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Josh. - Teilzeitromantik

Josh.- Teilzeitromantik

Warner
VÖ: 25.06.2021

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ausverkauf vs. Volksfestromantik

Ja freilich fängt der Text zu Josh. mit "Cordula Grün" an! Weil der Kerl im Grunde genommen schon beim ersten Auftauchen dem Zeitgeist ein gutes Stück hinterher war. Waren davor doch schon Wanda da. Und Bilderbuch. Und wiederum deren Vorbilder. Und ganz abgesehen davon eine ganze Menge an sonstigen Epigonennasenbohrern, für die sich heute schon keine alte Sau mehr interessiert. Jetzt ist es aber so: Er hatte seinerzeit einfach eine Hand voll guter Songs aufgenommen, und ziemlich sympathisch kommt er auch rüber, der Josh.. Und "Cordula Grün" sieht man bis heute von Zeit zu Zeit ganz gerne mal tanzen. Weil: guter Song eben. Der übrigens im Vorbeigehen endgültig bewiesen hat, dass ein jeder, der mit vier Maß intus bei der nächsten Ausgabe des Gäubodenfestes während der Songverschandelung die völlig unmusikalischen Hanseln von der Bühne buht, Recht hat.

Aber gut, darum soll es hier nicht gehen. Sondern vielmehr um die Frage, ob er außer netten Geschichten von Mädchen und Farben noch mehr zu erzählen hat, der Josh.. Die Antwort soll dabei nun "Teilzeitromantik" geben. Und sie fällt eindeutig aus. So sehr, dass man sie nicht mit Edding an Wände hauen will, man wünscht sich mindestens Hammer und Meißel, um dieses mit diversen Ausrufezeichen versehene "Nein" möglichst für immer zu konservieren. Das geht los bei den typischen Begleitumständen. Der Hit von damals fehlt dieses Mal, die schunkelige Volksfestromantik obendrein auch, dafür ist die Produktion um einiges perfekter, die Refrains sind zahlreicher und die Ideen halt eben spärlicher. Dabei fängt das alles ganz ordentlich an: "Desillusioniert" legt mit viel Schwung los, hat viel Melodie auf seiner Seite und wird erst zum Refrain ein bisschen arg einfältig. Und genau da liegt das Problem von "Teilzeitromantik" – immer dann, wenn man so etwas wie Interesse am Dargebotenen aufgebaut hat, sind die Stücke schon auserzählt, biegt man in die unendliche Tristesse der Wiederholungsendlosschleife ein, starrt man in eine inhaltliche und kompositorische Leere, die im Grunde sogar mit vier Maß auf dem Gäubodenfest kaum zu ertragen ist. Da braucht man sich nur "Am Ende des Tages" anhören, das ein bisschen versucht, die langweiligeren Seiten von Bilderbuch nachzupinseln und an der Aufgabe auch noch einigermaßen kläglich scheitert.

Schlimmer sind aber die Songs, die im Namen des Hits spätestens zum Refrain ihr Potenzial opfern müssen. "Wo bist Du" läuft mit seiner gefälligen Strophe herum, deutet aber schon kurz vor dem Refrain an, dass es demnächst mitsamt einem gefühlt 400 Mal wiederholten "Wo bist Du / Wo bist Du / Bist Du / Wo?" ziemlich flach zugehen wird. Passt dann unter jeder geschlossenen Tür durch, das. Ähnlich läuft der Hase in "Wiener Taube", das ganz klein mit seiner Akustikgitarre daherkommt und dann doch – nur zur Sicherheit, es könnte ja der Letzte eventuell nicht kapieren, dass hier ausschließlich Hits, Hits, Hits produziert werden – breit und abwechslungsreich wie die A9 kurz vor München wird. Am Ende steht man dann vor "Teilzeitromantik" und ärgert sich: über einen Künstler, der eigentlich so manches auf dem Kasten zu haben scheint, der sogar dem gruseligen Bierzelthit den Schrecken nehmen kann, der aber doch sicherheitshalber lieber nach Zahlen malt. Ein Album wie ein halber Rausch.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Desillusioniert

Tracklist

  1. Desillusioniert
  2. Wo bist Du
  3. Expresso & Tschianti
  4. Geht noch was
  5. Ring in der Hand
  6. Kein Eis
  7. Am Ende des Tages
  8. Wo Du wohnst
  9. Die Wiener Taube
  10. Meer im Herbst
  11. Bis Du heiratest
  12. Meine Eltern
  13. Dermaßen egal

Gesamtspielzeit: 40:23 min.

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Armin

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2021-06-27 19:23:50 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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