James Vincent McMorrow - Grapefruit season

Columbia / Sony
VÖ: 17.09.2021
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wen die Pampelmuse küsst
Wer hat's gewusst? Im Februar zelebrieren die Amerikaner mit all ihren bekloppten Feiertagen auch noch den Nationalmonat der Grapefruit. Als Ire hat man das vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm, weswegen James Vincent McMorrow mit seinem nach der bitteren Frucht benannten fünften Album ein paar Monate vorbeischießt – nach der VÖ-Verschiebung von Juli auf September aber zumindest ihrer Hauptsaison näherkommt. Natürlich meint er das Leitmotiv der Platte aber eh im übertragenen Sinn: McMorrow sei inspiriert gewesen von Erinnerungen an seine Mutter beim Grapefruitessen, die für ihn symbolisieren, dass die gesündesten Aspekte des Lebens nicht immer die schmackhaftesten sind. Das ist ziemlich süß, aber auch ein bisschen banal und fasst damit gut das jüngere Schaffen des 40-Jährigen zusammen, das nach dem zu Recht vielbeachteten "Post tropical" nur noch wenig Staub im Relevanz-Zirkus aufwirbelte. Vielleicht, weil man ihn immer noch nicht so recht einordnen kann, diesen im Indie-Folk-Pop gestarteten Künstler, der inzwischen wie Sam Smith klingt. Vielleicht, weil er nach besagtem Meisterwerk tatsächlich in Teilen sein Mojo verloren hat. So oder so wird, so weit lehnen wir uns hier aus dem Fenster, auch "Grapefruit season" nichts an diesem Umstand ändern.
Dabei fängt es so gut an. Sofern man keine Pauschalabneigung gegen Kinderchöre oder "Oh oh oh"s hat, sollte am eröffnenden "Paradise" jeder Fan geschmeidigen Soul-Pops Gefallen finden. Nachdem jener Opener noch zur geschmackvollen Untermalung des Familienpicknicks taugt, wird es mit dem großartigen "Gone" verschwitzter, dringlicher: Mit düster-karibischem Beat und Bläser-Dramatik suggeriert der oft mit dem schönen Label "schlafzimmertauglich" versehene McMorrow, dass sich der Akt ja auch gleich auf der Tanzfläche vollziehen lässt. "Planes in the sky" lockert im Anschluss den einvernehmlichen Körperkontakt, brilliert mit einem urbanen Gitarre-und-Bass-Groove und lässiger Hook. Leider passiert dem Album danach ein mittelschwerer Pacing-Lapsus, indem es gleich vier ruhigere Tracks hintereinander platziert. Für sich stehend funktionieren sie alle, vor allem "We don't kiss under umbrellas like we used to", das sich mit zartem Gezupfe und minimalster Percussion an alte Folk-Tage zurückerinnert, doch in dieser Häufung ermüden sie eher, anstatt zu berühren. Ein Downer, von dem sich "Grapefruit season" auch in der zweiten Hälfte nicht mehr vollständig erholen kann.
Nicht falsch verstehen: Songs wie "A house and a river" mit seiner dicken Piano-Signatur oder das sich leise, aber bestimmt aufbauende "Headlights" beweisen weiterhin McMorrows Händchen für überdurchschnittlich gute Popmusik. Im Rahmen seiner zumeist drei- bis vierminütigen Ohrmassagen gestaltet er die Instrumentals auch durchaus variabel, spannt eine Range von einer dramatischen Feuerzeug-Ballade wie "Poison to you" zum von Kenny Beats produzierten Rumpel-R'n'B "I should go". Es fehlt einfach etwas an eigener Kontur, an Inspiration, an künstlerischem Mut, um "Grapefruit season" einen Geschmack zu verpassen, der länger im Mund bleibt. Immerhin gibt es mit dem Quasi-Titelstück "Grapefruit" kurz vor Schluss nochmal ein nachhaltiges Highlight: eine im fragilen Saiten-Nebel funkelnde, von Streichern und Chor unterstützte Akustik-Hypnose, in welcher der Dubliner mit seinem unwiderstehlichen Falsett immer wieder "Tell me what you want to do" fordert. McMorrow wird auch mit diesem Album nicht die Pop-Manege aufmischen, liefert aber weiter zuverlässig Futter für den Indie-krediblen Soundtrack des Schlafzimmers. Was man da so alles mit Früchten anstellen kann, wissen wir ja spätestens seit "Call me by your name".
