Blondie - The curse of Blondie

Epic / Sony
VÖ: 06.10.2003
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Spätlese
Eines der schönen Dinge am Älterwerden ist, daß man sich entspannt zurücklehnen und auf sein bisheriges Schaffen blicken kann. Das tun so manche alternden Stars und Sternchen im Musikgeschäft ja sogar recht gerne. Da werden dann zahllose belanglose Variationen sogenannter Best of-Kollektionen verteilt, auf denen dann schlußendlich selbst die eher peinlichen Ergüsse noch als Hits verkauft werden. Die andere Variante besteht für die verbliebenen, noch ansehnlichen Stars der 80er darin, ihre alten Hits einfach mit halb so alten Musikern wieder neu aufzunehmen. Manchmal gewinnt man sogar noch einen anderen alternden Ex-Star hinzu, der auch mal wieder Geld braucht und kann dann "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" sogar in gleich zwei Ländern Kasse machen.
Und dann gibt es da aber auch noch die Sorte immer noch aktiver Musiker, die nicht selten ganze Musikbereiche geprägt haben. Ohne Iggy Pop wäre Punkrock vielleicht erst später erfunden worden, und ohne David Bowie wäre uns ein ganzes Arsenal an musikalischen Möglichkeiten verborgen geblieben. Debbie Harry mit den genannten zu vergleichen, ist vielleicht etwas vermessen. Doch wenn man sich das neue Album anhört, weiß man bei aller Modernität der Platte sofort, von wem es stammt. Und das ist nicht nur eine Frage der Stimme.
Hört man genauer hin, wirkt das neue Album wie schon das letzte deutlich sperriger. Daß "Maria" die einzig erfolgreiche Comeback-Single blieb, ist kein Wunder: Ska- und Rap-Elemente irritierten im Blondie-Kontext und wurden daher in den Radiostationen schlicht ignoriert. Das konsequente Übertreten solcher Erwartungshaltungen setzt sich auf "The curse of Blondie" fort: in "Desire brings me back" etwa sperren sich Bläser ganz deutlich dagegen, sich auch nur irgendwie an eine Melodie zu halten, worüber Debbie Harry mal singt, mal spricht. In "Songs of love" herrschen dagegen entspannte, dunkle Jazz-Klänge, während "Magic (Asadoya yunta)" orientalisches Flair verbreitet.
Interessanterweise kann man einen Teil der Songs immer noch in das alte Schema pressen: Allem Einsatz an Elektronik, Hip-Hop-Elementen oder auch harten Gitarren-Riffs wie in "Shakedown" zum Trotz ist das nach wie vor New Wave. Harte, mit schneidender Stimme gesungende Lieder wie "Shakedown" stehen neben schmachtendem, discokompatiblen Material wie "Good boys" oder dem hitverdächtigen "The tingler". Mal wieder eine Gratwanderung zwischen alt und neu, massenkompatibel und verstörend zugleich. Wenn der Fluch von Blondie ist, solche abwechslungsreichen und dennoch stimmingen Platten herauszubringen, kann man denjenigen, die den Fluch ausgesprochen haben, eigentlich nur dankbar sein.
Highlights
- Golden rod
- Diamond bridge
- Songs of love
Tracklist
- Shakedown
- Good boys
- Undone
- Golden rod
- Rules for living
- Back ground melody (The only one)
- Magic (Asadoya yunta)
- End to end
- Hello Joe
- The tingler
- Last one in the world
- Diamond bridge
- Desire brings me back
- Songs of love
Gesamtspielzeit: 62:29 min.
Referenzen
Debbie Harry; The Pretenders; The Sounds; Sleeper; Transvision Vamp; No Doubt; Echobelly; Elastica; Salad; Beangrowers; Life After Buildings; Romeo Void; That Dog; Dover; Concrete Blonde; 4 Non Blondes; Ani DiFranco; Kim Wilde; Cyndi Lauper; Briskeby; Rainbirds; Eve's Plum; Throwing Muses; Siouxsie & The Banshees
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