Ìxtahuele - Dharmaland

Subliminal / Bertus
VÖ: 11.06.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Auf den Rücken der Kamele
Vier Schweden machen auf exotisch. Damit fahren die Jungs von Ìxtahuele seit gut zehn Jahren sehr gut. Inzwischen verlagert sich der Fokus von rein instrumentalen Stücken hin zu mehr Songwriting, doch die Gewichtung liegt weiterhin stark auf allem, was nicht so recht in den britisch-amerikanisch gefärbten Pop-Kontext passt. Ihr neuestes Album "Dharmaland" könnte man kurz etwa mit der Fantasterei umschreiben, dass Howe Gelb ca. 1965 eine Latin-Jazz-Platte aufgenommen hätte. Dass dabei jedoch noch viel anderes am Wegesrand passiert, macht diese Veröffentlichung spannend und aufregend, auch wenn meist eine gewisse Lässigkeit vorherrscht.
Eine ausgewachsene Traumreise gibt es kurz vor Ende mit dem üppigen "Scenes I-III". Hier klingt es fast so, als ob der lateinamerikanische Groove vom Rücken eines Kamels in der Wüste ausgesendet wird. Dies ist in sofern anregend, da man den kulturellen Background dieses Stückes nicht genau festmachen kann. Klar, ein Bossa-Nova-Klavier und ein Jazz-Schlagzeug unter dem fahlen Mond, da landet die Assoziation schnell in Südamerika. Aber da ist auch dieser nordafrikanische Swing, der dem Ganzen einen orientalischen Touch verleiht. Die Piano-Melodie dabei ist verspielt, aber langmütig, kostet ihre Klänge voll aus.
"Manna" mit Khadja Bonet hingegen ist ein düsterer Schleicher, der mit seinem umnachteten Gesang die sinnlichen Reize in den Schattenfalten auslotet. Bei aller melodischen Weichheit schwingt hier eine gehörige Person Verhängnis mit. Generell steckt auch in den locker swingenden Stücken immer so etwas wie ein Sehnen, Fernweh, wenn man möchte. "Fire of the soul" besitzt sehr viel Gravitas in seinem männlichen Gesang, von solchen Stellen rührt der eingangs aufgeführte Vergleich mit Howe Gelb. Spektakulär jedoch, wie mit weiblicher Unterstützung dieser knarzige Song ins Hymnische erhoben wird.
Ansonsten prägt diese Platte eine verspielte Könnerschaft, vieles groovt und swingt unangestrengt und vor allem wenig streng. Da drängen zwar die Drums in "A boy and a melody", dennoch lässt sich die erneut nahöstlich anmutende Melodie gar nicht erst aus der Ruhe bringen. Auch "Grapevine", dieser Ausflug in eine mexikanische Cantina am Stadtrand von New Orleans, entrollt seine instrumentalen Kostbarkeiten mit abgeklärter Raffinesse, hängt gutmütig in den Seilen, ohne den fern anklingenden, leidenschaftlichen Schmelz zu verleugnen. Ìxtahuele versäumen es eben nicht, ihren Exotika Authentizität zu verleihen: "Dharmaland" geht weit über ein unbeholfenes, sensationslüsternes Spiel mit den verschiedenen Stilen hinaus. Hier passt jede kompositorische Maßnahme.
Highlights
- Manna (feat. Kadhja Bonet)
- Fire of the soul
- Scenes I-III
Tracklist
- The king and queen of waters
- New anthem
- Manna (feat. Kadhja Bonet)Fire of the soul
- Dharmaland
- Grapevine
- A boy and a melody
- Dharma man
- The lion and the fox
- The sandal-maker
- Scenes I-III
- Bwawto
Gesamtspielzeit: 66:31 min.
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Referenzen
Orions Belte; Drakkar Nowhere; Eddie Palmieri; Alvaro Rojas; Willie Bobo; Pedrito Martinez; Poncho Sanchez; Ray Barretto; Howe Gelb; Tropical Fuck Storm; Tony Mottola; Paul Misraki; Robert Maxwell; Martin Denny; Tito Rodriguez; Tindersticks; Eden Ahbez; Arthur Lyman; Enoch Light; Tak Shindo; Robert Drasnin; Ron Goodwin; Jeri Southern; Nelson Riddle
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