Highlights
- Gone
- Planes in the sky
- Grapefruit
Tracklist
- Paradise
- Gone
- Planes in the sky
- Tru love
- Waiting
- Poison to you
- We don't kiss under umbrellas like we used to
- A house and a river
- Hollywood & Vine
- Cliché
- Headlights
- I should go (with Kenny Beats)
- Grapefruit
- Part of me
Gesamtspielzeit: 53:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MrMan Postings: 222 Registriert seit 05.09.2019 |
2021-09-21 17:04:42 Uhr
Nach den singles habe ich eine sehr poppige Platte befürchtet, aber er hat noch paar ruhigere Nummern drauf. So ist das für mich noch gut hörbar.6.5/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28019 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-09-15 20:24:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28019 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-07-01 18:29:19 Uhr - Newsbeitrag
Der Singer-Songwriter James Vincent McMorrow verschiebt die Veröffentlichung seines neuen Studioalbums „Grapefruit Season“ um zwei Monate auf den 17. September 2021. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28019 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-05-19 18:55:07 Uhr - Newsbeitrag
James Vincent McMorrow wird am 16. Juli sein neues Album "Grapefruit Season" bei Columbia Records veröffentlichen. Seine neue Single daraus, "Paradise", ist heute erschienen. Anfang 2022 plant McMorrow in vier deutschen Städten live zu spielen.Berlin, 19.05.2021 "Grapefruit Season" ist das fünfte Studioalbum von James Vincent McMorrow. Der Songwriter und Produzent nahm das neue Werk in London, Los Angeles und Dublin auf, überwiegend vor der Pandemie. Als Mitproduzent tritt unter anderem Paul Epworth auf "Grapefruit Season" in Erscheinung. Nach "Headlights", "Gone" und "I Should Go" veröffentlicht McMorrow heute mit "Paradise" die letzte Single-Auskopplung vor dem Albumrelease. Der irische Singer-Songwriter James Vincent McMorrow veröffentlichte 2010 sein erstes Album "Early In The Morning". Es folgten die Alben "Post Tropical" (2014), "We Move" (2016) und "True Care" (2017). Nach gut 3-jähriger Pause veröffentlichte McMorrow 2020 die neue Single "Headlights" auf die "Gone" und "I Should Go" folgten. Zusätzlich veröffentlichte James Vincent McMorrow in diesem Jahr den Song "Be Somebody" in Kollaboration mit Rudimental. "Grapefruit Season" von James Vincent McMorrow erscheint am 16. Juli 2021. James Vincent McMorrow live: 08.02.2022 Frankfurt, Batschkapp 10.02.2022 Hamburg, Grünspan 15.02.2022 Berlin, Metropol 16.02.2022 Köln, Gloria Theater |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28019 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-05-16 12:46:58 Uhr - Newsbeitrag
Der äußerst vielseitige wie erfolgreiche Songwriter James Vincent McMorrow hat eine neue Single mit dem Titel "Headlights" veröffentlicht. Es ist der erste Song des mit Platin ausgezeichneten Künstlers seit drei Jahren. Ein neues Album via Columbia Records ist in Arbeit.Berlin, 15.05.2020 Der Lebenslauf des irischen Sängers, Musikers und Songwriters James Vincent McMorrow steckt voller unerwarteter Wendungen und überraschender Details. Von seinen Anfängen als Schlagzeuger einer Heavy Metal-Band im zarten Teenager-Alter über sein Debütalbum "Early In The Morning" (Edelmetall in UK, Irland und Australien) sowie Kollaborationen und Arbeiten für und mit Musikern wie Drake und Kygo bis zu seiner neuen Single "Headlights", die der in Dublin geborene Künstler ursprünglich für Superstar Rihanna schrieb. James Vincent McMorrows Kunst ist vielseitig und unvorhersehbar. McMorrows ist die Sorte moderner Songwriter, die sich sowohl in Folk sowie klassischen Singer-Songwriter Wurzeln, als auch mit R&B- und Hiphop-Elementen wohl fühlt. Auf seinem neuen, fünften Album wird James Vincent McMarrow unter anderem mit den Produzenten Paul Epworth (Bloc Party, Adele), Lil Silva (Adele, Banks), Kenny Beats (Vince Staples) und Patrick Wimberly (Solange, MGMT) zusammenarbeiten. Die Aufnahmen werden in Dublin, Los Angeles und London stattfinden. Das neue Werk soll ein eklektisches, bewusst chaotisches modernes Pop-Album werden. Weitere Informationen zu James Vincent McMorrows neuem Album in Kürze. |
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Referenzen
Sam Smith; Twin Shadow; Chet Faker; Nick Murphy; Miguel; The Weeknd; Jamie Woon; How To Dress Well; Maxwell; Active Child; Blood Orange; Frank Ocean; Sohn; James Blake; Jordan Rakei; Bon Iver; Volcano Choir; Big Red Machine; Anohni; Antony & The Johnsons; Rhye; Toro Y Moi; Washed Out; Dope Lemon; Rostam; Fink; Soak; Daniel Merriweather; James Morrison; Ry X; Roo Panes; Hayden Calnin; Novo Amor; Passenger; Jack Savoretti
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