Cory Hanson - Pale horse rider

Drag City / Indigo
VÖ: 16.04.2021
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Wer reitet so früh durch den Wüstenwind?
Manche Alben sind einfach zu Höherem berufen. Diese einfach nur als reine musikalische Untermalung zu verwenden, um den sonst so stillen Alltag zu beschallen, ist zu wenig. Platten, die mehr als nur eine Aneinanderreihung hübscher Melodien zu bieten haben, mehr als ein nettes Klangexperiment zwischen 32 und 48 Minuten Spielzeit, mehr als die Darbietung des großen Talents des jeweiligen Künstlers. Cory Hanson hat eine solche Platte gemacht: "Pale horse rider", das zweite Soloalbum des Wand-Frontmannes, ist eine komplette Erzählung mitsamt des dazugehörigen Soundtracks. Eine kleine Perle, die an andere Orte entführt, ohne dass man auch nur das Haus verlassen müsste. Hier reicht es, wenn man einfach nur die Augen schließt und zuhört. Den Rest erledigt Hanson.
Zehn Songs stark ist "Pale horse rider", und der Sound – irgendwo zwischen Country, Americana, Folk und Psychedelic-Rock – klingt nach genau dem Ort, an dem er produziert wurde: in der trockenen Wüste Kaliforniens, mitten im Nirgendwo. Das kann sich erstmal nach Einsamkeit anhören, bis man den inneren Frieden darin entdeckt, die Ruhe, die berühmte Selbstfindung, von der einige Philosophen so gern erzählen. "Another story from the center of the Earth" ist dafür möglicherweise das perfekte Beispiel. Ein fast acht Minuten langes Epos, in dem bis zur zweiten Hälfte nicht viel passiert und das dennoch von der ersten Sekunde an genau dort anpackt, wo es am meisten berührt. Wenn die eben noch so entspannt countryeske Lagerfeuer-Stimmung dann plötzlich ordentlich durchgerüttelt wird von Hansons so einschneidendem wie auffangendem Gitarrenspiel und aus dem kleinen Lagerfeuer ein wild lodernder Buschbrand wird, ist das pures Glück. An der Flamme verletzen kann sich hier niemand. Von ihr hypnotisiert werden allerdings schon.
An anderer Stelle wird es im Vergleich regelrecht gemächlich, aber nicht weniger tiefgehend. Der Titeltrack von "Pale horse rider" überzeugt nicht nur durch Hansons glasklaren Gesang und die tolle orchestrale Unterstützung im Hintergrund, sondern vor allem auch durch seine Lyrik: "Pale horse rider / Setting sun / Wash the blood out of the jewelry / You took out from his skull / Sooner or later the devil will come / And the rider's gonna cut him down with everyone." Noch schöner, noch pragmatischer, wurde sich wohl selten mit der unabwendbaren Sterblichkeit aller Existenzen beschäftigt. Derweil lässt sich "Bird of paradise" vor lauter Mystik kaum wirklich einfangen, bietet sich der Opener "Paper fog" als bestes Wiegenlied der Welt an, zu dem natürlich dennoch niemand einschlafen möchte, und stapft "Limited hangout" mit Cowboy-Hut auf dem Kopf und treuem Gaul unter dem Hintern durch den warmen Wüstensand und lässt sich von der Sonne das Herz wärmen. Manchmal kann das Leben so einfach, so schön sein.
Einen ganz besonders herausstechenden Moment gibt es dann auch nochmal zum Schluss. Direkt nach dem bereits erwähnten Über-Highlight "Another story from the center of the Earth" haut nämlich der Finaltrack "Pigs" ein letztes Mal heftig rein und schnürt vor lauter Ästhetik und Intensität die Kehle des Hörers zu: "If I could just stay here / In your arms before I go / And all the little pigs on patrol / Are going home", singt Hanson hier und stellenweise weiß man nicht, ob das nun mehr Romanze, Drama oder Thriller ist. Egal wie: Dieses Ende passt zu allen Szenarien. Manche Alben sind eben einfach zu Höherem berufen.
Highlights
- Paper fog
- Another story from the center of the Earth
- Pigs
Tracklist
- Paper fog
- Angeles
- Pale horse rider
- Necklace
- Bird of paradise
- Limited hangout
- Vegas Knights
- Surface to air
- Another story from the center of the Earth
- Pigs
Gesamtspielzeit: 38:48 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Grizzly Adams Postings: 3168 Registriert seit 22.08.2019 |
2021-05-25 19:28:31 Uhr
Another Story from... ist schon ziemlich geil. Das Album wird wohl in meinen Einkaufskorb wandern... |
Grizzly Adams Postings: 3168 Registriert seit 22.08.2019 |
2021-05-25 19:07:18 Uhr
Hör grad rein. Ist durchaus was für meine Ohren. |
fuzzmyass Postings: 10626 Registriert seit 21.08.2019 |
2021-05-20 22:01:57 Uhr
Aber besser zwei als keiner :) |
fuzzmyass Postings: 10626 Registriert seit 21.08.2019 |
2021-05-20 22:01:37 Uhr
Huch, ja stimmt.... da war was.... |
Enrico Palazzo Postings: 3064 Registriert seit 22.08.2019 |
2021-05-20 21:59:31 Uhr
Ich hab hier doch schon nen Thread dazu aufgemacht >:/ nu gibt's Zwo. |
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Referenzen
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Surftipps
- https://coryhanson.bandcamp.com
- https://www.dragcity.com/artists/cory-hanson
- https://www.discogs.com/de/artist/2190139-Cory-Thomas-Hanson
- https://www.last.fm/de/music/Cory+Hanson
- https://www.instagram.com/c0ryhans0n/
- https://twitter.com/corythanson
- https://www.allmusic.com/artist/cory-hanson-mn0003213579
- https://musicbrainz.org/artist/cf2f8c4f-00ae-41c9-91b7-294b2 747c11a
- https://www.songkick.com/artists/9111299-cory-hanson
- https://pitchfork.com/artists/33935-cory-hanson/
- https://www.stereogum.com/tag/cory-hanson/
- https://www.brooklynvegan.com/tags/cory-hanson/
- https://www.npr.org/2021/05/11/995845538/wands-cory-hanson-g oes-solo-again-and-hed-rather-not-talk-about-it
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