Jimmie's Chicken Shack - Bring your own stereo
Island / Universal
VÖ: 15.05.2000
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Crossover aus dem Hühnerstall
Was haben McChicken-Burger und die Band Jimmie's Chicken Shack gemeinsam? Genau: Beide reichen nur für das kurze Häppchen zwischendurch. Bei letzteren liegt dies vor allem daran, daß zwar die Grundzutaten stimmen, aber das Rezept noch nicht ganz gar ist und es an wirklichen Kochkünsten mangelt. Musikalischer Fast-Food also, der auf dem Weg zu Magen und Ohr auf halber Strecke hängen bleibt.
Aber der Reihe nach: Die Köche stammen aus Maryland/USA und nennen sich Jimi HaHA (der Mann nennt sich wirklich so!), Che'Lemon, Double D. und Sipple. Sie gehören zu der Sorte Jungs, die auf sämtliche Partys eingeladen werden, weil sie ständig witzige Sprüche reißen und immer so schöne bunte T-Shirts tragen. Und weil sie ach so lustig sind, haben sich die Jungs gleich selbst blöde Spitznamen verpaßt und einen Bandnamen auserkoren, der unweit von den Guano Apes locker seinen Platz in der Top 10 der bescheuertsten Bandnamen dieses Planeten findet. Das Leben ist halt eine Party - und Jimi und Anhang nehmen dies gleich als Motto für ihren mittlerweile zweiten Longplayer her. Nach dem etwas schwer verdaulichem Debüt "Pushing the Salmanilla envelope" zelebrieren die Hühnermänner hier hemmungslos den Spaß am Leben, brechen zwar manchmal auch in Gefühlsduseleien aus, aber das gehört ja zu einer guten Party dazu. Dazu lassen die Jungs die Gitarren manchmal lauter, manchmal auch ruhiger tanzen. Die Refrains sollen nach Ohrwürmern klingen und überhaupt hat das Ding gewaltig zu rocken.
Leider könnten die Herren aus dem Hühnerstall mit ihrem Sound höchstens ein Fest im Schweinestall feiern, denn so richtig ernst nimmt es das Quartett mit der Musik selbst nicht. Orientierungslos und unstrukturiert präsentieren uns Jimi und Co. ein Album, das leider nur mit guten Ansätzen, nicht aber mit guten Songs aufwarten kann. Aus Reggae, Hardrock und Hip Hop wird ein buntes Gebräu zusammengemischt, das sich auf der Suche nach der richtigen Melodie und dem richtigen Refrain immer wieder in belanglosen Crossover-Klischees verliert. Die Jungs können einem leid tun, denn eigentlich machen sie alles richtig: Kraftvoller Gesang, abwechslungsreiche Songeinflüsse und druckvolle Gitarren. Wo aber andere Bands ihre Ideen und Fähigkeiten konsequent in eingängige Songs umsetzen, tut sich hier plötzlich ein Loch auf, in das das ganze Album hineinfällt. Auch die aufwendige Produktion von Jim Wirt, der den Sound des Quartetts mit Gastsängern, Streichern und sonstigen Instrumenten verfeinert hat, kann nicht viel gut machen.
Von den wenigen wirklich guten Stücken sticht vor allem das reggaelastige "Lazy boy dash", bei dem Steve Ewing (The Urge) seine Vocals beigesteuert hat, heraus: ein relaxter Ohrwurm für den Sommer mit genügend Drive dahinter. Auch das melodische "String of pearls" und das etwas heftigere "Fill in the blank" können noch überzeugen. Davon abgesehen bleibt das Songmaterial aber unterdurchschnittlich. Wenn die Jungs ihre zweifelsohne guten Ideen auf den restlichen Songs konsequent zu Ende gedacht hätten, wäre dieses Album vielleicht ein Hit geworden, so bleiben nur wenig Glanzlichter übrig. Schade drum, aber vielleicht braten uns Jimi und Co. ja auf dem nächsten Album ein komplettes Sound-Menü mit schmackhaften Filetspitzen.
Highlights
- Lazy boy dash (Son you better get up)
- String of pearls
- Fill in the blank
Tracklist
- Spiraling
- Lazy boy dash (Son you better get up)
- Do right
- String of pearls
- Ooh
- Let's get flat
- Trash
- Fill in the blank
- Face it
- Silence again
- Pure
- Waiting
- 30 days
Gesamtspielzeit: 46:02 min.
Referenzen
Shootyz Groove; Bullyrag; Smash Mouth; Sugar Ray; Lit; The Mighty Mighty Bosstones; OPM; No Doubt; Sublime; Long Beach Dub Allstars; Foo Fighters; Rancid; Beck; Millionaire