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Suuns - The witness

Suuns- The witness

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 03.09.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Shemie stimmt

Das musste nach diesem Cover ja so kommen: Suuns sind explodiert. Also jedenfalls so halb. Na ja, eigentlich gar nicht. Keyboarder Max Henry hat lediglich beschlossen, dem stressigen Tourleben abzuschwören und lieber zur Uni zu gehen. Im Studio hingegen werkelt er mit seinen mehr oder weniger ehemaligen Kollegen immer noch an neuem Material – auch für das fünfte Album. Was sich sonst noch getan hat: Sänger und Gitarrist Ben Shemie verlegte seinen Wohnsitz von Montreal nach Paris und nahm dort zweieinhalb Soloplatten mit psychedelischen Elektro-Miniaturen auf, und im Herbst 2020 zeigte die EP "Fiction" mit verrauschten Experimenten und Überresten aus den Sessions zu "Hold / still", dass Suuns offenbar recht manierlich durch die Pandemie gekommen sind. Und so stimmt die Chemie auf "The witness" nach wie vor.

Vielleicht wirkt ihre Musik deswegen manchmal wie eine Versuchsanordnung unter Reinraumbedingungen, die eine Kollision kleiner Stromstöße mit zentrifugierten Gitarren unter Schwarzlicht vorsieht, ehe es zum Mittagessen Krautwickel gibt. Prozesse aus Shoegaze, Post-Punk oder Jazz laufen dabei stets im Hintergrund, doch Suuns sind viel zu detailfreudige und spitzfindige Bastler, um diese Komponenten ihres Sounds final auszubuchstabieren. Ein einsamer, angezerrter Maschinen-Beat und eine stoische Riff-Figur müssen zuweilen reichen – oder wie im Opener "Third stream" ein verzögert aufgefächerter Gebläse-Teppich, der sich zusammen mit Shemies sachtem Gesang und instrumentalem Treibsand ausnimmt, als habe man Talk Talks "Spirit of Eden" in Bläschenfolie gepackt. Und wer weiß: Womöglich dirigiert Mark Hollis auf seiner Wolke mit.

Falls ja, gibt es auch in der Folge viel musikalisch zu erfassen, obwohl es zunächst gar nicht den Anschein hat. Doch schon die Single "Witness protection" macht mehrere Metamorphosen vom computergesteuerten Torch-Song über einen verschachtelten Schlagzeug-Groove bis hin zum geisterhaften elektronischen Echolot durch, ehe ein gedoppeltes Riff übernimmt und das Stück mit einem Deng-deng-deng-Loop vor die Wand fährt. Auch regungslose Beschaulichkeit nervt nun mal irgendwann gehörig – nicht nur ein passendes Sinnbild für den Lockdown, sondern auch Stillstand auf hohem musikalischen Niveau. Mit ähnlich blechernen Mitteln knurpselt und wurmt sich "C-thru" auf einer ungerührten Sequenz vorwärts – würden nicht plötzlich schwer atmende Drums loskicken und ein Drone-Rollkommando alles plattwalzen. Zumindest für kurze Zeit.

Allzu lange lassen Suuns die Muskeln nämlich nie spielen. Die Kanadier belassen es bei der Andeutung, dass sie ihre präzise übereinandergeschichteten Songs zur Not auch mit einem großen Knall in die Luft jagen könnten, sollten sie die Faxen dicke haben. Doch wer würde das alles schon mutwillig niedermatschen, wenn mit John Congleton und Jace Lasek zwei so vertraute wie renommierte Kräfte am Mischpult sitzen? Stattdessen plädiert "Clarity" für "no more distortion" und genügt sich in androidem R'n'B mit Synthie-Tremolo, während "The trilogy" behutsame Tempowechsel mit einer bezaubernden Acid-Line anfüttert. Und was zirpt da so versonnen am Ende? Es werden die gleichen Grillen sein, die schon zum Auftakt durch "The witness" wuselten. Vermutlich ist man auch deswegen nach diesem einnehmenden Album so wunderbar schwirr im Kopf.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Witness protection
  • C-thru
  • The trilogy

Tracklist

  1. Third stream
  2. Witness protection
  3. C-thru
  4. Timebender
  5. Clarity
  6. The fix
  7. Go to my head
  8. The trilogy

Gesamtspielzeit: 37:57 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34749

Registriert seit 07.06.2013

2021-09-07 12:58:16 Uhr
Irgendwie mag ich die "Images du futur", aber sonst gibt mir die Band leider nicht so viel. Ich versuch es nochmal mit dem Album hier.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28661

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-06 11:15:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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