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Lou Bega - 90s cruiser

Lou Bega- 90s cruiser

Universal
VÖ: 27.08.2021

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Weißte noch, damals?!

Jetzt mal Hand aufs Herz: So beschissen und verschwendet, wie gerne mal behauptet wird, waren die Neunziger doch gar nicht. Und das, obwohl sich zahlreiche musikalische Akteure durchaus bemerkenswert viel Mühe gaben, der feierwütigen Meute doch noch irgendwie den letzten Nerv zu rauben. Hat dann eben trotzdem Spaß gemacht, so ein bisschen wie ein feuchtfröhlicher Kirmesabend: Zwar mit Ansage trashy, aber schlussendlich aus unerklärlichen Gründen ganz geil. Und da zahllose Neunziger-Sausen in sämtlichen Clubs des Landes selbstredend noch nicht genug sind, schickt sich anno 2021 mit "90s cruiser" eine Legende höchstpersönlich, die Party-Dekade ein für alle Mal gebührend zu feiern: Niemand Geringeres als Lou "Mambo No. 5" Bega, der sich vermutlich nach wie vor mit Fools Garden um den Titel des größten deutschen One-Hit-Wonders zankt, hat nochmal richtig Bock auf die "Never ending party", wie er sein Jahrzehnt liebevoll betitelt. Na, wenn das mal nicht verlockend klingt.

Wenig überraschend gibt es auf "90s cruiser" natürlich kein Trip-Hop-Revival oder Coverversionen obskurer Pavement-B-Seiten: Die Zeichen stehen auf Ekstase und der mittlerweile 46-Jährige denkt nicht mal dran, mit seinem glitzernden Cruiser abseits des bestens asphaltierten Gassenhauer-Prachtboulevards rumzudüsen. Man ist beinahe erstaunt, dass es ein verhältnismäßig subtiler Song wie Manu Chaos "Bongo bong" auf die Tracklist geschafft hat – natürlich wird dieser aber, wie alle Beiträge hier, "zeitgenössisch interpretiert". Sprich: Statt dem minimalistischen Lo-Fi Ansatz gibts tropisch angehauchte Big-Beats aus der Konserve, seltsame Autotune-Einspieler im Refrain und eine allzu plumpe Darbietung Begas. Wäre ja auch zu schön gewesen, hier mal einen Gegenpol zum restlichen Hype-Dusel der Platte zu setzen. Generell geht die Tendenz der hier verewigten Neuinterpratationen allerdings sowieso eher in Richtung Beach-Club als hinab in die ranzige, wummernde Kellerdisco. So zu beobachten beispielsweise bei den äußerst lauwarmen Aufgüssen von Dr. Albans "Sing hallelujah" oder auch Molokos "Sing it back", die mal so gar nicht zum eigens ausgerufenen Feiermotto passen wollen.

Abnutzungserscheinungen oder gar entnervte Blicke auf dem Dancefloor werden aber natürlich nicht geduldet und sind hier tunlichst zu vermeiden. Fällt bloß schwer, wenn schon beim bloßen Erblicken von "Buena macarena" auf der Tracklist ein kalter Schauer über den eigenen Rücken läuft. Will man das wirklich nochmal hören? Hatte man das nicht erfolgreich verdrängt? Gibt es wirklich keinen anderen Kracher, der hier stattdessen Platz gefunden hätte? Fragen über Fragen, die leider nicht zur ausgelassenen Stimmung beitragen – selbst wenn der unkaputtbare Scatman John zu späterer Stunde gleich zwei Gastauftritte feiert. Trotzdem erwischt man sich unweigerlich hin und wieder beim Mitwippen, beispielsweise wenn Begas Version von Wamdue Projects "King of my castle" den Funk des Originals nicht ganz erstickt und ansatzweise versucht, etwas Atmosphäre aufkommen zu lassen. Schon komisch, dass nach wie vor eine seltsame Sogwirkung von diesen vielgescholtenen Tracks ausgeht – "90s cruiser" dürfte wohl seine Freund*innen finden und für einigen Spaß sorgen. Problematisch ist seit jeher bloß, dass der Kirmes-Fusel am nächsten Morgen meistens eine böse Überraschung bereithält.

(Hendrik Müller)

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Highlights

  • King of my castle

Tracklist

  1. Sing hallelujah
  2. Buena macarena
  3. Bongo bong
  4. Scatman & Hatman
  5. Let's get the fiesta started
  6. Connected
  7. Everybody's free
  8. Get down
  9. King of my castle
  10. Time cruisers
  11. Sing it back
  12. Waiting by the peer
  13. Scatman & Hatman - DJ Skællig Clubmix

Gesamtspielzeit: 49:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Grizzly Adams

Postings: 4585

Registriert seit 22.08.2019

2021-09-07 19:59:04 Uhr
Vielleicht sollte man die Produzenten mit Ins Kultur-Kompetenz-Team von Armin Laschet holen. „Bongo Bong“ werde ich mir aus masochistischem Interesse schon anhören.

Kojiro

Postings: 3021

Registriert seit 26.12.2018

2021-09-07 17:10:42 Uhr
Wann kommt Vinyl-Box?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-06 11:23:01 Uhr
Und wie Manic Street Preachers! Und sogar ein Punkt mehr als OneRepublic1

Deaf

Postings: 2659

Registriert seit 14.06.2013

2021-09-06 11:21:43 Uhr
Gleiche Bewertung wie für The Vaccines, ernsthaft?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2021-09-06 11:13:03 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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