Kiefer - When there's love around
Stones Throw / Rough Trade
VÖ: 27.08.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Gruppendynamik
Die Annehmlichkeiten des selbständigen Schaffens hat Kiefer Shackelford in seiner bisherigen Karriere genussvoll ausgekostet. Seine beiden Studioalben entstanden weitgehend in Eigenregie, unter anderem war der Gewinn eines Grammy Lohn der musikalischen Mühen. Für Album Nummer drei, "When there's love around", ist der US-Amerikaner nun einen anderen Weg gegangen. Er lud sich diverse Gäste ein, verschob seinen Fokus mehr in Richtung Jazz und darf sich nun entspannt überlegen, welche Vorgehensweise zukünftig die richtige sein mag.
Kiefer, der als Künstler auf seinen Nachnamen verzichtet, liefert auf seinem Drittwerk allerlei Argumente, die für eine Fortsetzung der Gruppendynamik sprechen. Nach der nicht einmal einminütigen "Introduction" jedenfalls legen er und seine Mitmusiker gleich hochklassig los. "I remember this picture" bringt Piano, Gitarren und Schlagzeug vortrefflich in einen gemeinsamen Flow, der sich fortan mühelos fortsetzt. Früh wird deutlich, welch besonderer Spagat Kiefer und seinen Mitstreitern gelingt: Einerseits klingen sie auch für weniger versierte Hörer eingängig, ohne zum Hintergrund-Geklimper zu verkommen; andererseits liefern sie jazzig-virtuose Momente, ohne in Angeberei oder schwerer verdauliche Scheinkunstwerke abzugleiten. Sprich: Jazz-Fans kommen auf ihre Kosten, Jazz-Skeptiker könnten auf den Geschmack kommen, sich doch einmal auf diese Musikform einzulassen.
In die Mitte hat der noch immer junge Musiker, der 1991 geboren wurde und trotzdem längst wie ein Routinier klingt, den Track "Curly" platziert, der zu den Höhepunkten gehört. Er trennt oder verbindet, je nach Hörverstehen, die beiden Albumhälften, die Kiefer inhaltlich nach eigenem Bekunden aus verschiedenen Blickwinkeln angegangen ist. Das Gefühl, "klein und unbedeutend und gestresst zu sein", markiere Hälfte eins, wohingegen Hälfte zwei Raum gebe für Trauer. "Jemanden zu vermissen, ihm alles Gute über das irdische Leben hinaus zu wünschen", wie er selbst sagt. In besagtem "Curly", einem bezaubernden Stück Kiefer-Musik, blicke er zurück auf seine Kindheit: "Als ich aufwuchs, dachte ich, ich sähe seltsam aus. Ich hatte lockiges Haar und braune Haut. Jetzt mag ich meine lockigen Haare und meinen Teint. Dieser Song ist mein Swag!"
Die Geschichten hinter Songs, in denen kein Wort gesungen wird und die nur durch ihre Instrumentierung und ihre Titel für sich sprechen können, bleiben für Hörer ja generell eher verschlossen. Das Bemühen aber, auf einem Album wie "When there's love around" hinter die Kulissen zu blicken, kann großes Vergnügen bereiten. Und eine Zeile wie "I love my friends" spricht auch ohne weitere Worte für sich. Dass Kiefer diesen Titel ganz ans Ende seines starken Albums gestellt hat, sagt viel über ihn als Mensch und Künstler. "Selbst wenn es banal oder seltsam erscheint, leben wir ständig in einem Moment, der besonders und göttlich ist", erklärt er. Es gibt pessimistischere Arten, an das Leben heranzugehen.
Highlights
- Lift somebody up
- Curly
- I love my friends
Tracklist
- Introduction
- I remember this picture
- Lift somebody up
- Earthly things
- Crybaby
- Curly
- A wish for you
- Loving hands
- Areti's love
- With you where you are
- I love my friends
Gesamtspielzeit: 48:14 min.
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