Me Rex - Megabear

Big Scary Monsters
VÖ: 18.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lass Dich überraschen
Es wird ja auch immer schwieriger, überhaupt Aufsehen zu erregen in dieser gesättigten Musikwelt. Kaum ein unvollführter Trick, kaum ein unerzählter Gag. Doch es gibt noch unerschrockene Pioniere. Die britische Truppe Me Rex hat unter der Leitung ihres Songwriters und Frontmann Myles McCabe ihrem Debütalbum "Megabear" ein besonderes Konzept auferlegt: Die 52 sehr kurzen Stücke sind im Random-Modus abzuspielen, in der physischen Version wird eine Art Tarot-Kartenset zur Festlegung der Reihenfolge mitgeliefert. So soll jedes Mal ein anderes Album abgespielt werden als zuvor – zumindest ist das bei 52! oder 8,06e67 oder circa 80 Undezillionen möglichen Kombinationen sehr wahrscheinlich. Die Empfehlung der zufälligen Wiedergabe eines Werks ist nicht vollständig neu. Aber die Konsequenz der Umsetzung in ein Gesamtwerk, das sich weitgehend an Pop-Miniaturen orientiert, ist es. "I am a song that has been woven from chaos", singt McCabe. Und jenes hat Prinzip.
Wie funktioniert das Ganze denn nun? Jedes der Fragmente verlässt sich auf eine ähnliche Auswahl an Zutaten: schritt haltende Drums, hier und da künstliche Streicher, klare Vocal-Harmonien und vor allem das Klavier, welches in den meisten Fällen der Kitt an den Trackgrenzen ist. Manche Stücke bestehen nur aus Piano, manche haben die volle Bandbreite der Band, viele liegen dazwischen. Lyrische Fragmente wie das einprägsame "I want a river to run through me" oder "The party, the party's never over" wiederholen sich, bilden mit etwas Glück bei manchen Durchgängen ein in regelmäßigen Abständen wiederkehrendes Motiv. Mit etwas Pech aber auch eine mehrminütige Passage, in der McCabe einem die gleichen Verse immer wieder entnervend um die Ohren haut. "Megabear" macht's eben so, wie es dem Zufall in den Kram passt.
Im Grunde bietet die Platte leicht hymnischen, mehrstimmigen Folkrock mit Synth-Akzenten, den Me Rex schon auf vorigen EPs in ganz stinknormale Songs, so mit Strophe und Refrain und fester Reihenfolge, gegossen haben. Gar nicht unweit von dem, was Fleet Foxes in ihrer Frühphase im Genre etabliert hatten. Das klappt natürlich auch mit "Megabear", wenn man sich ein paar Fragmente hübsch zusammenstellt, so wie Me Rex das selbst mit fünf ausgewählten Tracks bereits für die Single "Galena" getan haben. Diese dauert aber nur dreieinhalb Minuten. Das Album hingegen ist zwar generell mit knapp mehr als einer halben Stunde kein Marathon, aber wenn man bedenkt, dass die Musik im Prinzip nur einen langen Song ergibt, kann die ewig gleich klingende Soße doch nach gewisser Zeit an den Nerven zehren.
Ganz klar ist der Wert des spaßigen Ausprobierens von "Megabear" höher als der rein musikalische. Zudem muss man sagen, dass Me Rex' Trick doch recht einfach ist: stets das gleiche Tempo und die gleichen Sounds an den Schnittstellen. Vielleicht wäre es nicht nur mutiger, sondern auch qualitativ wertvoller gewesen, weniger Tracks zu haben und dafür mehr Fokus auf individuellere und vielfältigere Transitionen zu legen, anstatt die Sache allzu mathematisch anzugehen? So ganz koscher scheint die Reihenfolge durch die Auslieferung außerdem doch nicht zu sein. Nicht nur, dass "Hydrogen" ein seltsam passendes Stück auf der Opener-Position ist; der Closer "Xenon" funktioniert aufgrund der Reduktion auf ein sphärisches Bassbrummeln irgendwo in der Mitte überhaupt nicht, sondern reißt jedes Mal ein schwarzes Loch in die Abfolge. Aber vielleicht ist das auch ein Statement der Band über das Wirken, Werken und Würgen des Zufalls. Wie man das letztlich bewerten soll? Ist das nicht egal?
Highlights
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Tracklist
- Hydrogen
- Tin
- Weaving clothes
- Helium
- Ancient ash
- Moon rising
- Oganesson
- The weapons of Artemis
- Lead
- Aion and Ficus
- Argon
- Distillate
- Mercury burns and eats itself
- Reclaimed from the water
- God of rain
- Iron oxide
- Megabear
- Ursa Major
- Cod liver oil and orange juice
- Lapis Lazuli
- The shape of our container
- Krypton
- Jupiter
- Saturn dragon and child
- Applewhite iron sulphide
- Excavation
- Silver iodide
- Heaven's gate
- Hale's Comet
- Radon
- Putrefaction
- Venus
- Iron gated
- Iron sulphide
- Opus
- Crystal palaces
- Split egg in the mirror
- Sulphur and mercury
- Wandle
- Burnt oak
- Pulled apart
- Peck
- Nettles
- Royal art
- The king of drowning
- Peckham Rye
- Sun rising over the city
- Static and splendour
- The party eating its own tail
- For transmutation
- Neon
- Xenon
Gesamtspielzeit: 31:42 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34143 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-07-15 16:07:44 Uhr
Haha, klasse Idee mit der Bewertung. |
dieDorit Postings: 2799 Registriert seit 30.11.2015 |
2021-07-14 22:39:05 Uhr
Ich bin ein großer Fan des neuen Bewertungssystems. |
VelvetCell Postings: 7856 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-07-14 22:14:47 Uhr
Habe reingehört. Mag ich nicht. |
Yndi Postings: 367 Registriert seit 23.01.2017 |
2021-07-14 22:13:55 Uhr
Das Album ist natürlich sehr gimmicky, macht aber hin und wieder Spaß. Die EPs kann ich allerdings vollumfänglich empfehlen, ich höre da auch eher Emo-Jamie-T als Mumford & Sons. |
VelvetCell Postings: 7856 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-07-14 22:06:37 Uhr
Und witzig, dass es das dann auch auf LP gibt. So´n Quatsch! |
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Referenzen
Mumford & Sons; Mighty Oaks; Fleet Foxes; Darlingside; Stornoway; The Avett Brothers; Half Moon Run; Of Monsters And Men; The Low Anthem; Friska Viljor; Alt-J; My Morning Jacket; The Strumbellas; The Shins; We Invented Paris; Young Rebel Set; Family Of The Year; The Tallest Man On Earth; Bear's Den; Islands; Beirut; Bon Iver; Grizzly Bear; Passenger; First Aid Kit; Sufjan Stevens; Damien Jurado; Father John Misty
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