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Imagine Dragons - Mercury - Act I

Imagine Dragons- Mercury - Act I

Interscope / Universal
VÖ: 03.09.2021

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Wahn ohne Größe

Nun ist es im Hause Imagine Dragons also passiert: Nach etlichen Jahren, die gespickt mit immer wilderen Chart-Höhenflügen waren und einst durchaus vorhandene musikalische Qualität zunehmend für die maximale Reichweite und den dicksten Hype opferten, steht nun das obligatorische, ominöse Konzept-Album ins Haus. "Mercury - Act I" tauft sich der neueste Streich des Vierers aus Las Vegas. Ein Name, der gleich mehrere Dinge offenbart: Mysteriös und geheimniskrämerisch scheint die Verpackungstaktik der Stunde zu sein, um die Unmengen an Fans bei Laune zu halten. Und: Ein "Act II" ist quasi alleine durch den Titel schon impliziert – die Grenze zum Größenwahn rückt also zunehmend näher. Aufhorchen darf man nach den beiden äußerst mauen Vorgängern "Evolve" und "Origins" jedoch beim Blick auf den Produzentenstuhl: Niemand Geringeres als Rick Rubin himself hat es sich hinter den Reglern gemütlich gemacht. Stehen die Chancen für eine behutsame musikalische Frischzellenkur also vielleicht gar nicht ganz so schlecht, wie man im Vorfeld hätte erwarten können?

Pustekuchen. Über nicht gerade schlanke 13 Songs spulen Imagine Dragons auch auf "Mercury - Act I" ihr gewohntes Programm ab und wollen vor allem eins: Hymnen, Hymnen, Hymnen mit dem kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner und nur oberflächlich suggeriertem Tiefgang. Äußerst dröge gibt sich beispielsweise "Lonely", das mit biederen Akustikgitarren und einem duselig beschwipsten Beat fast schon unverschämt aufs Formatradio abzielt. Zeilen wie "I'm starting to spin / Needles and pins / Right on the brim" wirken hier eher nur wie ein Mittel zum Zweck, nicht wie eine ehrliche Auseinandersetzung mit persönlichen Problemen. Ähnlich gibt sich auch "It's ok", das ein eigentlich sehr hübsches Intro nach kaum zwanzig Sekunden im Soundmatsch ertränkt und sich an wenig hilfreichen, ausgenudelten Mantras wie "It's okay not to be okay" langhangelt. Klar ist es immer löblich, psychischer Gesundheit eine reichweitenstarke Plattform zu bieten – wenn sich ein Song wie dieser dann allerdings in einem Meer aus schunkeliger Glückseligkeit und Durchhalteparolen ins Ende tanzt, wirkt das dann doch eher wie ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die tagtäglich gegen innere Dämonen ankämpfen. Weniger ärgerlich, allerdings genauso unspektakulär geben sich Tracks wie "Follow you", "One day" oder "No time for toxic people" – von den hübschen Popsongs der Anfangsphase wie "Amsterdam" oder einem waschechten Hit wie "Radioactive" ist man hier Lichtjahre entfernt.

Rubins Einfluss ist derweil wenig bis gar nicht zu bemerken – im ewiggleichen Trödel-Trott vermag er es nicht, flächendeckende Akzente zu setzen. Offenbar scheint er jedoch Sänger Dan Reynolds die Laus in den Kopf gesetzt zu haben, dass die Zeit reif für ein paar betont edgy Screams zu hartem Geschrammel ist, um die Rocker-Basis mal wieder abzuholen. Besonders "Dull knives" und "Cutthroat" sind hiervon betroffen und stellen die absoluten Tiefpunkte eines ohnehin schon nicht berauschenden Song-Sammelsoriums dar. Unerträgliches, weil absolut unpassendes und schlecht performtes Geschrei, wirre Songstrukturen und völlig inspirationsbefreite Instrumentals schaukeln sich hier gegenseitig zu einem fast schon beeindruckenden Gräuel hoch. Hier stimmt einfach wenig bis gar nichts – der Griff nach den Sternen endet nicht mal beim Merkur, sondern eher direkt im Klo.

(Hendrik Müller)

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Highlights

  • Wrecked

Tracklist

  1. My life
  2. Lonely
  3. Wrecked
  4. Monday
  5. #1
  6. Easy come easy go
  7. Giants
  8. It's ok
  9. Dull knives
  10. Follow you
  11. Cutthroat
  12. No time for toxic people
  13. One day

Gesamtspielzeit: 42:12 min.

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