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Nura - Auf der Suche

Nura- Auf der Suche

Vertigo / Universal
VÖ: 20.08.2021

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Brechstange und Samthandschuhe

Realness-Debatten löst in 2021 kaum noch was aus, die Teilnahme von Nura beim Hochglanz-Format "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" kam aber doch ein bisschen überraschend. In Staffel 7 war es der männliche Kollege MoTrip, in Staffel 8 durfte dann eben die Berlinerin mit der großen Klappe die Deutschrap-Fahne hochhalten. Das Konzept der Sendung ist ja tatsächlich recht interessant, manchmal erträumt man sich eine gut besetzte und credibile Version davon. Und auch in dieser hätte Nura gute Chancen, dabei zu sein.

Wer nach dem Ende von SXTN erwartet hat, dass die 32-Jährige von der Bildfläche verschwindet, hat sich getäuscht: Bei "Jerks" und "Skylines" hat sie mitgespielt, war auf dem aktuellen Album von Audio88 & Yassin ebenso als Gast vertreten wie bei Disarstar und Ahzumjot, nach dem 2018er "Habibi" ist "Auf der Suche" bereits ihre zweite Soloplatte. Selten war ein Albumtitel passender, und das auf vielen Ebenen. Das schicke Cover impliziert, dass Nura in erster Linie auf der Suche nach dem richtigen Look ist, sich nicht zwischen lila Curls und schwarzen Zöpfen entscheiden kann. Es geht aber wohl viel mehr um ihre Position im Game und welche Künstlerin sie sein will. Die Tracks schwanken zwischen Brechstange und Samthandschuhen, musikalisch wie textlich. Der Opener "Fotze wieder da" ist der erwartbar brachiale Einstieg. Nura lässt die Muskeln spielen und verpasst verbale Ohrfeigen.

Auch "Ich war's nicht", in dem sie ihre Jugend zwischen unerfüllten Erwartungen und Drogenparties schildert, zementiert ihren Status als vorlaute Berliner Göre. Sie ist nicht die technisch versierteste Flexerin, ihr größtes Pfund ist das kajal-verklebte Augenzwinkern. In "Hier oben" macht sie auf dicke Hose und schildert ihr angebliches Luxusleben: "Bezahl beim Bäcker immer bar / Keine Zeit sagt meine Casio am Arm." Eine Selbstironie, die vielen ihrer männlichen Kollegen gut stehen würde. Bei "Backstage" dürfte den erwähnten Kollegen dann der koksverschmierte Spiegel entgleiten, wenn Nura über einen Beat der Drunken Masters und Khia-Sample explizite Lines über ihre angeblichen Groupies droppt: "Davon hast Du doch geträumt, aber tut mir leid, Kleiner / Heute Nacht kein Sex für Dich im Nightliner / Besser Du bewegst dich, wenn ich sage Junge, tanz! / Deine Freundin sieht Dich in der Story und ruft an."

"Wichsen ist Mord" ist ein Mittelfinger für Abtreibungsgegner*innen, Feature-Gast Alli Neumann wirkt dabei seltsam träge. Dafür ist die Hook von "Niemals Stress mit Bullen" der vielleicht beste Beitrag zum Thema Alltagsrassismus. "Ich bin doch kein Rassist, ich habe einen schwarzen Freund / Sag mal, würdst Du Dich auch so benehmen, wärt Ihr da bei Euch?" Die Two-Step-Nummer "Alles was Du willst" plätschert nichtssagend dahin, "Geh drauf" beschreibt eine toxische Beziehung, kann dem Thema aber nichts Neues hinzufügen. Bei "Viel zu tun" verstößt Nura gar direkt gegen eines der ungeschriebenen Rap-Gesetze und steigt mit einem Sprichwort ein. Ja, reimt sich, ist aber halt wack. Neben derben Zeilen und Klamauk lässt Nura in einigen Tracks ein wenig mehr Tiefe zu. "Auf der Suche" beschreibt ihr Leben als Außenseiterin, "Fair" zählt die diversen Vorurteile auf, mit denen sie tagtäglich zu kämpfen hat. Auf dem abschließenden "Beledi" setzt sie ihrer Familie ein sentimentales Denkmal, inklusive arabisch gesungenem Refrain.

Beim bereits erwähnten "Viel zu tun" ist übrigens ein weiterer Teilnehmer von "Sing meinen Song" dabei. Doch nicht etwa der Pappkamerad Joris oder die hysterisch-giggelnde Heinzmann-Stefanie? Nein, es ist dann doch Tilmann Otto aka Gentleman. Und den würde man ja wohl auch für eine coole und credibile Version einladen. Also vorausgesetzt, Tretti hat keine Zeit.

(Andreas Rodach)

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Highlights

  • Fotze wieder da
  • Niemals Stress mit Bullen
  • Backstage (feat. Drunken Masters)

Tracklist

  1. Fotze wieder da
  2. Ich war's nicht
  3. On fleek
  4. Alles was Du willst
  5. Wichsen ist Mord (feat. Alli Neumann)
  6. Geh drauf
  7. Hier oben
  8. Niemals Stress mit Bullen
  9. Lola
  10. Auf der Suche
  11. Viel zu tun (feat. Gentleman)
  12. Backstage (feat. Drunken Masters)
  13. Fair
  14. Beledi

Gesamtspielzeit: 35:02 min.

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User Beitrag

Eurodance Commando

Postings: 1731

Registriert seit 26.07.2019

2021-08-15 17:40:16 Uhr
Un weida?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27226

Registriert seit 08.01.2012

2021-08-15 17:34:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Also fast frisch. Ich hab doch tatsächlich am Freitag die Threads vergessen.

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