Tigercub - As blue as indigo

Blame / Membran
VÖ: 18.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wellen-Brecher
Dass in Brighton in Südengland offensichtlich irgendwas im beziehungsweise am Wasser ist, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Wie sonst kann man sich die Dichte junger Rockbands erklären, die auch jenseits der Insel oftmals haushohe Wellen schlagen? Blood Red Shoes, auf deren Label Jazz Life Tigercub auch einmal vertreten waren, klagten einst, es sei einfach "boring by the sea" geworden. The Kooks, Royal Blood und Dream Wife äußerten sich nicht explizit, wurden einfach berühmt und suchten das Weite. British Sea Power hingegen ziehen ihre Kreativität offenbar direkt aus den Wogen jenseits der Küste. Up next: Tigercub. Die schauen vermutlich ebenfalls gerne gedankenverloren über den in ihrem Fall indigoblauen Ozean, verteidigen ihre Fish & Chips gegen gierige Möwen und träumen dabei von einer Idee anachronistischer Rockmusik, die sich keiner Schule so richtig zuordnen lässt.
Das Trio füttert seinen Alternative mit einem guten Happen Desert-Staub, stilecht mit Hüftschwung, Cowboystiefeln und Disco-Kugel wie in "Beauty", meistens aber mit dem Extraschuss Brachialität. Allein, wie das Riff im Opener und Titeltrack reinbrezelt, pustet einem schon den Schmalz aus den Ohren und erinnert an die groovigen Akkordfolgen, die Matt Bellamy bei Muse spielte, bevor die ihre Space-Odyssee antraten. "Sleepwalker" haut in eine ähnliche Stoner-Kerbe, brodelt wie heißes Magma und schmettert alles kurz und klein. Die sensible (Brit-)Pop-Seite von Tigercub lernt man erst später kennen, aber auch "Built to fail" verlässt seinen Siebziger-Pfad bald, um zum Schluss so zu klingen, als würde eine Nirvana-Schallplatte hängen. Die Brightoner setzen sich über Zeit und Raum hinweg und picken aus verschiedenen Jahrzehnten die Rosinen heraus.
Wem Biffy Clyro vor ihrer Rückkehr zur alten Stärke mit "A celebration of endings" zu seicht geworden waren, der hätte seinerzeit in Tigercub einen mehr als würdigen Ersatz gefunden. Feuerzeug-Schunkler mit Streicher-Support gehören da selbstredend zum guten Ton, sind aber etwas schiefer geraten als bei den Schotten: Gerade, dass Sänger Jamie Stephen Hall in "Funeral" manchmal charmant neben selbigem liegt, verleiht dem Song seine Eigenständigkeit. Darauf, ihren Sound für die großen Bühnen mehr als nötig bügeln zu müssen, haben Tigercub nämlich keinen Bock und hauen lieber mächtig auf den Putz. Auch eingängigere Stücke wie "Stop beating on my heart (like a bass drum)" kriegen so vor der Ausfahrt Standard-Indie-Rock die Kurve, täuschen den Pop-Entwurf verschmitzt an und schlagen dann aus dem Hinterhalt zu. Zu "In the autumn of my years" wiegen die Gitarren schließlich mehr als eine Tonne. Wie ihre Bands wohl klingen würden, wären auch Simon Neil, Matt Bellamy oder Josh Homme in Brighton groß geworden?
Highlights
- Sleepwalker
- Stop beating on my heart (like a bass drum)
- Funeral
- Beauty
Tracklist
- As blue as indigo
- Sleepwalker
- Blue mist in my head
- Stop beating on my heart (like a bass drum)
- Funeral
- Built to fail
- Shame
- As long as you're next to me
- Beauty
- In the autumn of my years
Gesamtspielzeit: 35:05 min.
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pounzer Postings: 198 Registriert seit 24.08.2019 |
2021-06-28 11:43:22 Uhr
Läuft gerade zum ersten Mal durch. Hat definitiv Potenzial! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24640 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-06-27 19:25:40 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
The Xcerts; Biffy Clyro; Royal Blood; Queens Of The Stone Age; Death From Above 1979; Muse; Drenge; Wolf Alice; Eagles Of Death Metal; Pulled Apart By Horses; Blood Red Shoes; The Dirty Nil; Nirvana; Feeder; The Subways; Brand New; Twin Atlantic; Flood Of Red; Dinosaur Pile-Up; Nine Black Alps; Forkupines; Van Holzen; Demob Happy; Pretty Vicious; Bass Drum Of Death; Kyuss; Monster Magnet
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