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The Dandy Warhols - Thirteen tales from urban bohemia

The Dandy Warhols- Thirteen tales from urban bohemia

Capitol / EMI
VÖ: 16.06.2000

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Andy Warhols Stadtgeschichten

Die Dandy Warhols gehören zu den Bands, die ihre Lebensphilosophie konsequent in ihrer Musik umsetzen und ausdrücken. Allerdings propagieren sie ihren bohemistischen "way of life" dermaßen übertrieben, daß es mit der Zeit ein bißchen lächerlich wirkt. Sie geben einfach zu gerne die extravaganten Künstler, die sich mit schönen Frauen, tonnenweise Drogen und philosophischen/spiritualistischen Gedankengängen umgeben. Schon die Songtitel wie "Mohammed", "Nietzsche" oder "Bohemian like you" lassen erahnen, was sich in der knappen Stunde musikalisch und lyrisch auf dem neuen Longplayer abspielen wird. Und genauso ist es auch. Das Quartett aus Portland/USA ergeht sich in psychedelischen Songepen, die nur selten unter der 5-Minuten Grenze bleiben. Die Tracks gehen ohne Pause ineinander über und wirken wie ein einziger Gitarrensog, der sich rauschgleich durch Gehör und Gehirn zieht. Dazu schwirren und flirren die Melodien und Backing Vocals wie Engel durch die Sphären und Frontman Courtney Taylor-Taylor singt nicht nur so entrückt, als hätte es Van Morrison nie gegeben, sondern tut auch sonst alles, um sich zum musikalischen "Andy Warhol des neuen Jahrtausends" aufzuschwingen. Zum Höhepunkt kommt es dann im sehr schönen "Sleep", das mit meditativen Aaah- und Oooh-Chören endet. Ladies and Gentlemen, we're floating in space.

Aber das ist noch nicht alles. Zwischendurch wird immer wieder amerikanische Pop-Geschichte zitiert, mit einem reinrassigen Country-Song beispielsweise, der sinnigerweise "Country leaver" heißt, oder "Shakin'", einem Rock'n'Roll-Stück in bester Iggy-Pop-Tradition. Ansonsten geben sich bei der musikalischen Darbietung Licht und Schatten die Klinke in die Hand. Gelegentlich schaffen es die "Dandy Warhols" wirklich, ihrer bohemistischen Philosophie auch musikalisch gerecht zu werden (lies: so cool zu klingen, wie es ihrem Image nach sein soll). Das klappt hervorragend bei Tracks wie "Get off" (übrigens auch erste Single) oder "Cool scene", die das Quartett mit einer Lässigkeit aus dem Ärmeln schütteln, bei der selbst einem ausgemachten "King of Coolness" wie Noel Gallagher oder Richard Ashcroft die Spucke wegbleiben würde. Andererseits gewinnt bei vielen Stücken auch schnell die Langeweile Oberhand, zumal eingängige Refrains eine Ausnahme bleiben. Immerhin nähert sich zumindest der zweite Teil der Platte mit deutlich griffigeren Songs dem "Classic Rock"-Anspruch, den die Band mit dem neuen Album erfüllen wollte.

Das aktuelle Werk kann durchaus als Reifeprüfung für das Quartett angesehen werden. Nach dem letzten Album "Dandy Warhols come down", das mit "Not if you were the last junkie on earth" sogar einen Top-40-Hit in den UK-Charts hatte, stehen die Zeichen auf Sturm und die Band zwischen Stardom und Underground. Kein Wunder, daß die Dandy Warhols erstmals versuchen, über ihren musikalischen Horizont hinaus zu wachsen. So spendieren sie ihren Songs neuerdings auch mal Bläser und Streicher, was zwar für mehr Abwechslung sorgt, die Platte aber letztlich auch nur knapp über das Mittelmaß rettet. Das ist deshalb schade, weil Courtney Taylor-Taylor & co. zweifelsohne gute Musiker und fähige Songwriter sind. Mit mehr geradlinigen Kompositionen und weniger psychedelischen Arrangements wäre dieses Album vielleicht ein Hit und für die Band das Sprungbrett auf den Weg nach oben gewesen. Aber wahrscheinlich wollen das die Musikers sowieso nicht. Denn dann hätten sie wohl ernsthafte Credibility-Probleme und Image ist ja schließlich alles, was zählt. Zumindest im Falle der Dandy Warhols.

(Christof Nikolai)

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Highlights

  • Get off
  • Cool scene
  • Bohemian like you
  • Big Indian

Tracklist

  1. Godless
  2. Mohammed
  3. Nietzsche
  4. Country leaver
  5. Solid
  6. Horse pills
  7. Get off
  8. Sleep
  9. Cool scene
  10. Bohemian like you
  11. Shakin'
  12. Big Indian
  13. The gospel

Gesamtspielzeit: 56:13 min.

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User Beitrag

Demon Cleaner

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2015-03-14 18:31:01 Uhr
Da würde ich zu den ersten beide Platten raten.

Das verdrogte Chaos auf den angesprochenen Platten ist irgendwie "anders", kann ich schwer beschreiben.
Reinhören lohnt sich eigentlich immer.

The MACHINA of God

User und Moderator

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Registriert seit 07.06.2013

2015-03-14 18:29:08 Uhr
ich liebe das Chaos auf den Platten, die Ewigschlaufen, aber kann auch verstehen, wenn man da raus ist.

Das klingt interessant.
Wo ist am ehesten was im Sinne der ersten drei Songs des Albums hier drauf?

Demon Cleaner

User und Moderator

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Registriert seit 15.05.2013

2015-03-14 18:25:22 Uhr
Die "Come Down" hat auch einige Hits (vor allem Track 6 bis 8), ist aber etwas psychedelischer und nicht so vielseitig. Ist aber mit zweitliebstes von ihnen. Beim Debüt sieht es ähnlich aus.

Die "Monkey House" fällt ziemlich aus dem Rahmen mit ihrem Elektropop, "Odditorium" und "Earth" - da muss man wohl einfach ne Sympathie für die Dandys haben, ich liebe das Chaos auf den Platten, die Ewigschlaufen, aber kann auch verstehen, wenn man da raus ist.

Die neueste ("This Machine") ist sehr aufgeräumt, aber für mich ihre schwächste.

The MACHINA of God

User und Moderator

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Registriert seit 07.06.2013

2015-03-14 18:04:42 Uhr
Wie ist der Vorgänger? Kommt bei rateyourmusic noch am besten weg. Oder was taugt von denen noch?

The MACHINA of God

User und Moderator

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Registriert seit 07.06.2013

2015-03-14 18:03:59 Uhr
Gerade die ersten Jahre waren noch sehr durchwachsen.
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