Billie Marten - Flora fauna

Caroline / Universal
VÖ: 21.05.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Billie hat's eilisch
2021 ist das Jahr der talentierten Billies. Megasuperstar Eilish wird mit ihrem Zweitling sicher wieder die Musik-Communities spalten, Jazz-Legende Holiday bekommt durch den Film "The United States vs. Billie Holiday" neues popkulturelles Leben eingehaucht und – etwas nischiger – auch die britische Schauspielerin und Screenwriterin Billie Piper veröffentlicht mit "Rare beasts" ihr Regiedebüt. Da beweist Isabella Sophia Tweddle hervorragendes Timing, wenn die unter ihrem Alias Billie Marten bekannte Künstlerin im selben Jahr ihr drittes Album herausbringt. Bereits mit den Vorgängern "Writing of blues and yellows" und "Feeding seahorses by hand" erhielt sie fachkundiges Lob und viel Liebe von melancholischen Indie-Herzen. Klar, aus der aktuellen Generation junger, kompetenter Liedermacherinnen um Phoebe Bridgers und Co. stach Marten stilistisch nicht groß heraus, aber wen juckt's, solange ihre Kompositionen einen Nerv treffen? Zumal sie nun sogar etwaigen Unkenrufen nach ihrer Redundanz entgegenwirkt, indem sie auf "Flora fauna" ein paar Dinge anders macht als zuvor.
So nutzt die aus Nordengland stammende Frau dieses Mal den Bass als Hauptinstrument, was in Kombination mit den variablen Arrangements für einen durchaus distinkten Sound sorgt, der sich vom akustischen Singer-Songwriter*innen-Pop abhebt. Der Opener "Garden of Eden" etabliert gleich einen reizvollen Kontrast zwischen einer trocken rumpelnden Rhythmussektion und Martens zarten Vocals, bis nach einem plötzlichen Stimmungswechsel im Refrain alle Elemente zu einer gleißenden Einheit verschmelzen. "Human replacement" klingt mit seinem schweren Beat samt unterkühltem Vortrag in den Strophen fast wie TripHop und verliert diesen Eindruck auch nicht, wenn sich Streicher und Piano-Stakkatos zum eleganten Groove-Drama aufschwingen. Zwischen elektronischen Texturen, Band-Akzenten, Bläsern und anderen Spielereien erschafft "Flora fauna" tatsächlich seine eigene Biosphäre. Das sonst immer so zerbrechliche Liedgut der 21-Jährigen blüht auf den viersaitig gekloppten Fundamenten mit gestärktem Selbstbewusstsein auf. Ihre stets greifbaren Melodien bilden dabei die Lianen, an denen man sich durch den instrumentalen Dschungel schwingt, ohne je die Orientierung zu verlieren.
Doch Martens Naturnähe offenbart sich nicht nur assoziativ, sondern auch in konkreten Inhalten. "I am sick of branding and one-legged pigeons", singt sie in "Pigeon" als Absage ans menschgemachte Stadtbild, während synthetische Slide-Gitarren dieses kleine Folk-Stück durchwandern. Eine solche emotionale Unmittelbarkeit entwickelt die Platte nur vereinzelt, doch ihre musikalische Klasse macht das locker wett. Sitar-ähnliche Klänge blitzen etwa immer wieder in "Heaven" auf, das eine wahrlich himmelweite Hook aufspannt. Lebendige Drums und grobkörnige Akustik-Akkorde treiben "Kill the clown" vorwärts, bis die eh schon freidrehenden Streicher ihre Leinen komplett lösen. Und noch war gar nicht vom ungewohnt düsteren "Walnut" die Rede, das mit Synthie-Wabern, ominösem Klavier und einer tiefen Männerstimme – bei der es übrigens nicht überraschen würde, wenn sie sich als unkreditiertes Guy-Garvey-Feature herausstellt – eine eher nächtliche Szenerie malt. Viele Ideen also, die Marten ohne große Umschweife in diese gute halbe Stunde packt, als hätte sie es bei ihrem Ausflug ins Grüne ganz eilig gehabt – oder, als wollte sie unbedingt sichergehen, den guten Stern im Jahr der Billies zu erwischen. Was machen eigentlich Green Day aktuell?
