Alex Mayr - Park
Alex Mayr Rekorder
VÖ: 09.07.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Mach mal
Man ist beinahe geneigt, ein verwundertes "Die schon wieder?" an den Anfang zu stellen. So – zumindest für die breite Masse – plötzlich Alex Mayr Anfang letzten Jahres auf der Bildfläche aufgetaucht ist, so beharrlich hält sich die Künstlerin seither dort. Dankenswerterweise, versteht sich. Weil das Debütalbum "Wann fangen wir an" noch immer ziemlich großartig ist, weil die Soundtrackarbeit zu "Wir können nicht anders" nicht minder gelungen war, kurzum: weil überall dort, wo bislang der Name Alex Mayr draufstand, am Ende des Tages Qualität drin war. Klingt komisch und mehr als ein bisschen nach Werbetext, ist aber so. Die Sorge, dass Mayr sich bei all der Geschäftigkeit mit "Park", der inzwischen dritten Zusammenarbeit mit Konstantin Gropper, zu verheben droht oder sich das Ganze langsam abnutzt, ist entsprechend gering.
Das Warum hinter dieser Sorglosigkeit vermag man dabei ehrlicherweise gar nicht richtig zu erklären. Vielleicht liegt es daran, dass Mayrs immer wieder mal angenehm lakonisch daherkommender Vortrag sich dann und wann auf Distanz zur bisweilen opulenten Instrumentierung begibt, wie im zwischenzeitlich richtiggehend zerbrechlichen "Allein". Bestimmt liegt es auch daran, dass Gropper sich zumindest phasenweise zurückhält, die Arrangements nicht überfachtet und so geradlinige Songs wie "Margaritas" erst möglich macht. Wahrscheinlich liegt es aber vor allem einfach nur an den Songs. Wenn "Eingang" sich auf leisen Sohlen ins Album schleicht, mitsamt wunderschöner Melodie, mit seinem vor Kraft strotzenden, geradezu ausbrechenden Refrain und mit Gesten, die man in dieser Größe nicht erwartet hätte, die Mayr aber dennoch hervorragend zu Gesicht stehen, dann will man eigentlich einfach nur die Klappe halten. Und sie einfach machen lassen. Weil sie musikalisch einiges zu erzählen hat, weil sie sich textlich nicht unnötig verkünstelt und kurz vor Schluss dann reinzoomt und abdrückt.
Dann nämlich packt Mayr "Ohrfeige" aus und verteilt diese dort direkt mal massenhaft, unter anderem an sich selbst. Rechte Hetze, Instagram-Selbstinszenierungswahn, ertrinkende Flüchtlinge, Hater im Internet, der eigene verkrüppelte Medienkonsum, Symbolheuchelei zur eigenen Gewissensberuhigung, die vollkommene Ohnmacht gegenüber dem täglichen Irrsinn – Mayr bohrt erbarmungslos in jede Wunde und hinterlässt einen Song, der bleischwer in der Magengegend zu liegen kommt. Den man so nicht erwarten konnte. Ebenso wenig wie den Spaghetti-Western "Zeit" oder das Auftauchen von Maeckes im etwas versponnenen, aber gleichsam wunderbar passenden Closer "Ausgang". Am Ende schrammt "Park" zwar knapp am großen Wurf vorbei, weil sich die zweite Hälfte zwischenzeitlich ein bisschen zu wenig traut, trotzdem bleibt es dabei: Was Alex Mayr anfängt, wird gut. Weitermachen!
Highlights
- Eingang
- Zeit
- Tauben
Tracklist
- Eingang
- Alle
- Margaritas
- Zeit
- Krocket
- Allein
- Statue
- Geisterbahn
- Tauben
- Ohrfeige
- Ausgang (feat. Maeckes)
Gesamtspielzeit: 44:51 min.
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