung getrieben, sondern eher auf der Suche nach kontinuierlicher Verbesserung im Detail. Die Tatsache, dass das Vorgängeralbum pandemiebedingt nicht live präsentiert werden konnte, mag einen Teil dazu beigetragen haben, doch "In the court of the dragon" zeigt eindrucksvoll, wozu Trivium imstande sein können, wenn sie tatsächlich doch einmal ein paar Steine auf den anderen stehen lassen. Und der Umstand, dass auch diese Platte aufgrund von einigen wenigen Längen noch nicht perfekt ist, sollte bitte nicht dazu führen, dass dieser stilistische Total-Abriss beim nächsten Album folgt. Sondern eher zur Erkenntnis, dass Trivium zu den ganz Großen gehören können, wenn sie wie hier einmal den Kopf ausschalten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Highlights
- In the court of the dragon
- The shadow of the abattoir
- Fall into your hands
Tracklist
- X
- In the court of the dragon
- Like a sword over Damocles
- Feast of fire
- A crisis of revelation
- The shadow of the abattoir
- No way just through
- Fall into your hands
- From dawn to decadence
- The phalanx
Gesamtspielzeit: 52:17 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27224 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-09-29 20:01:47 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27224 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-08-12 20:43:09 Uhr - Newsbeitrag
TRIVIUM veröffentlichen am 8. Oktober 2021 ihr neues Album IN THE COURT OF THE DRAGON + HIER geht's zur Vorbestellung! + Einen fetten Vorgeschmack gibt es bereits ab heute mit der neuen Single FEAST OF FIRE Ab dem 16.11.21 spielt die Band eine große Deutschland-Tour mit HEAVEN SHALL BURN, TRESSERACT & FIT FOR AN AUTOPSY TRIVIUM haben angekündigt, am 8. Oktober ihr neues Album „In The Court of The Dragon“ zu veröffentlichen. Das insgesamt zehnte Album der Grammy-nominierten Band – Matt Heafy [Gesang, Gitarre], Corey Beaulieu [Gitarre], Paolo Gregoletto [Bass] und Alex Bent [Schlagzeug] – erscheint über ihr langjähriges Label Roadrunner Records und wurde produziert und abgemischt von Josh Wilbur. Die Aufnahmen fanden im Herbst 2020 an der Full Sail University in Orlando statt. Die neue Platte folgt auf das 2020 veröffentlichte „What The Dead Men Say“, das Platz 4 der deutschen Charts erreichte. Zur Feier der Ankündigung hat die Band den neuen Song „Feast of Fire“ veröffentlicht, der mitsamt fettem Musikvideo daherkommt. Die Videoaufnahmen fanden im Headquarter der Band statt, dem The Hangar in Orlando. Regisseur ist John Deeb. „Wenn man sich an das Schreiben eines neuen Albums begibt, gibt es immer diesen einen Song, den du nicht hast kommen sehen“, sagt Gregoletto über den neuen Track und gibt zugleich einen Einblick in den Songwriting-Prozess der Band. „Es kann ein Riff sein, das aus dem Stegreif im Proberaum entstand, eine Songzeile, die perfekt zur Melodie passt oder, im Fall von ‚Feast of Fire‘, direkt vor uns lag, als Teil eines Demos, das Corey mitgebracht hatte. Wir befanden uns bereits mitten in der Vorproduktion im Full Sail, als wir alle übereinkamen, dass etwas an dem Demo, das wir aufgenommen hatten, gut war – aber noch besser sein könnte. Unser Produzent Josh Wilbur hatte dazu sogar einige Worte in seinen Notizen festgehalten: ‚Bridge is special, maybe so special it needs its own song‘. Daher rissen wir den Track kurzerhand in Stücke und begannen an Ort und Stelle von vorn.“ Er fährt fort: „Wir sind dieses Album in dem Wissen angegangen, dass wir die Zeit haben, über alles und jedes nachzudenken, was während dieser Zeit entstehen würde. Und sogar ganz von vorn anfangen zu können, wenn es sich nicht richtig anfühlen sollte, da keine Tour am Horizont war.“ Gregoletto verrät weiter: „Ich hatte die Worte ‚Feast of Fire‘ in meiner fortlaufenden Liste von Lyric-Ideen, die ich stets zusammenzutragen versuche, bevor wir mit den Aufnahmen beginnen. Etwas an dieser Wendung stach für mich heraus. Es fühlte sich an wie das fehlende Stück der Geschichte, die wir mit diesem Album zu erzählen versuchten, ein Höhepunkt und echtes Kernelement der Handlung.“ Er schließt: „Nach all den Jahren haut es mich immer noch um, wie ein Song scheinbar aus dem Nichts auftauchen und dem Album eine Richtung geben kann, die man nicht erwartet hat. Es sind genau diese Momente, nach denen wir immer suchen, wenn wir ein Album machen.