Andrew Hung - Devastations
Lex
VÖ: 18.06.2021
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Hung solo
Eine Band ist mehr als die Summe ihrer Teile – eine Weisheit, so alt, dass sie Keith Richards noch in jung kennt. Wenn sich beim Noise-Duo Fuck Buttons neben Benjamin Power, der solo als Blanck Mass sein Unwesen treibt, auch Kollege Andrew Hung auf eigene Pfade begibt, holt man aber doch den Taschenrechner raus. Kurz durchzählen: Bei Blanck Mass sind hauptsächlich der Krach, die kreischenden Vocals und die Abseitigkeit zu verorten. Bleibt für Hung auf der anderen Seite Erhabenheit und Euphorie, oder? Bereits 2017 schlug der Londoner jedoch mit dem Debüt "Realisationship" völlig unerwartete Pfade ein. Ganz grob als Synthrock einzuordnen, überraschte die Platte durch konventionelle Songstrukturen, Vocals und jegliche Abwesenheit von White-Noise-Eskapaden. Der Nachfolger "Devastations" verschiebt das Koordinatensystem noch mehr in Richtung Elektronik und Achtziger-Sounds.
Wie sagte ein deutscher Poet? "Manchmal auch The Cure oder New Order." "Promises" mag sich vielleicht den Synth aus Sigur Rós "Flugufrelsarinn" mopsen, emuliert aber ansonsten gekonnt die dunkle Seite des Jahrzehnts der spannenden Frisurkultur – auch wenn das Finale noch etwas aggressiver hätte ausfallen können. Der Opener "Battle" ist das einzige unter den acht Stücken, das mit etwas Quietscherei wenigstens ideologisch den Spirit von Fuck Buttons atmet. Ein wuschiges Summsen begrüßt in "Light" als Intro, bevor das Stück Richtung Weltraum abhebt und der Refrain eine ganze Wagenladung Pathos drüberkippt. "Brother" findet doch noch ein paar übriggebliebene Rockgitarren vom Vorgänger und das äußerst gelungene "Colour" lässt sich von schmissigen Bläsern umherschubsen und gerät in einen herrlichen Strudel. Aber nein, trotz verhaltenem Lob ist die Wertung oben kein Versehen. Irgendetwas zieht "Devastations" runter. Wo ist der Elefant im Raum?
Er steht am Mikro. Hung hat sicher viele Talente, aber er ist weder ein origineller Lyriker noch ein ausdrucksstarker Sänger. Natürlich geht es nicht darum, die Töne genau zu treffen. Das tut Robert Smith nicht, Ian Curtis nicht oder – moderner gedacht – Faris Badwan auch nicht, dessen Band The Horrors hier mehrfach ins Gedächtnis springt. Die drei Herren haben aber etwas, das Hungs Stimme völlig abgeht: Charisma. Auf "Devastations" sind die Vocals dann am besten, wenn sie wie in "Battle" ganz im Hintergrund bleiben. Und Flachsinn wie "And maybe I didn't know / And maybe I should have known" ist ohnehin nicht mehr als Worttapete. Wenn Hung dann später in "Space" am Mikro förmlich durchdreht oder im Closer "Goodbye" möglichst viel Drama in den Gesang legt, grenzt es stellenweise allerdings ans Unhörbare. Etwas ärgerlich, dass diese Platte ein paar spannende musikalische Ansätze so selbst zunichtemacht. Hier hat die Addition nicht mehr gebracht.
Highlights
- Battle
- Colour
Tracklist
- Battle
- Promises
- Brother
- Colour
- Light
- Wave
- Space
- Goodbye
Gesamtspielzeit: 39:51 min.
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2021-06-18 22:03:51 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
The Horrors; Muse; White Lies; The Cure; New Order; Joy Division; Depeche Mode; Ultravox; Alphaville; A-Ha; Simple Minds; The Fall; Nick Cave & The Bad Seeds; David Bowie; Trust; Suede; Editors; Roosevelt; Klez.e; John Maus; Everything Everything; Future Islands; Hot Chip; LCD Soundsystem; Drangsal; All Diese Gewalt; Blanck Mass; Fuck Buttons
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