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Spellling - The turning wheel

Spellling- The turning wheel

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 25.06.2021

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

31 Puzzlestücke

Chrystia Cabral pfeift auf Bescheidenheit. Die Künstlerin, die als Spellling bisher zwei Alben veröffentlicht hatte, deren R'n'B jede Menge Indie-Appeal aufwies, geht jetzt den großen Schritt. 31 Musiker sind auf ihrem neuen Album "The turning wheel" zu hören, und diese helfen Cabral, einen fast größenwahnsinnigen Entwurf von Pop umzusetzen. Dieses Album, eingeteilt in eine hymnenhafte erste Hälfte "Above" und ihren düstereren Widerpart "Below", bietet alles auf, was man in den letzten 60 Jahren an populärer Musik lieben gelernt hat, und mehr. Melodien, die zielsicher sich in Herz und Kopf festsetzen und Arrangements, deren Einfallsreichtum unheimlich weit reicht.

Der Opener "Little deer", schwelgerisch, mit einem Gesang, der zwischen Pop-Diva und kindlicher Verspieltheit wechselt, ebnet den Weg für Songs, die trotz reichhaltiger Instrumentierung unheimlich zünden und unmittelbar haufenweise Endorphine ausschütten. "Always" ist der nächste Übersong. Man fühlt sich auf positive Weise in die Gänsehautmomente dick aufgetragener Blockbuster-Musicals versetzt, ohne dass es billig wirkt. Denn der emotionale Hochglanz ist derart aufrichtig vorgetragen, dass man ihn guten Gewissens einfach genießen kann. Die Posen sitzen passgenau, Leiden und Sehnen in Vollendung. Beim Titelsong hat man dann das Gefühl, die psychedelischen Beatles hätten sich in den Siebzigern noch mal zusammengefunden, um mit ABBA den perfekten Pop-Song aufzunehmen. Cabral behält dabei immer den Überblick, trotz der eklektisch eingesetzten Klangerzeuger wirkt nichts überfrachtet, mit dem Wissen, was genau jeder Song braucht, entstehen hier makellose Überhits.

Auch "The future" erst ein wenig intim und sneaky, packt noch ein leicht düsteres Drama aus, welches unheimlich vom phantasievollen Einsatz diverser Bläser profitiert. "Awaken" ist eine große Sehnsuchts-Show, im Breitbild-Format steigert sich dieses Stück zur Erweckungs-Hymne, das große Drama im geschmacksicheren Hochglanz-Modus. Die Melodien reißen mit, die Instrumentierung begeistert durch selbstbewussten Einfallsreichtum. Zwischen Orchester-Pop und Synth-Wave geht da unheimlich viel und trotz des Credos "Think big" bleibt ein gewisser Indie-Ansatz gewahrt.

Die zweite Hälfte "Below" gibt sich wie gesagt etwas düsterer, hier ist die Hit-Dichte gefühlt geringer, da Cabral mehr auf Atmosphäre und Stimmungen setzt. Dass Zärtlichkeit auch im Schatten gedeiht, zeigt "Boys at school", dessen Synths geschmeidig pulsierend ins Dunkel eintauchen, dazu gibt es Abseitiges wie "I hate the boys at school / They never play the rules". Nach der großzügigen Versorgung mit neuen Lieblingssongs auf Hälfte eins geht es hier deutlich intimer, auch etwas weniger verspielt zur Sache. Die Synthie-Figur von "Queen of wands" gräbt tief, treibt den verhängnisvollen Gesang in nächtliche Tiefen, das Ringen mit den eigenen Dämonen hinterlässt Schlaflos-Ränder unter den Augen. Was jedoch heraussticht, ist, wie Cabral auch diese weniger zutraulichen Stücke in ein makelloses Klangkleid hüllt. Jeder Ton ist erneut genau an der richtigen Stelle, jede Verfremdung des Gesangs zeitigt einen gewaltigen Effekt. Was dieses Album antreibt, was es zu einem klaren Gegenentwurf zu allem Ungefähren und kaputt Differenziertem macht, sagt Cabral selbst am besten in der schwingenden Ballade "Revolution": "I want a fire / That never goes out / I've got all this desire / In a world of doubt."

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Always
  • Turning wheel
  • Boys at school
  • Revolution

Tracklist

  1. Little deer
  2. Always
  3. Turning wheel
  4. The future
  5. Awaken
  6. Emperor with an egg
  7. Boys at school
  8. Legacy
  9. Queen of wands
  10. Magic act
  11. Revolution
  12. Sweet talk

Gesamtspielzeit: 57:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Bonzo

Postings: 2640

Registriert seit 13.06.2013

2023-02-08 20:32:06 Uhr
Tendiere zur 9/10. "Boys at School" 11/10. Perfekt in der Mitte des Albums platziert. Klar kommt der Rest nicht ran, aber es gibt so viele tolle Soundideen und Melodien. Das Album behält jedoch insgesamt einen hervorragenden Flow und sollte als Gesamtwerk für maximale Satisfaktion konsumiert werden. Dann ist das alles auch noch fantastisch produziert. Hach.

zoolo

Postings: 36

Registriert seit 22.08.2019

2022-12-05 21:34:58 Uhr
Hab jetzt erst zu dem Album gefunden und eigentlich auch erst zu Spellling und bin sehr sehr begeistert. Ja, die Stimme ist gewöhnungsbedürftig und ab und zu mMn etwas drüber aber was hier ansonsten musikalisch abgeliefert wird ist wahnsinnig gut. Hab manchmal an Kate Bush denken müssen bei den Album.

AliBlaBla

Postings: 3458

Registriert seit 28.06.2020

2021-12-01 20:24:57 Uhr
Mein Album📀 des Jahres

peter73

Postings: 2138

Registriert seit 14.09.2020

2021-11-23 12:59:20 Uhr
wow, ich bin positiv überrascht... hab von spelling noch nie gehört.
hab nur dummerweise als ersten song "boys at school" angesteuert, alles andere danach ist zwar auch sehr gut - aber eben keine steigerung. muss ich definitiv noch ein paar mal hören, da in den songs sehr viel passiert.

kenny23

Postings: 417

Registriert seit 07.11.2013

2021-11-23 12:31:53 Uhr
+1 Die Stimme gefällt mir einfach nicht
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