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Bleachers - Take the sadness out of Saturday night

Bleachers- Take the sadness out of Saturday night

RCA / Sony
VÖ: 30.07.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Läuft.

"Drama, wo bist Du?" – "Nah, ganz nah!" spricht ein gewisser Jack Antonoff und rückt die Hornbrille zurecht. Der gefragte Producer arbeitete in den Pandemie-Monaten akribisch an musikalischem Material, meistens jedoch nicht an eigenen Stücken, sondern etwa für Lana Del Rey, Taylor Swift oder Lorde. Umso erstaunlicher, dass er mit Bleachers, seiner quasi One-Man-Show, im Feuilleton sehr weit vorne dabei ist. Sein bisheriges Rezept? Pop, Pop, Pop. Musik befeuert von Melodien in ihrer offensivsten und unverblümtesten Art und Weise. Bisweilen ist sein euphorisierter 80s-Disco-Style auch dramatisch nah an der berühmten Schwelle. Wer nicht wagt, der ...füttert das Phrasenschwein.

Doch wie viel oder wenig Antonoff in einen Song packt, variiert auf dem dritten Bleachers-Album "Take the sadness out of Saturday night" deutlich mehr als auf den klotzenden, teils hochglanz-produzierten Vorgänger-Platten. Der Opener "91" zum Beispiel, sein Drama vor allem aus Streicher-Arrangements beziehend, offenbart die Finesse in Sachen Songwriting ebenso wie Antonoffs Akribie, das Stück formzuvollenden. Indem er sich nicht scheut, Bad-Seeds-Mitglied Warren Ellis und Annie Clark alias St. Vincent, die auch mit produzierte, beim Feinschliff die Regie zu überlassen. Und doch erhebt sich der zunächst unscheinbare Song mit der intelligenten, fast intimen Story über die Beziehung zur eigenen Mutter erst nach ein paar Durchgängen.

Für das feine "Chinatown" hat sich Antonoff den Boss persönlich eingeladen. Springsteen verziert das sleazy Synth-Rock-Stück mit Gesang und Gitarren-Einlage. Aber: Lauscht man hier etwa Ähnlichkeiten zum Refrain-Part von Alex Camerons "Candy May"? Jahmm. Der Rezensent jedenfalls wurde beinah verrückt, bis jene Synth-Pop-Ballade als Referenz aus den Hirnsynapsen gepurzelt war. Doch wollen wir das nicht höher hängen, als "Take the sadness out of Saturday night" sich gibt. Denn das Album operiert überraschend häufig am geerdeten Grund. Will heißen: Antonoff verzichtet auf Pomp und überbordende Produktion, was sich am wunderbaren Lagerfeuer-Pop von "45" zeigt. Der Song wurde live eingespielt und lebt von Gesang, Percussion, Background-Singern und Akustik-Gitarre. Dass Antonoff dieser Hymne durch sein Stripped-down-Vorgehen womöglich verbaut, der nächste große Radio-Hit zu werden? Wem diese Melodien förmlich aus den Hemdzipfeln quellen, macht sich solche Gedanken wohl nicht im Ansatz. Sondern lädt sich Lana Del Rey zum gemeinsamen Musizieren auf "Don't go dark" ein.

Und schließlich gibt es sie auch auf "Take the sadness out of Saturday night", die Hits, wie gemalt für Stadion- und Talkshow-Bühne: Mitten aus einer Jam-Session mit der E-Street-Band kommt "How dare you want more" auf dem "Song of the year"-Pferd angallopiert, wirbelt mit Chören, Handclaps, Tanz-Refrain und Saxophon-Einlage ordentlich Staub auf – mit weitaus mehr Garage- statt Computer-Flair. Und wo dann eh alle zu zuckenden Strobo-Lichter zappeln, kredenzt Antonoff mit "Stop making this hurt" einen Hit mit 80s-Feelgood-Vibe, als schriebe der Kalender 1984 und als hätte Huey Lewis just den "Back to the future"-Soundtrack eingeläutet.

Doch Bleachers sind anno 2021 mehr als bloße Hit-Lieferanten, Antonoff zeigt Tiefe und lässt intime Momente zu. So gerät der Abschluss des Albums nachdenklich und ruhig: "Strange behaviour" ist eine zarte Folknummer an der Akustischen, während der Closer sich mit Oboe und weiteren Streichinstrumenten anschickt, Momente eines Sufjan Stevens zu Carrie & Lowell-Zeiten aufleben zu lassen. Daher mag dieses Album unterm Strich nicht vollkommen in sich konsistent wirken, ist aber mit Sicherheit die bisher facettenreichste Bleachers-Veröffentlichung. Und mehr als nur Pomp und Drama. "What'd I do with all this faith?", scheint Antonoff hier aufrichtig zu grübeln, und wir meinen: "Mach Dir keine Sorgen, Junge. Läuft."

