Danko Jones - We sweat blood
Bad Taste / Soulfood
VÖ: 06.10.2003
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Nagelbrett
Mal in Süddeutschland, mal in Frankreich, ein anderes Mal in Italien, der Schweiz oder auch Österreich. Meistens sind es die verlassensten Käffer abseits der Großstädte, in denen urplötzlich wundersame Dinge passieren, sich fortan in unregelmäßigen Zeiträumen wiederholen und so mancher Zweihundertseelengemeinde auf einmal die Aufmerksamkeit bescheren, die sich der Bauer von nebenan für sein Dorf schon immer gewünscht hatte. Der Traktor wird auf Hochglanz poliert, die Kneipe endlich einmal durchgelüftet und direkt neben der Kirche ein Souvenirstand mit Kreuzen, Wachsfiguren, Rosenkränzen und diversen Bildnissen aufgebaut. Die in Busladungen herangekarrten Menschenmassen, vorwiegend in gesetztem Alter jenseits von Gut und Böse, sollen schließlich nicht mit leeren Händen nach Hause fahren müssen. Aber eigentlich sind sie ja wegen der Tochter des Bauern da, die seit kurzem Blut schwitzt und marienähnliche Erscheinungen hat. Ein Wunder! Eine Gesandte! Vielleicht kann sie ja - gegen Bares, versteht sich - sogar die ein oder andere Omi aus dem Bus heilen. Wer weiß?
Danko Jones ist weder Tochter, noch Bauer. Und ob er seinen Fuß jemals in ein solches Nest gesetzt hat, ist auch nicht gerade wahrscheinlich. Vielleicht ein Gesandter? Ja, das paßt schon eher. Seit einigen Jahren ist die One-Man-Show, die eigentlich ein Trio ist, unterwegs im Namen des Rock'n'Roll. Eine verdammt freche und große Klappe, aber dafür jede Menge Seele und Herz wurden auf bisher zwei Alben und einer schier endlosen Dauertournee durch alle Winkel der Welt zum Markenzeichen des Mango Kids.
Der dritte Longplayer im dritten Jahr wirft Fragen auf. "Nail you to the cross / Nail you to the cross / Nail you to the cross / Nail you." Nägel? Kreuz? Blut? Hat der kleine Derwisch etwa doch etwas mit der Bauerstochter zu tun? Gemeinsame Sache? Fragen über Fragen. Aber da er auf der anderen Seite breitbeinig und lauthals "I love living in the city" krakeelt, wird er sich wohl kaum aufs Land hinaus begeben. Man weiß es nicht. So ganz schlüssig ist auch der Rest auf "We sweat blood" nicht. Vermutlich, weil alles beim Alten geblieben ist. Frauen sind und bleiben das alles beherrschende Thema, über das sich in kleinen Päckchen à drei Minuten vorzüglich röhren läßt. Daß Mr. Jones dabei immer eine mehr als gute Figur abgibt, ist klar. Genauso klar allerdings, daß mit nächstem Album mal was Neues kommen muß, da sich so langsam trotz Hits wie "I want you" oder "Dance" die ersten Abnutzungserscheinungen deutlich breit machen. Und das will schließlich kein echter Vollblut-Rock'n'Roller. Egal, ob in Toronto oder Hintertupfingen.
Highlights
- Dance
- I want you
- Wait a minute
Tracklist
- Forget my name
- Dance
- I love living in the city
- I want you
- Heartbreak's a blessing
- Wait a minute
- Strut
- Home to hell
- Hot damn woman
- The cross
- Love travel
- We sweat blood
Gesamtspielzeit: 34:50 min.
Referenzen
Backyard Babies; Gluecifer; Psychopunch; Kiss; Turbonegro; The Hellacopters; Mother Love Bone; Urge Overkill; Atomic Swing; L.A. Guns; Guns N' Roses; Van Halen; AC/DC; Motörhead; Bombshell Rocks; Black Flag; Nashville Pussy; Jon Spencer Blues Explosion; The (International) Noise Conspiracy; The Hives; Rocket From The Crypt; The Bones; The Darkness; Mother Superior; Rollins Band
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