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The Goon Sax - Mirror II

The Goon Sax- Mirror II

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 09.07.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Den Fuß verstaucht

Blockbuster-Pop und Indie-Weirdness. Die Mitglieder von The Goon Sax mögen beides. Frontfrau Riley Jones kennt sich aus mit Keijo Haino, hat aber auch eine Schwäche für die gute Kylie. Und Louis Forster, Sohn des Go-Between Robert Forster, hält es einerseits mit den Avantgarde-Poppern Young Marble Giants, lässt es sich aber andererseits auch mit The 1975 und Justin Bieber gutgehen. Und so ist "Mirror II", das dritte Album der Australier, randvoll mit Refrains, die den puren Pop atmen. Nur ist das Trio so schlau, jede Menge schräge Ideen am Wegesrand oder gleich ganz zentral in die Songs zu platzieren. Dadurch entsteht Eingängiges, welches sich so manchen Wackler nicht verkneifen mag.

Aufgenommen in Bristol unter der Regie von John Parish, definiert sich "Mirror II" über einen schluffigen Twee-Pop-Sound, der auch mal in Richtung College-Rock schielt. Der Opener "In the stone", gleichzeitig erste Single-Auskopplung, hat einen durchaus kräftigen Beat, gibt sich aber vor allem verschlafen locker. Mit ein wenig Melancholie kommen die Gesangsmelodien um die Ecke, das ewig reizvolle Zusammenspiel von männlicher und weiblicher Stimme lässt sich dabei nicht aus der Reserve locken – diese Kids sind cool. "Psychic" lässt mit markanten Synths die Achtziger hochleben, Forsters Gesang hat am Post-Punk genascht, und wieder ist die Ergänzung durch Jones Stimme ein großes Plus. Schön übrigens, wie düster und hell, jugendlich und melancholisch hier zusammengehen, abgerundet durch einen weichen, fast beiläufigen Refrain, der das Stück jedoch wunderbar auf seinem Höhepunkt festnagelt.

Die Mischung aus klaren, eingängigen Melodien und etwas windschiefer Ausgestaltung bleibt auch in der Folge reizvoll. "Tag" lässt die Synthies weiche Fanfaren ausstoßen, Jones säuselt verschlafen, als hätte man sie zu diesem Beitrag genötigt, doch spätestens der Refrain badet in zuckersüßer Wachheit. "Temples" stolpert dann etwas verstrahlt über die nachlässig im Raum verstreuten Rhythmus-Figuren, findet aber in der hintersten Ecke noch eine echte Velvet-Underground-Gitarre, deren Störfeuer widerborstig zündelt, schön schräg, gar nicht angepasst. "Desire" fährt stoisch eine Shoegaze-Kulisse auf, der Gesang kontrastiert süßlich zum weißen Rauschen, und irgendwie hat man das Gefühl, ein Pop-Sternchen habe sich in unwägbarem Gelände den Fuß verstaucht. Doch bevor ein falscher Eindruck entsteht: Das passt schon sehr gut so, das Leiernde und auch so manche Grobheit gehen gut mit dieser kauzigen Lieblichkeit zusammen.

Das holpernde "Carpetry" erinnert dabei an den musikalischen Commonwealth-Adel von The Divine Comedy bis, eben, The Go-Betweens, bleibt aber unbeirrbar bei einer eigenen, schrägen Note. Mit dem dezent abgetörnten "Til dawn" beweisen The Goon Sax gegen Ende noch mal ihre Könnerschaft, die darin liegt, liebliche Melodien in nur ungefähr passende Klangkleider zu packen. Das heißt aber nicht, dass da nicht noch ein paar festliche Streicher am Sonnenuntergang rumkleistern dürfen. Die große Geste, gehüllt in ein ulkiges Outfit.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • In the stone
  • Tag
  • Carpetry

Tracklist

  1. In the stone
  2. Psychic
  3. Tag
  4. Temples
  5. The chance
  6. Bathwater
  7. Desire
  8. Carpetry
  9. Til dawn
  10. Caterpillars

Gesamtspielzeit: 40:39 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gordon Fraser

Postings: 2361

Registriert seit 14.06.2013

2022-07-12 12:41:32 Uhr
Split. :(

Das ist echt unerwartet und ziemlich bitter. Gefühlt waren die doch erst ganz neu...

Herr

Postings: 1803

Registriert seit 17.08.2013

2021-07-22 11:15:32 Uhr
Gefällt ebenso!

Wie sich die Jugend aber da durch einige Gesangs-Serpentinen schlingert, erfordert durchaus aktives Weghören.

Enrico Palazzo

Postings: 3361

Registriert seit 22.08.2019

2021-07-21 14:17:34 Uhr
Gefällt, gefällt! Ich kannte die Band gar nicht :)

Herr

Postings: 1803

Registriert seit 17.08.2013

2021-07-06 21:56:08 Uhr
Also als Kenner und Liebhaber der Musik der Go-Betweens, aber dann auch der schönen beiden ersten Alben von The Goon Sax macht diese plastische Rezension, die den Eindruck vermittelt, es wurde intensiv hingehört, sehr viel Vorfreude auf dieses neue Album.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24630

Registriert seit 08.01.2012

2021-07-06 10:37:58 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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