Slothrust - Parallel timeline

Dangerbird / Rough Trade
VÖ: 10.09.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Denken Sie groß!
Fünf Schritte nach vorne und keinen zurück: Slothrust von der US-Ostküste haben früher tendenziell abgedrehteren Grunge gespielt und servieren mit "Parallel timeline" ihr bisher ambitioniertestes und pompösestes Album. Wurde auf "The pact" noch zwischenzeitlich fröhlich gerumpelt und gar mit einer Bläsersektion herumexperimentiert, rückt Band-Chefin Leah Wellbaum nun Wohlklang, Drive und episches Gitarrenspiel ins Zentrum ihrer Musik. "Are you hungry?", fragt sie im Opener "Cranium" und serviert, ohne die Antwort abzuwarten, direkt ein üppiges Mahl mit blubberndem Bass und schon beinah übertrieben ausuferndem Gitarrensolo, das sich im Stadion wesentlich besser machen würde als in den kleineren Clubs, die das Trio sonst beackert. Nimmt hier etwa jemand den Mund zu voll?
"Cut my hair / Left the pieces everywhere": Wellbaum hat ihren eigenen Kopf und macht nicht nur mit diesem, was ihr gerade beliebt. Das Maximum an Riffs und Epik ist keineswegs zu schwer für ihre Schultern: Oft muss sie an entscheidenden Stellen nicht einmal Texte zulassen, sondern begnügt sich mit melodiösen Oh-oh-ooooh's, die zu einer Art Markenzeichen des Albums werden. In "Waiting" tragen diese den ganzen Song auf schnieker Bratgitarre, und fertig ist ein simpler, aber effektiver Power-Pop-Gassenhauer. "Once more for the ocean" kommt auf der Gassenhauer-Skala gleich danach. Slothrusts Ehrgeiz zahlt sich aus – die Musik schillert dem bunten Artwork mit seinen Seifenblasen und Regenbögen angemessen ätherisch.
Die noch wesentlich mehr als schon auf dem Vorgänger umarmte Eingängigkeit lässt die Band zwar beinahe in Richtung Pop-Rock mit Adult-Contemporary-Label kippen – wenn man darunter aber in erster Linie die Konsens-Alben von Alanis Morissette oder Liz Phair versteht, sind Slothrust auf der sicheren Seite. Entspannte Balladen wie "Courtesy", die pünktlich zum letzten Refrain in Alternative-Rock-Explosionen münden, gehören da zum Sortiment, und "Parallel timeline" macht direkt mit mehreren Stücken dieser Gattung nichts verkehrt. Denn Wellbaums Melodiebögen sind absolut zwingend und gleichzeitig völlig logisch, ohne dabei langweilig zu sein, sodass man sich fragt, warum die Künstlerin nicht schon eher in Morissette-Dimensionen gedacht hat. Auch "A giant swallow" zeichnet eine Klimax wie aus dem Lehrbuch, bevor "White rabbits" dann so richtig in die Vollen geht. Was mit Akustikgitarre oder Klavier beginnt, endet in berauschenden Finalen.
Das wieder etwas verrücktere "The next curse" allerdings hätten Kapellen wie Garbage vermutlich auch gerne geschrieben: gesprochene zweite Strophe, schräge Licks, die in Breitwand-Riffs übergehen, und ein herrlich verquerer, alles andere als offensichtlicher Refrain. Fertig ist ein grandios überzeugendes, kleines Meisterwerk, das noch dazu durch energische Unterstützung von Halestorms Lzzy Hale veredelt wird, die nach Gasteinlagen bei Dee Snider und Evanescence nun auch außerhalb des Hartwurst-Reviers in Erscheinung tritt. An Stellen wie dieser bricht "Parallel timeline" gar aus seinem grundsätzlichen "Sehr gut" in Richtung "Herausragend" aus. "I tried to be a good boy", stellt Wellbaum zunächst klar, findet an anderer Stelle aber auch heraus: "I am complete." Nicht nur Astrologen rätseln: Vielleicht sind auf anderen Zeitachsen in Paralleldimensionen ja auch aus Slothrust schon längst Superstars geworden.
Highlights
- The next curse
- Waiting
- A giant swallow
- White rabbits
Tracklist
- Cranium
- Once more for the ocean
- Courtesy
- The next curse
- Strange astrology
- Waiting
- King Arthur's seat
- A giant swallow
- White rabbits
- Parallel timeline
Gesamtspielzeit: 39:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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Saschek Postings: 716 Registriert seit 23.07.2018 |
2024-07-31 19:05:59 Uhr
Lesercharts Platz 1? Ist das ein Insider Gag oder sollte man mal reinhören? |
Krissi12 Postings: 11 Registriert seit 10.02.2021 |
2021-09-07 19:32:58 Uhr
Mal abwarten, die bisherigen Vorabsongs zum Album waren imo noch nicht umwerfend. Bin gespannt ob sie es nochmal schaffen das Niveau der ersten beiden Alben zu erreichen. The Pact war solide, konnte aber auf Albumlänge nicht vollends überzeugen. Bin gespannt und werd am Freitag direkt reinhören und mich hoffentlich positiv überraschen lassen:-) |
hatih Postings: 25 Registriert seit 20.11.2020 |
2021-09-07 14:36:30 Uhr
JPC hat auch die limitierte, bunte Platte geführt.... |
hatih Postings: 25 Registriert seit 20.11.2020 |
2021-09-07 14:22:03 Uhr
Seit dem Konzert mit Manchester Orchestra weiß ich, wie geil diese Truppe ist; Vorboten zum Album sind allesamt tolltolltoll! Und scheinbar hat amazon-deutschland sogar einen Rest der bunten Deluxe-Edition reserviert https://www.amazon.de/dp/B093B6J7BB/ref=cm_sw_r_apan_glt_i_T30NDW8PW4C5S30FCJZW |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27965 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-09-06 11:15:07 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Joy Formidable; Torres; Veruca Salt; Garbage; Sleater-Kinney; Wolf Alice; Yeah Yeah Yeahs; Warpaint; Savages; New Pagans; Desperate Journalist; Big Thief; Chastity Belt; Blues Pills; The Breeders; Sorry; Milk Teeth; Silversun Pickups; Manchester Orchestra; Ian Sweet; Remember Sports; Blood Red Shoes; Courtney Barnett; Cherry Glazerr; Liz Phair; Alanis Morissette; The Cranberries; K's Choice
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