Highlights
- Human replacement
- Heaven
- Kill the clown
Tracklist
- Garden of Eden
- Creature of mine
- Human replacement
- Liquid love
- Heaven
- Ruin
- Pigeon
- Kill the clown
- Walnut
- Aquarium
Gesamtspielzeit: 35:10 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Garmadon Postings: 489 Registriert seit 29.08.2019 |
2021-05-21 22:50:18 Uhr
Gefällt mir spontan schon mal recht gut und wenn ich berücksichtige, dass der Vorgänger ein bisschen gebraucht hat, ist das ein gutes Zeichen."Garden of Eden" dürfte aber dem ersten Eindruck nach mein Favorit bleiben. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 19652 Registriert seit 10.09.2013 |
2021-05-20 22:43:04 Uhr
^^ |
Robert G. Blume Postings: 864 Registriert seit 07.06.2015 |
2021-05-20 22:34:19 Uhr
Weiß nicht, ob ich diese Überschrift ein bisschen lustig oder komplett panne finden soll. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24572 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-05-19 21:28:45 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24572 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-04-07 18:37:01 Uhr - Newsbeitrag
Billie Marten veröffentlicht heute “Creature of Mine”, die zweite Singleauskopplung aus Billie Martens' kommendem Album “Flora Fauna“ (VÖ: 21.05.), ist ein Liebeslied an einen Fremden sowie eine höfliche Aufforderung, die Erde für einen Moment zu verlassen, wenn alles zu viel wird. Zusammen mit der Single-Veröffentlichung hat Billie auch das Musikvideo zu „Creature of Mine“ geteilt, das in Zusammenarbeit mit Joe Wheatley entstanden ist. ANSEHEN: BILLIE MARTEN – „CREATURE OF MINE“ Billie Marten über den Song: „Zu der Zeit, als ich ‘Creature of Mine‘ schrieb, hatte ich das Gefühl, dass keine Beziehung konkret oder grundlegend war. Alle trieben so vor sich hin, von einem faden Ereignis zum nächsten und ich hasste das. Dieser Song ist ein Schrei nach etwas Echtem, etwas Unbekanntem.“ Mit ihrem minimalistischen Akustik-Folk-Fundament hat sich Marten bereits einen Namen gemacht, ihr kommendes drittes Album „Flora Fauna“ baut darauf auf und ist dennoch reifer und selbstbewusster. Die Songs markieren eine Phase persönlicher Unabhängigkeit für die Sängerin, in der sie lernte, sich selbst zu genügen und sich von toxischen Beziehungen zu befreien. In den Songs verarbeitet Billie auch das Leben in der Großstadt London. Aufgewachsen zwischen in den Hügeln von Ripon bei North Yorkshire, ist die Natur sowie auch das Natürliche schon immer ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens gewesen. Mit „Flora Fauna“ findet sie ihren persönlichen Weg zurück zu dieser: „Wenn das Album ein Gemälde wäre, würde es wie Flora und Fauna aussehen - es umfasst jeden Organismus, jeden Winkel der Erde und ein Gefühl der totalen Fülle“, so Billie. Marten ist immer noch die gleiche neugierige und introspektive Stimme, so fesselnd wie immer, aber dieses Mal älter, weiser, mit einer Band und einer Reise der Selbstfindung hinter sich. „Flora Fauna“ erscheint am 21. Mai bei Fiction Records via Virgin Music. Pressestimmen: “A gentle and reserved masterpiece” – The Line Of Best Fit “A striking sensory experience. All signs point towards a colourful future for this talented teen” – DIY “Marten fashions her own world of fragile darkness” - Evening Standard “With a depth of feeling and conviction in her voice… Billie Marten is truly gifted” – GLAMOUR “Unbelievably beautiful” – Independent |
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Referenzen
Fenne Lily; Soak; Stars; Amy Millan; Samia; Julien Baker; Phoebe Bridgers; Better Oblivion Community Center; Sharon Van Etten; The Staves; Lucy Rose; Tiny Ruins; Feist; A Camp; Nina Persson; Julia Jacklin; Soccer Mommy; Mitski; Weyes Blood; Lykke Li; Nilüfer Yanya; Julia Stone; Avec; Boy; Belle And Sebastian; Marika Hackman; Rozi Plain; Frances; London Grammar; Daughter; The Japanese House; Lorde; Cloves; Oh Wonder; Aurora
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- https://rateyourmusic.com/artist/billie_marten
- https://www.songkick.com/artists/8111438-billie-marten
- https://genius.com/artists/Billie-marten
- https://www.adolescent.net/a/we-really-are-just-plants-an-in terview-with-musician-billie-marten
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