Leon Bridges - Gold-Diggers sound
Columbia / Sony
VÖ: 23.07.2021
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Sicher-Digger
Leon Bridges war und ist der Ausgeglichene. Nie geht der Texaner mit seinem Retro-R'n'B so wirklich ins Extrem. Man hat das Gefühl, Bridges operiere von einer stabilen Mitte aus, geschmackvoll und elegant sind seit jeher seine Songs. Die Tasache, dass Bridges mit dem Gold Diggers eine Home Base in Los Angeles gefunden hat, scheint diesen Effekt noch zu verstärken. Dabei handelt es sich um einen Hybriden aus Club-Bar, Aufnahmestudio und Hotel. Hier hat Bridges in den letzten drei Jahren einen Großteil seiner Zeit verbracht, sicherlich ein willkommener Ruheort als Ausgleich zu den zahlreichen Zusammenarbeiten, die Bridges in dieser Zeit absolviert hat. Da wäre als erstes natürlich die fluffige "Texas sun"-EP mit Khruangbin zu nennen, welche die Justierung etwas in Richtung Rock und Americana verschob. Aber auch die Kollabo mit Kacey Musgraves oder die Features bei Diplo oder John Mayer erweiterten das Repertoire. Bridges selbst sagt, dass es ihn high mache, die Leute zu überraschen, mit "Gold-Diggers sound" vergibt er diese Chance jedoch recht leichtfertig.
Bei einem Künstler wie Bridges ist es aber die Frage, ob das so schlimm ist. Denn man erwartet bei ihm nicht das schrille Experiment, gediegen und wohldosiert geht es bei ihm zu. Dies geht schon beim Gesang los, immer smooth, reichlich laid back, die Leidenschaft nur ein dezentes Zittern der Stimmbänder. Und auch melodisch geht ein Stück wie "Sho nuff" keine waghalsigen Wege. Das swingt und groovt romantisiert vor sich hin, inklusive Blues-Gitarre und kleinen Orgel-Intarsien, und bewahrt sich auch ein klein wenig sexuelle Spannung. Es ist aber schon ein kleines Kunststück, wie es Bridges beispielsweise in "Sweeter" mit Terrace Martin schafft, durch kleine gesangliche Aufhellung ein wenig hoffnungsfrohes Licht ins seidige Dunkel zu bringen.
Und da mögen auch die Beats elektrisch erzeugt werden, im Kern ist der "Gold-Diggers sound" ein organischer. Wie immer wieder die Bläser soulig zerfließen, Weichheit mit leidenschaftlicher Melancholie vermählen, ist schon ein kleines Fest. Die klanglichen Details sind dann auch der Star dieser Platte, welche im grundlegenden Songwriting oft das Bewährte bevorzugt. Ausnahmen sind selten, aber willkommen, so der Moment, in dem bei "Don't worry" der Beat behutsam aber merklich anzieht. Die Grooves in "Steam" schwurbeln hingegen schön düster und lenken ein wenig davon ab, dass die Gesangsmelodien doch etwas in Richtung Standardversorgung gehen. Und dennoch wird man viele Momente finden, die liebevoll ausgearbeitet sind, das Gerüst der Stücke hingegen gibt sich fast schon etwas nüchtern und plakativ. So etwas wie der bluesige R'n'B von "Why don't you touch me" funktioniert natürlich trotzdem prächtig, nur das mit dem Überraschen will halt nicht so wirklich funktionieren.
Highlights
- Why don't you touch me
- Sho nuff
- Sweeter (feat. Terrace Martin)
Tracklist
- Born again (feat. Robert Glasper)
- Motorbike
- Steam
- Why don't you touch me
- Magnolias
- Gold-Diggers (Junior's fanfare)
- Details
- Sho nuff
- Sweeter (feat. Terrace Martin)
- Don't worry (feat. Ink)
- Blue mesas
Gesamtspielzeit: 36:46 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Loketrourak Postings: 2615 Registriert seit 26.06.2013 |
2021-10-15 10:03:56 Uhr
Ich bin nur hier, um zu sagen, dass mir die Platte entgegen der Rezi und dem generellen Tenor hier im Thread sehr gut gefällt. Ist schon mindestens ne 7. Und er hat sich ja bereits auf zT. Good Thing des Retrosoulkorsetts entledigt Tut der Musik gut. |
Grizzly Adams Postings: 5480 Registriert seit 22.08.2019 |
2021-08-09 17:59:47 Uhr
Bin bei euch. Coming home ist stark. Das neue Album… tut nicht weh. Und darum schon ein bissel enttäuschend. Vermutlich gewinnt er damit allerdings Fans, die mit dem Retrosound der beiden ersten Alben eher nicht so viel anfangen können. |
diggo Postings: 152 Registriert seit 02.09.2016 |
2021-08-06 23:23:46 Uhr
„coming home“ war richtig stark. danach kam leider nicht mehr viel gutes, die khruangbin-kollabo mal ausgenommen… die neue überzeugt mich bisher auch überhaupt nicht. schade. eine tolle stimme und ein gespür für gute melodien hat er nach wie vor, aber trotzdem packt mich das ganze leider nicht. |
Peacetrail Postings: 4027 Registriert seit 21.07.2019 |
2021-08-06 22:50:26 Uhr
Ich habe zufällig (oder weil unbewusst den Namen hier aufgeschnappt) heute die rote (müsste Coming Home heißen) gehört. Die hatte ich mir gekauft und relativ schnell eingemottet, muss aber sagen, ist besser als in der Erinnerung. Gradliniger Retro-Soul, gefällt. Das neue Album höre ich mir trotzdem nicht an. Klingt nicht so wie der Oberböörner. |
Grizzly Adams Postings: 5480 Registriert seit 22.08.2019 |
2021-08-06 22:26:30 Uhr
Ich Hmja. Die Rezi ist schon ganz treffend. Im Promo-Text , den ich zunächst gepostet hab, klang es so, als würde LB ein bisschen sein Rad neu erfinden. Das muss man ja als erfahrener Musikhörer nicht glauben (tat ich auch nicht), aber wenn der Künstler sagt, die Songs wären das Resultat spontanen Takes und Sessions, dann höre ich das der glatten Produktion überhaupt nicht an. Da sitzt jeder Ton an der richtigen Stelle. Das ist nicht verwerflich, LB hat eine tolle Stimme und die Arrangements sind schön. Aber das unmittelbare Live-Erlebnis? Spontan recorded? Hör ich nicht…Darum ist es halt nix Besonderes. Das können andere Künstler auch. Für mich sein schwächstes Album. Es gibt 2-3 Songs, die ich über den Durchschnitt hebe - und damit meine ich, was er auf anderen Alben schon in Gänze abgeliefert hat. Ich mag die Vorgänger also deutlich lieber. Da klingt er für mich einfach authentischer. |
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Referenzen
Sam Cooke; The Soul Stirrers; Nick Waterhouse; Al Green; Percy Sledge; Lee Fields; Wilson Pickett; Curtis Mayfield; Michael Kiwanuka; Moses Sumney; Otis Redding; Eli 'Paperboy' Reed; Ben E. King; D'Angelo; Anderson East; Aloe Blacc; Aaron Frazer; Samm Henshaw; Bobby Womack; Son Little; Toro Y Moi; Curtis Harding; Durand Jones & The Indications; Sharon Jones & The Dap Kings; Ben Harper; Georgia Anne Muldrow; Tess Henley; Benjamin Booker
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