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Angus & Julia Stone - Life is strange

Angus & Julia Stone- Life is strange

Angus & Julia Stone
VÖ: 20.08.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Traumfamilie

In seiner Rezension zum vorigen Angus-&-Julia-Stone-Album "Snow" wunderte sich Kollege Bremmer darüber, das einzige deutsche Interview im Vorfeld der Platte auf gala.de vorzufinden. Begeben wir uns nun, knapp vier Jahre später, auf die gleiche Suche, spuckt Google sogar einen noch kurioseren Gesprächspartner aus: das Gaming-Portal ingame.de. Ja, das australische Geschwisterpaar hat einen Videospiel-Soundtrack gemacht. Genauer gesagt den zu "True colors", dem dritten Hauptteil der "Life is strange"-Reihe – einem etwas hölzern geschriebenen, aber insgesamt hübschen Teenie-Mystery-Adventure, das Coming-of-Age-Stories mit übernatürlichen Aspekten verwebt. Zu den Stärken des ersten Teils gehörte vor allem seine entrückte Küstenstadt-Stimmung, unterstützt von einer Palette höchstwertiger Indie-Songs, unter anderem von Bright Eyes, Foals oder eben den Stones. Dass Angus und Julia jetzt sogar ein komplettes, originäres Begleitalbum beisteuern, erscheint nur folgerichtig.

So müssen sich die beiden keine Sorgen machen, mit ihrem Ausflug in ein neues Medium auf eine Zielgruppen-Kollision zuzusteuern. Wer sich vom folkigen Indie-Dream-Pop des Duos gerne die Seele umschmeicheln lässt, wird sich auch in der Atmosphäre der "Life is strange"-Games verlieren können und vice versa. Eine störungsfreie Sogwirkung erzeugt die Platte vor allem auch deshalb, weil sie sich überhaupt nicht wie ein Soundtrack, sondern wie ein vollwertiges Studioalbum anfühlt: keine Interludes oder instrumentalen Sperenzchen, nur 12 runde Kompositionen, die sich stimmig in das bisherige Schaffen der Stones einfügen. Dass der eröffnende "Love song" – ein fragiler Ohrwurm, in dem die Percussion wunderbar rappelt und die Saiten wie ein Vogelkonzert zwitschern – dabei einem "Hit" am nächsten kommt, ärgert vielleicht die Gala, stützt in Wahrheit aber schlicht die Homogenität des Gesamtwerks.

Dazu passt auch, dass die Geschwister die Experimentierfreude weiterhin eher in ihre Solo-Projekte verlagern und etwa von den Soul- und Elektro-Pop-Flirts auf Julias "Sixty summers"nichts zu hören ist. Am meisten sticht da schon das späte Highlight "From a dream" heraus, das mit unwirklichen Flöten und tropisch angehauchtem Beat leicht trippy daherkommt, ohne die Tiefenentspannung zu gefährden. Das Vertrauen in die bewährten Trademarks bedeutet aber freilich nicht, dass "Life is strange" – so übrigens der Titel des Albums, dem verwirrenderweise der "True colors"-Zusatz fehlt – in der Gleichförmigkeit versuppt. Die Stones variieren Tempi und Arrangements, beherrschen ein Banjo-akzentuiertes Akustik-Kleinod wie "Blue" ebenso gut wie den schweren Rocksound des düster-dringlichen "Living underground", das fast wie eine speckigere Version von The xx klingt. Und wer so charmant Zeilen wie "Oh lover, that shit is not easy" in "Heavy gets light" säuseln kann, hat sowieso schon gewonnen.

So, wie im Spiel die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen, bewegt sich auch sein Soundtrack reizvoll zwischen den Linien. Er lullt ein, ohne einzuschläfern, und bleibt trotz mysteriöser Note immer im Greifbaren, auch wenn vielleicht nicht jeder Moment auf höchstem Niveau zupackt. Nicht einmal der Sprung ins Hymnische, den das Doppel aus "For remembering" und "Take me home" wagt, gleitet in überzogenen Kitsch ab. Chronist*innen des Duos dürften es zudem spannend finden, dass mit "In my arms" und "Tears" zwei Songs aus ihrer Anfangszeit noch vor dem Debüt "A book like this" den Weg auf die Platte gefunden haben – ein weiteres Indiz dafür, dass die Stones "Life is strange" nicht als einfache Auftragsarbeit, sondern als bruchlosen Teil ihres ganz persönlichen Schaffens ansehen. Vielleicht helfen solche hochwertigen Begleitalben renommierter Acts auch dabei, die Reputation des Mediums Videospiel verdientermaßen noch etwas weiter zu steigern – schließlich steht es in Sachen Erzählvermögen Film und Literatur inzwischen in nichts mehr nach.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Love song
  • Living underground
  • Blue
  • From a dream

Tracklist

  1. Love song
  2. Heavy gets light
  3. Living underground
  4. For remembering
  5. Take me home
  6. Let me know
  7. Blue
  8. Forever for us
  9. From a dream
  10. In my arms
  11. When was that
  12. Tears

Gesamtspielzeit: 45:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Das Hü

Postings: 3

Registriert seit 03.06.2020

2021-09-16 15:05:26 Uhr
Gibt es das Album etwa nur als Download?

Wäre schön, wenn das in der Rezi auch kurz erwähnt werden würde.

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2021-09-16 09:34:18 Uhr
Der 8/10 schliesse ich mich an. Ein sehr ausgewogenes Album mit Highlights, welche sich bei mir abwechseln.

Beefy

Postings: 463

Registriert seit 16.03.2015

2021-09-16 09:27:10 Uhr
Ist bei mir momentan sogar bei 8/10. Meine Favoriten sind der Opener und der Closer.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-15 20:26:01 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2021-08-26 12:56:53 Uhr
Wieder sehr schön geworden mit einigen Perlen. Meine Favoriten: Love Song, Living underground, For remembering und Blue. 7.5/10
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