Flying Lotus - Yasuke
Warp / Rough Trade
VÖ: 30.04.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Samurai in der Tube
Dass Steven Ellison die Geschichte von "Yasuke" fasziniert, überrascht letztlich wenig. Lässt der als Flying Lotus bekannte Tüftler in seinen Stücke die Beats wie wild durch die Luft sausen, tun es die Kämpfer im Anime mit ihren Schwertern gleich. Der Titelheld dient ihm als weitere Identifikationsfigur, er ist ein Samurai afrikanischer Abstammung im Japan des 16. Jahrhunderts. Zur Serie, die auch hierzulande bei Netflix abrufbar ist, steuerte Flying Lotus neben seiner Tätigkeit als ausführender Produzent selbstverständlich auch den Soundtrack bei. Nachdem "Flamagra" mit seiner ausladenden Spielzeit schlichtweg zu viel wollte, bleibt "Yasuke" wieder im kürzeren Rahmen und feuert seine Ideen pfeilschnell im Ein- bis Zweiminutentakt ab. Die Gästeliste ist stark zusammengekürzt und enthält mit Niki Randa, Thundercat und Denzel Curry nur bereits erprobte Kollaborateure.
Eine simple Rückkehr zu Flying Lotus' Wurzeln ist "Yasuke" aber keinesfalls. Vielmehr wagt Ellison sich auf neues Terrain und vermengt seinen typisch hyperaktiven Stil mit fernöstlichen Klängen, martialischer Percussion und einer ganzen Menge Synthesizern, die häufig den Klangraum ausfüllen. Das ergibt beispielsweise ein treibendes "Fighting without honor" oder die Melange aus gewohnt massierendem Bass und neuartigen Flötentönen in "Pain and blood". Anderswo zersplittern Sprachsamples am scharfkantigen Beat von "Kurosaka strikes!". Thundercat darf das sehr stimmige "Black gold" veredeln, welches zugleich als Titelsong der Serie dient. Sehr mysteriös gibt sich hingegen das von einem flirrenden Synth heimgesuchte "War lords", welches auch die fordernden Drums nicht aus seiner ominösen Reserve locken. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich diese Kompositionen stimmungsvoll in einem Anime eingesetzt vorzustellen.
Die zweite Hälfte von "Yasuke" beginnt wieder etwas beatlastiger und gewöhnlicher, jedoch keinesfalls weniger einnehmend. Als zentrale Zäsur dient zuvor das programmatische "African samurai", welches Denzel Curry als einzigen Rapper ins Rennen schickt und diesem ohne jegliche markante Percussion freie Hand lässt. "Blood-stained katanas, black man from Ghana / I battle over my honor and guided by Nobunaga", so fasst dieser die Geschichte des Kriegers zusammen. Ab dem fantastischen "Your armour" ergießen sich die Keyboards doch noch einmal in Schwaden, sodass man gar keine andere Wahl hat, als darin zu versinken. "Yasuke" ist ein Trip, der einen klaren Weg verfolgt, aber seine Einzelteile wie von Flying Lotus gewohnt unglaublich flüssig zusammensetzt. Natürlich ist das alles etwas weniger herzschlagtreibend als damals die sensationellen Verknotungen von "Cosmogramma", doch dafür hat sich seine Musik weiterentwickelt. "Wenn Ihr auf einem unerforschten Pfad wandelt, werden am Ende unendlich viele Geheimnisse auftauchen" – so hieß es bei den Samurai. Trifft auf "Yasuke" natürlich auch zu.
Highlights
- Black gold (feat. Thundercat)
- War lords
- Kurosaka strikes!
- Taiko time // Sacrifice
- Your armour
Tracklist
- War at the door
- Black gold (feat. Thundercat)
- Your lord
- Shoreline sus
- Hiding in the shadows (feat. Niki Randa)
- Crust
- Fighting without honor
- Pain and blood
- War lords
- Sachi
- Your screams
- Using what you got
- African samurai (feat. Denzel Curry)
- Where's the girl?
- Kurosaka strikes!
- This cursed life
- RoBomb
- Taiko time // Sacrifice
- Your day off
- Your armour
- Enchanted
- Mind flight
- Survivors
- Your head // We won
- The eyes of vengeance
- Between memories (feat. Niki Randa & Thundercat)
Gesamtspielzeit: 43:25 min.
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2021-06-09 21:20:57 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
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