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Iron Maiden - Senjutsu

Iron Maiden- Senjutsu

Parlophone / Warner
VÖ: 03.09.2021

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Watashi no tame ni sakebu!

Iron Maiden haben bekanntermaßen überall auf der Welt Fans. Wer jemals eine der zahlreichen Dokumentationen über die ausgedehnten Konzert-Reisen der britischen Metal-Legenden gesehen hat – besonders empfehlenswert ist "Flight 666" aus dem Jahr 2009 – der weiß, dass solch ein Gig in so manchen Ecken der Erde das Ereignis des Lebens für die dortigen Fans ist. Ein besonderes Erlebnis für viele Bands ist und bleibt dabei Japan. Genau, das Land, in dem die Fans bis Konzertbeginn ruhig sitzen bleiben, um dann beim ersten Riff komplett auszurasten – und nach Show-Ende die Halle quasi besenrein hinterlassen. Dann tauchen die ersten Promo-Fotos für "Senjutsu" auf, und man könnte meinen, die erste Maiden-Platte nach sechs Jahren sei ein Tribut an die Fans aus Nippon. Ein mit Zopf und Bart kaum wieder zu erkennender Bruce Dickinson schwingt ein Katana, der ewige Eddie auf dem Cover wird in eine traditionelle Krieger-Uniform gesteckt – alles klar, oder?

Der Irrtum könnte kaum größer sein. Denn zum einen bedeutet "Senjutsu" zunächst einmal grob die Lehre von Taktik und Strategie, zum anderen haben Iron Maiden schon 1983 mit dem Song "Sun and steel" ihr Faible für fernöstliche Kampfkunst demonstriert. Nein, am Ende ist auch Studioalbum Nummer 17 Heavy fuckin' Metal. Der mit wuchtigen Schlägen im Stil der Taiko-Trommel Einlass begehrt. Und nach wenigen Sekunden klarstellt, wer Herr im Haus ist. Und doch beginnt "Senjutsu" düsterer, als man es von es von den Briten gewohnt sind, was der Spannung jedoch ganz und gar nicht abträglich ist. "Stratego" ist dann schon eher ein typischer Signature-Track mit den so gewöhnlichen wie eingängigen Dadadamm-Bassläufen von Steve Harris, über die ein famoser Refrain platziert wird.

Womit wir bei der Gesangsleistung des anscheinend nur optisch alternden Frontmanns wären und gleichzeitig bei der ersten Single "Writing on the wall". "Smith / Dickinson" steht in den Song-Credits, und das ist exakt das, was man hier bekommt. Nämlich einen Bruce Dickinson, der – wie auch später beim nicht minder großartigen "Darkest hour" – wie ein junger Gott durch die komplexen Melodielinien jubiliert, unterfüttert durch hochinteressante Hooks von Gitarrist Adrian Smith, mehr Classic Rock als Heavy Metal. Irgendwann in grauer Vorzeit waren Wishbone Ash mit ihren Twin-Leads einmal so etwas wie Vorbilder für Iron Maiden, hier wird dieser Umstand das erste Mal deutlich. Und wer davon nicht genug bekommen kann, darf bei "The time machine" daran teilhaben, wie sich minutenlang gleich drei Gitarristen ins Nirvana gniedelfiedeln. Und das ist in keiner Weise despektierlich gemeint, sondern ist der verdiente Respekt vor drei Meistern an den sechs Saiten, die wie eine perfekte Einheit miteinander agieren.

Neben erwähnten "Sänger-Songs" und "Gitarristen-Songs" fehlen zur Vollendung einer Iron-Maiden-Platte noch die ausufernden Prog-Epen aus der Feder von Steve Harris. Diese stellt "Senjutsu" praktischerweise ans Ende, sodass sie nahezu komplett die Spielzeit der zweiten CD einnehmen. Natürlich kann man darüber streiten, ob ein Song wie "The parchment" wirklich zwölf Minuten lang sein muss oder ob es nicht auch acht Minuten tun würden. Und den kompositorischen Trick, den Beginn eines Songs in Form einer Reprise als Schlussakt zu nutzen, hat Harris nun wirklich zu einem Markenzeichen ausgebaut. Aber trotz vermeintlicher Schablonenhaftigkeit schafft es der Bandchef immer und immer wieder, die Spannungsbögen zu halten, Songs zu kreieren, denen man immer wieder intensiv folgen will. Dass dabei Mitsing-Hits auf der Strecke bleiben, liegt in der Natur der Sache und ist mit Sicherheit gewollt, um die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Denn Aufmerksamkeit hat "Senjutsu" in jeder Minute der Spielzeit verdient. Oder, um es ganz deutlich zu sagen: Seit der Zäsur durch den Wiedereinstieg Dickinsons im Jahr 2000 gehört "Senjutsu" zu den schlüssigsten und spannendsten Alben von Iron Maiden. Der Ruf als Metal-Institution dürfte also auch außerhalb Japans nicht ins Wanken geraten. Arigato!

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The writing on the wall
  • The time machine
  • Darkest hour
  • The parchment

Tracklist

  • CD 1
    1. Senjutsu
    2. Stratego
    3. The writing on the wall
    4. Lost in a lost world
    5. Days of future past
    6. The time machine
  • CD 2
    1. Darkest hour
    2. Death of the Celts
    3. The parchment
    4. Hell on Earth

Gesamtspielzeit: 81:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Sloppy-Ray Hasselhoff

Postings: 1738

Registriert seit 02.12.2019

2022-02-06 01:42:03 Uhr
Da kannst dich als Mukker nur wegschmeißen. Die letzten drei bei hell on earth ... geh ziag o.

Sloppy-Ray Hasselhoff

Postings: 1738

Registriert seit 02.12.2019

2021-10-22 21:11:14 Uhr
Die letzten vier Min. von "hell on earth" hier grad auf Dauerschleife. Die Loslösung von der emotionalen Bindung an Worte ...
Perspektive der Verschwendung und der Souveränität. Was Maiden hier abziehen ... ja, leck mich, ist das gut ...

8hor0

Postings: 1015

Registriert seit 14.06.2013

2021-10-21 16:16:55 Uhr
parchment und hell on earth fressen sich auch immer mehr in die gehörgänge. das finale song-triple hat es in sich!

Neklov

Postings: 19

Registriert seit 24.11.2019

2021-10-12 12:19:05 Uhr
Für mich neben A Matter of Life and Death bestes 2 Ära Dickinson/SmithAlbum und besser als alles seit Seventh Son...
Tönt übermässig euphorisch und übertrieben?
Haben es euch ein Dance of Death oder die 90er Alben; insbesondere auch die ersten 2 dieses Jahrzehntes, denn wirklich mehr angetan...?
Mir nicht...und überraschenderweise stellen die Harris/u. Gers Kompositionen hier auch die Albumhighlights dar.
War so nicht zu erwarten; und stellt deshalb mehr als nur ein kleines, reifes Alterswerk dar.

8hor0

Postings: 1015

Registriert seit 14.06.2013

2021-10-12 08:57:21 Uhr
ich habe einen ohrwurm von death of the celts. gefällt mir immer besser!
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