“ Das Album-Cover ist ein eigens erschaffenes Ölgemälde des französischen Künstlers Mathieu Nozieres (@mathieunozieres bei Instagram). „Als die Musik von ‚In The Court Of The Dragon' Gestalt annahm, wussten wir, dass wir ein episches Artwork brauchten, wie man es etwa an den Wänden eines wichtigen Museums von einem längst verstorbenen Renaissance-Meister vorfinden würde“, so Heafy. „Nach ausgiebiger Recherche fanden wir einen der wenigen lebenden Künstler, der in der Lage ist, Kunstwerke wie Caravaggio und Gentileschi zu erschaffen – den Maler Mathieu Nozieres. Auf der Grundlage unseres Songtitels schuf Mathieu ein Ölgemälde auf Leinwand, das unsere kühnsten Vorstellungen übertraf. Es ist auf geradezu umwerfende Weise atemberaubend und episch und sieht aus wie die visuelle Entsprechung zum Song und dem Album.“ Das Ölgemälde ist nicht nur in beiden Videos zu sehen, sondern kann von Besuchern des Bloodstock Festival im britischen Trent in Derbyshire (11. bis 15. August) auch live vor Ort in der RAM Art Gallery angesehen werden. Es handelt sich dabei um die erste öffentliche Ausstellung des Gemäldes. Die ersten 100 Besucher der Ausstellung erhalten ein kostenloses Poster des Gemäldes. Vergangenen Monat hatten Trivium bereits den Titeltrack „In The Court of The Dragon" des Albums veröffentlicht, der auch wegen seines gewaltigen Intros herausstach, das von Ihsahn (Emperor) komponiert und orchestriert wurde. Das offizielle Kurzfilm-Musikvideo wurde unter der Regie von Ryan Mackfall gedreht. Loudwire bezeichnete den Song als „eine gekonnte Mixtur unterschiedlicher Dynamiken. Und die Blastbeats klingen unter Matt Heafys wohltuendem Clean-Gesang einfach richtig, richtig gut". Revolver bezeichnete den Track schlicht als „episch“. IN THE COURT OF THE DRAGON TRACKLISTING: "X" "In The Court Of The Dragon" "Like A Sword Over Damocles" "Feast Of Fire" "A Crisis Of Revelation" "The Shadow Of The Abattoir" "No Way Back Just Through" "Fall Into Your Hands" "From Dawn To Decadence" "The Phalanx" ÜBER TRIVIUM: Trivium veröffentlichten vergangenes Jahr ihr neuntes Studioalbum What The Dead Men Say, das von Trivium und Josh Wilbur produziert wurde. Die Band und das Album wurden in großen Medien wie The New York Times, NPR, Forbes, Billboard, TechCrunch und Kotaku besprochen und gerühmt, außerdem in der Branchenpresse wie Guitar World, Revolver, Alternative Press und weiteren. Triviums 2005 veröffentlichtes Roadrunner-Debüt Ascendancy gehört längst zum musikalischen Kanon des Genres und wurde u.a. von KERRANG! 2005 zum „Album of the Year” gekürt, erreichte Gold-Status im UK und verkaufte sich weltweit 500.000-mal. Metal Hammer platzierte es in den Top 15 der „The 100 Greatest Metal Albums of the 21st Century.” Es folgten sechs aufeinanderfolgende Top-25-Einstiege in die amerikanischen Billboard Top 200 und fünf direkte Top-3-Debüts in den „Top Hard Rock Albums“-Charts (Platz 23, 27, 8, 10, 13 in Deutschland), gefolgt vom bisher letzten Album, dem Meilenstein The Sin and the Sentence (2017, Platz 12 in Deutschland). Das Album katapultierte die Streamingzahlen der Band auf insgesamt über 250 Millionen, daneben erhielt „Betrayer” eine Grammy-Nominierung in der Kategorie „Best Metal Performance”. Das Werk wurde quer durch die Bank gerühmt, u.a. von Decibel, Loudwire, Ultimate Guitar, MetalSucks und Metal Hammer, die Trivium als „schlicht und ergreifend eine der besten Bands im modernen Metal“, bezeichneten. Live performte die Band mit Metallica, Black Sabbath, Iron Maiden und vielen weiteren und segnete die Hauptbühnen von Rock am Ring, Wacken, Download, Bloodstock, KNOTFEST und weiteren. Nach zwei Jahrzehnten, neun Alben und hunderten von ausverkauften Konzerten verwirklichen Trivium das allumfassende Ziel, mit dem sie einst 1999 antraten. |
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Referenzen
Machine Head; Disturbed; Metallica; Iron Maiden; Manowar; Grand Magus; Black Sabbath; Rainbow; Dio; Killswitch Engage; Bullet For My Valentine; In Flames; Lamb Of God; Five Finger Death Punch; Sonic Syndicate; Darkane; All That Remains; Sevendust; Heaven Shall Burn; Hatebreed; Avenged Sevenfold; Judas Priest; The Haunted; Testament; Slayer; DevilDriver; Caliban; Megadeth; Nothingface; Children Of Bodom; God Forbid; Jag Panzer; S.O.D; Accept; Gurd; Soilwork
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