Elme - Shimmer

Allmyghosts / Teleskop
VÖ: 25.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Aktion und Kontemplation
Der gemächliche Puls, der gleichmäßige Vorwärtsgang. Sebastian Bode und Markus Rom aus Leipzig machen motorische Musik, gerichtete Elektronik. Das mag nicht besonders spannend klingen, in der Sache bietet "Shimmer" von Elme auch nichts genuin Neues. Doch profitiert dieses Projekt ungemein davon, dass es so nebenher Gestalt angenommen hat. Bode und Rom sind hauptamtlich bei Bands wie Wooden Peak und Oh No Noh beschäftigt, die Ideen für dieses Album lagen da auch mal eine Weile auf der Festplatte rum. Wenn etwas Zeit war, wurde mit ihnen gespielt, ein wenig beiläufig daran gebastelt. Dadurch wirkt "Shimmer" unangestrengt, langmütig und befindet sich fern jeder kompositorischen Sensationsgier.
Digitale und analoge Klangerzeuger gehen hier sehr fein zusammen, das eine Element dominiert nicht das andere, Grummel-Bass und Synth agieren in lockerer Symbiose. Und dabei immer dieser intuitive, vorwärts gehende Rhythmus. Wanderschaften sind dies, pulsierende Percussions weisen den Weg. Das drückt und pumpt auch mal dringlich, doch oft herrscht ein genügsames Pluckern und Knistern vor. Die Klangmodi hingegen changieren zwischen flächigen Melodiemustern und vereinzelten Signaltönen, immer im Dialog, nie um Reaktion und Antwort auf das jeweils Andere verlegen.
So entsteht ein abwechslungsreiches Bild, welches jedoch in milde Farben getaucht ist, das Gemächliche, das in sich Ruhende dominiert. Die Beats von "Bird word" drücken zwar ordentlich, Hast oder Zwang liegen diesen jedoch fern. Dazu vernimmt man hallende Melodien und langezogene, die Spannung steigernde Synth-Töne, die von querliegenden Sound-Tupfern ergänzt werden. Der Groove von "Ada" ist volumninös, aber luftig, die Klangfolgen hinterlassen in der Rhythmik einen neonschimmernden Fußabdruck, auffällig dabei wieder das Verknüpfen von Kontemplation mit Aktion.
Komplexer verschachtelt sind die Beats von "Lim". Doch auch dieses Stück findet allmählich den Weg zum konstruktiven Voranschreiten. Die Rhythmik federt jedoch meist exakt so leicht, so dass neben der klaren Motorik auch ein Hauch Psychedelik mit hineinspielt. Der Abschluss "Plant" erweitert das klangliche Spektrum dann um jazziges Flair, auch dies wirkt wohl abgewogen und durchdacht. Den Ideen Zeit zum Reifen geben, nicht krampfhaft daran arbeiten müssen, sondern nur dann, wenn es gerade passt: Dieses Nebenprojekt profitiert von der Zwanglosigkeit und erstrahlt gerade deswegen in unangestrengtem Gleichgewicht.
Highlights
- Bird word
- Plant
Tracklist
- Elme
- Bird word
- Ada
- Shimmer
- Lim
- Fern
- Plant
Gesamtspielzeit: 28:27 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27970 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-06-27 19:23:07 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
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