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Backxwash - I lie here buried with my rings and my dresses

Backxwash- I lie here buried with my rings and my dresses

Ugly Hag
VÖ: 20.06.2021

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

The flame monster

Katharsis hat sich rar gemacht. Zwischen codeingetränktem Murmeln und flüsternder Negativbeleuchtung findet feurige Dämonenaustreibung immer weniger Platz im HipHop. Ashanti Mutinta ging es jedoch noch nie darum, dazuzugehören. In Sambia geboren und in Montreal aufgewachsen, versteht sie sich als transfeminin und schert sich als Backxwash neben Gender- außerdem herzlich wenig um Genregrenzen. Ihr wuchtiger Rap könnte nicht weiter vom Wort "Sprechgesang" entfernt sein, die Beats sind vielmehr kleine Erdbeben, die sich aufstauen, und ihre Ästhetik ist tief zwischen Gothic und Industrial verwurzelt. Ihr zweites Album "God has nothing to do with this leave him out of it" gewann mit dieser Mischung 2020 den Polaris Music Prize. Der Nachfolger "I lie here buried with my rings and my dresses" denkt derweil nicht an Zugeständnisse. Er ist dem erschreckenden Albumcover entsprechend noch aggressiver, noisiger und unzugänglicher.

Allein der Titeltrack ist mitunter das Giftigste, was dieses Jahr auf den Plattenteller kommen dürfte. Ada Rook von Black Dresses liefert einen Refrain, der aus teuflischem Geschrei und Nettigkeiten wie "Release me, abomination!" besteht. Mutinta beschreibt ein Leben in der Diaspora, das sich immer weiter in erdkernnahe Gefilde begibt: "On the bed I'm moping with a head of horns / And the red in clothing in the den of swords / With the stake impaled as Satan sells me / On the perfect hell and he says it well." Auf "I lie here buried with my rings and my dresses" ist nichts, aber auch gar nichts leicht. Das irriterende Intro mag noch eine Spoken-Word-Einlage loopen, welche wissenschaftlich über die biologische Funktion von Schmerz sinniert. Spätestens das programmatisch betitelte "Wail of the banshee" nimmt aber keine Gefangenen mehr.

Dazu passend bedient sich Mutinta häufig bei gitarrenlastiger Musik. Der – aufgrund Sample-Clearing-Problemen übrigens kostenlos zu erstehende – Vorgänger verarbeitete Led Zeppelin und Nine Inch Nails in der eigens geschaffenen Hölle. "I lie here buried with my rings and my dresses" beschließt hingegen mit "Burn to ashes" und dieser Track inkorporiert nichts Geringeres als ein Geigensample aus Godspeed You! Black Emperors "Static". Mit großartigem Effekt: Die Wut bekommt eine melancholische Note, "I think it's sad with the way that I went / I took the baggage from every event", rappt Mutinta dazu. Natürlich nicht, ohne eine humorlose Pointe dahinter zu setzen: "Fuck all my enemies hard as I can / Fuck all these papers who call me a man." Das schwer marschierende "Terror packets" erhebt derweil die Faust gegen Polizeibrutalität gegenüber PoC, während "In thy holy name" neben dem Angriff auf die LGBTQ-Verurteilung der Kirche einen Shoutout an die tragischerweise verstorbene Sophie unterbringt.

Backxwash-Alben sind trotz ihres immensen Scopes bisher stets kurz gehalten – in dieser Intensität wäre ein langer Marathon aber auch kaum denkbar. Mutinta hat eine Gabe, sich völlig unterschiedliche Einflüsse nahtlos einzuverleiben. Sie trägt auch ein kurzes Intermezzo wie das von Clipping. produzierte "Blood in the water" kurzerhand in ihr eigenes Flammenmeer hinab, gibt sich in "Nine hells" einem sleazigen Drogentrip samt brutalem Finale hin oder verwandelt in "666 in Luxaxa" einen Zulu-Chant auf beeindruckende Weise in ein bedrohliches Mantra. Und wenn Ada Rook, die scheinbar unendlich wandelbar ist, in "Songs of sinners" ein verführerisches "Who gets to the top of the throne? / I'm ready to learn" säuselt, hat man beinahe so etwas wie einen ruhenden Moment, relativ gesehen. Horrortrips wie diesen: They don't make 'em like this anymore.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • I lie here buried with my rings and my dresses (feat. Ada Rook)
  • Blood in the water
  • Nine hells
  • Burn to ashes (feat. Michael Go)

Tracklist

  1. Purpose of pain
  2. Wail of the banshee (feat. SurgeryHead)
  3. I lie here buried with my rings and my dresses (feat. Ada Rook)
  4. Terror packets (feat. Censored Dialogue)
  5. In thy holy name (feat. Lauren Bousfield)
  6. Blood in the water
  7. Songs of sinners (feat. Sad13 & Ada Rook)
  8. 666 in Luxaxa
  9. Nine hells
  10. Burn to ashes (feat. Michael Go)

Gesamtspielzeit: 33:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Eurodance Commando

Postings: 1731

Registriert seit 26.07.2019

2021-07-28 22:12:51 Uhr
Na wasn dann? Die Mucke is mehr Meddl als z.B. der Powerwolf Crap.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2021-07-28 22:06:47 Uhr
Ich finde, auf dem hier gibt es viel mehr "Geballer", auch wenn's darum bei Backxwash eh nicht unbedingt geht.

Eurodance Commando

Postings: 1731

Registriert seit 26.07.2019

2021-07-28 19:13:08 Uhr
Der Vorgänger hat mehr geballert und ich bleib dabei, die scheiß Vocals von Ada Rook ruinieren mir den Titeltrack. Der Rest taugt.

Eurodance Commando

Postings: 1731

Registriert seit 26.07.2019

2021-07-21 23:05:56 Uhr
Der Titeltrack nervt mich.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2021-07-21 23:02:30 Uhr
Bitte auch gleich den bei Bandcamp kostenlosen und fast ebenso guten Vorgänger mitnehmen. :)
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