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Dee Snider - Leave a scar

Dee Snider- Leave a scar

Napalm / Universal
VÖ: 30.07.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 2/10

Lass krachen

Eigentlich haben Twisted Sister gerade einmal fünf Alben in den Achtzigern veröffentlicht. Der Stellenwert, den die Glam-Metaller dennoch besitzen, wurde allerdings bei der Festival-Tour zum endgültigen Rücktritt der Band 2016 überdeutlich: Während 75.000 eskalierende Fans dem Wackener Schlamm trotzten, ließ sogar das Personal an den Bierständen Zapfhahn Zapfhahn sein, reckte stattdessen die Fäuste und sang voller Enthusiasmus mit. Das war kein Festivalauftritt, sondern ein Triumphzug, und noch tief in der Nacht gab es auf den Campgrounds immer noch irgendwo irgendjemanden, der erfolgreich kleinere Gruppen zu "We're not gonna take it"-Gesängen animierte. Frontmann Dee Snider allerdings ist trotz seiner mittlerweile 66 Jahre noch weit davon entfernt, an Rente zu denken. Dabei verwaltet Snider nicht etwa freudlos das Banderbe, sondern probiert sich im Herbst seiner Karriere immer wieder neu aus.

Dabei ist der so eloquente wie redselige Sänger nicht vor Ausfällen wie dem grauenhaft unausgegoren Album "We are the ones" von 2016 gefeit, und auch der Nachfolger "For the love of metal" ließ 2018 wenig vom früheren Esprit spüren. Doch was immer seitdem passiert ist, welche Frischzellenkur insbesondere Bandkollege und Produzent Jamey Jasta, hauptberuflich Frontmann der Metalcore-Truppe Hatebreed, dem Veteranen für "Leave a scar" verpasst hat – es muss das Richtige gewesen sein. Denn "I gotta rock (again)" suggeriert nicht nur vom Titel her eine gewisse Nähe zum Twisted-Sister-Klassiker "I wanna rock" von 1984, sondern präsentiert einen Dee Snider, der unbekümmert wie in jungen Jahren Gas gibt und mit dieser fetten Metal-Hymne dem Ruhestand ins Gesícht lacht: "Here I go / It's time to roll again / I gotta rock / I survived / Be advised / Gonna rock until I die."

Wie sich schnell herausstellt, ist die dicke Hose berechtigt, denn auch "All or nothing more" marschiert gnadenlos voran und verbindet Sniders Gespür für Hooks mit der richtigen Dosis Punch durch Jamey Jasta. Klar, manche Lyrics wie zu "Down but never out" oder "Open season" erweisen sich als mächtig pathos-schwanger, bleiben aber dennoch glücklicherweise noch diesseits des Kitsch-Äquators. Aber mal ehrlich: Manchmal braucht es eben eine gewisse Dosis an kumpeligen "Du und ich, wir gehen da jetzt gemeinsam durch"-Botschaften. Die aber immer wieder durch hymnische Refrains ergänzt werden – "Silent battles", "Crying for your life" oder auch "In for the kill" sind feinste Fäusteschwinger, die einfach nur Spaß machen.

Tja, und kurz vor Schluss lässt Snider dann noch die größte Überraschung auf die Hörerschaft los. Denn "Time to choose" ist mehr als nur ein rasanter Nackenbrecher, sondern präsentiert niemand geringeren als George "Corpsegrinder" Fisher, dessen über die Jahrzehnte bei Cannibal Corpse gestählten Growls dem Song einige interessante Aspekte verleihen. Man darf gespannt, wie dieses Experiment mit zwei Frontleuten, die stilistisch kaum weiter voneinander entfernt sein könnten, bei der breiten Masse der Fans so ankommt. Auf das gesamte Album bezogen muss sich Dee Snider vermutlich keine diesbezüglichen Sorgen machen. Fast scheint es, als könnte "Leave a scar" eine endgültige Emanzipation von der Band sein, der Snider seinen Ruf verdankt, eben gerade nicht so wirkt wie ein Twisted-Sister-Album ohne Band. Man muss lange zurückblicken, namentlich bis zu den beiden Alben unter dem Namen Widowmaker Anfang der Neunziger, um eine derart konsequente und schlüssige Performance von David Daniel Snider zu finden.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • I gotta rock (again)
  • All or nothing more
  • Silent battles
  • Time to choose (feat. George "Corpsegrinder" Fisher)

Tracklist

  1. I gotta rock (again)
  2. All or nothing more
  3. Down but never out
  4. Before I go
  5. Open season
  6. Silent battles
  7. Crying for your life
  8. In for the kill
  9. Time to choose (feat. George "Corpsegrinder" Fisher)
  10. S.H.E.
  11. The reckoning
  12. Stand

Gesamtspielzeit: 46:48 min.

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User Beitrag

Eurodance Commando

Postings: 1731

Registriert seit 26.07.2019

2021-08-15 17:39:51 Uhr
Tja blöd gelaufen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2021-08-15 17:34:47 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Also fast frisch. Ich hab doch tatsächlich am Freitag die Threads vergessen.

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