(Eric Meyer)

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Highlights

  • 91
  • Chinatown (feat. Bruce Springsteen)
  • How dare you want more
  • 45

Tracklist

  1. 91
  2. Chinatown (feat. Bruce Springsteen)
  3. How dare you want more
  4. Big life
  5. Secret life
  6. Stop making this hurt
  7. Don't go dark (feat. Lana Del Rey)
  8. 45
  9. Strange behaviour
  10. What'd I do with all this faith?

Gesamtspielzeit: 33:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2021-08-20 09:04:05 Uhr
Starkes Album. 8,5!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-07-21 21:12:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

David248

Postings: 17

Registriert seit 27.01.2014

2021-06-11 06:55:50 Uhr
Bis jetzt ist jede der vier vorab veröffentlichten Singles ein Volltreffer. Freue mich sehr auf das Album!

Diese Live-Version von How Dare you want more ist sogar noch besser: https://www.youtube.com/watch?v=pdNf8cF-vJw

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-06-10 19:32:31 Uhr - Newsbeitrag
Nachdem Bleachers bereits letzten Monat mit der tanzbaren Single „Stop Making This Hurt“ und der Albumankündigung zu dritten Album „Take The Sadness Out Of Saturday Night” (VÖ: 30.07) für massig gute Laune gesorgt haben, folgt mit „How Dare You Want More?“ nun der nächste Geniestreich von Starproduzent Jack Antonoff’s (u.a. Taylor Swift, Olivia Rodrigo, Lana Del Ray und mehr) Band.

Hört „How Dare You Want More?" hier: https://smarturl.it/HDYWM
Seht das Live Performance Video hier:


Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2021-05-19 19:03:47 Uhr - Newsbeitrag
Ich freue mich euch heute die neue Single der vielseitigen Indie-Pop/Alternative Rock Band Bleachers vorstellen zu dürfen, sowie deren neues Album „Stop Making This Hurt" für den 30. Juli anzukündigen!

Während mit dem Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr große Teile der Welt still zu stehen begannen, steigertet sich Frontmann und Kopf der Band Jack Antonoff in seine Arbeit und produzierte für unzählige A-Liste-Stars (u.A Taylor Swift, Lana Del Rey & FKA Twings), gewann den Grammy für das Album des Jahres und schrieb zudem ein neues Bleachers Album.



Die erste offizielle Single „Stop Making This Hurt" ist seit heute auf allen Streamingplattformen verfürgbar und folgt als dritter Song des Albums auf die zuvor veröffentlichten Tracks „Chinatown" mit niemand geringerem als Bruce Springsteen und „45", die Ende 2020 mit großem Kritikerlob bedacht wurden.

Seht das Video zu „Stop Making This Hurt“ hier:
Hört „Stop Making This Hurt” hier: http://smarturl.it/xSMTH

Jack Antonoff sagt über den Track: „‚Stop Making This Hurt' ist das, was man bekommt, wenn man nicht für seine Leute spielen darf. Es ist eine Zeile, die mir schon seit Jahren im Kopf herumschwirrt. Ich bin nach einem Verlust in ein tiefes Loch gefallen und als ich irgendwann angefangen habe, Wut auf die Depression zu spüren, wusste ich, dass es einen Weg daraus gibt. Ich begann, die Menschen in meinem Umfeld näher zu betrachten und wurde mir plötzlich all der Dinge bewusst, die wir tun, um uns davon abzuhalten auszubrechen. ‚Stop Making This Hurt‘ wurde lauter und lauter. Dann traf uns die Pandemie. Ich versammelte die Band in einem Raum und wir spielten auf eine Weise, wie wir es wohl nie wieder tun werden. Und so bekam es noch eine ganz neue Bedeutung – ich sah mich an der Schwelle zu einer neuen Phase meines Lebens, doch die Tür zu öffnen, würde all die Dunkelheit aus der Vergangenheit hochbringen und eben das, was dich davon abhält, den nächsten Schritt zu wagen. Ich könnte tagelang darüber philosophieren, aber unterm Strich bleibt die Stimme in meinem Kopf, die ‚Stop Making This Hurt‘ schreit."


„Take the Sadness Out of Saturday Night“ Tracklisting:

1. „91”

2. „Chinatown” (feat. Bruce Springsteen)

3. „How Dare You Want More”

4. „Big Life”

5. „Secret Life”

6. „Stop Making This Hurt”

7. „Don't Go Dark”

8. „45”

9. „Strange Behavior”

10. „What'd I Do with All This Faith?”


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