Easy Life - Life's a beach

Island / Universal
VÖ: 28.05.2021
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Surfin' Midlands
ali, Maui ... Leicester? Hm. In die Reihe paradiesischer Strandoasen würde man die (abseits eines gewissen Sportclubs) eher schüchterne Stadt im Herzen Englands auf den ersten und ehrlich gesagt auch bei allen folgenden Blicken nun wirklich nicht stellen. Für feucht-fröhlichen Sommerspaß sorgt im Zweifel eher der eine oder andere Pub, aber sicherlich kein sandiges Idyll. Bizarr also, dass die britische Alternative R'n'B-Band Easy Life ebendiese Region, ihre Heimat, zum Akteur des Debütalbums "Life's a beach" hochbefördert. Der Gedanke dahinter aber ist so simpel wie effektiv: Hier geht's ganz und gar nicht um pittoreske Postkartenmotive oder klischeebehaftete Plattencover früher Beach-Boys-LPs, sondern um den Lebensalltag in den britischen Midlands, unweit des Molochs Birmingham, und dessen bescheidene Kurz-Eskapismen an die Küste oder Sauftouren nach Malle. Das echte Leben, eben.
Je mehr man in diese Lebenswelt eintaucht, desto mehr steigt auch die Begeisterung ob der Ausgereiftheit des warmen, mit Beats getränkten Soundgewands, das die fünfköpfige Band aus Leicester bereits auf ihrem Debüt an den Tag legt. Mit stoischer Lässigkeit kombiniert beispielsweise "Have a great day" ein paar klassische Surf-Licks mit luftigen Beats und einem entspannten Drive und bietet Frontmann Murray Matravers eine gar hervorragende Plattform, um seelenruhig über Freundschaft und Zweisamkeit zu sinnieren. "Let's catch some solar waves / Whilst sippin' soda bubbles / We'll breeze the time away." Ein musikalisches Motiv, das sich auch im wundervoll-verträumten "Ocean view" wiederfindet, wenn Easy Life die Enttäuschung über einen eher so semi-gelungenen Trip und den Wunsch nach ein bisschen Scheindarstellung auf den Punkt bringen. "Let's just pretend it's always like this / And let's collect some pretty pictures." An vielen Stellen erzählen die Instrumentals hier mindestens genauso viel wie Matravers' Lyrics selbst. "Daydreams" überzeugt mit einem Arrangement, welches so auf den Punkt genau abliefert, dass man sich bereits nach wenigen Sekunden an einem heißen Sommertag im urbanen britischen Nirgendwo wähnt und schwitzend vor sich hergrübelt. "Daydreaming and I'm thinking of you / Daydrinking just for something to do." Die Flucht aus dem Alltag hinaus in den Alltag hinein, gewissermaßen.
Auch die punktuell eingesetzten Experimente gelingen Easy Life auf "Life's a beach" größtenteils überzeugend. "Skeletons" wagt einen Dance-Ausflug in die heimische Großraumdisco, "Living strange" erinnert in seinen besten Momenten an einen The-Streets-Song, ohne jemals Gefahr zu laufen, ein Abklatsch zu sein – und mit "Music to walk home to" platzieren Easy Life einen Closer, der seinen Titel wortwörtlicher nicht nehmen könnte. In knapp über vier Minuten erleben Hörerinnen und Hörer hier einen unmittelbaren Gedankenstrom in Spoken-Word-Form – eine Chronik der angeheiterten mentalen Wachsamkeit auf dem Heimweg vom Ausflug, vom See oder vom Club. Wirr, ohne roten Faden, aber genau deswegen so passend und mit reichlich Platz, um sich selbst hier und da in einzelnen Momentaufnahmen wiederzuerkennen. Konsequenterweise endet "Life's a beach" dann auch genau im Moment des Ankommens – nämlich im heimischen Bett. Die Träume dürften dann, selbst in den grauen Midlands, von Sonne oder zumindest Sangria erfüllt sein.
Highlights
- Have a great day
- Ocean view
- Daydreams
- Music to walk home to
Tracklist
- A message to myself
- Have a great day
- Ocean view
- Skeletons
- Daydreams
- Life's a beach – interlude
- Living strange
- Compliments
- Lifeboat
- Nightmares
- Homesickness
- Music to walk home to
Gesamtspielzeit: 34:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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diggo Postings: 161 Registriert seit 02.09.2016 |
2022-03-22 20:29:04 Uhr
Ist meine 2021er-Lieblingsplatte geblieben. Gestern waren Easy Life auch mein erstes „Post-Covid-Konzert“ in Zürich. Grossartige Liveband - die Songs sind live noch einmal einen Tick besser als auf Platte. Werde ich mir sicher wieder mal gönnen…Die wären mit ihrem Stilmix eigentlich auch eine ideale Festivalband. Schade, dass sie im deutschsprachigen Raum bisher kaum gebucht wurden. |
diggo Postings: 161 Registriert seit 02.09.2016 |
2021-08-19 19:43:55 Uhr
Mein persönliches Sommer-Album für 2021. Richtig gute Platte - macht Spass. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28503 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-05-19 21:28:02 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Loyle Carner; Vampire Weekend; The Streets; Rex Orange County; Jorja Smith; Nix Northwest; Frank Ocean; Little Simz; Slowthai; Sampha; Childish Gambino; Solange; Lizzo; Tash Sultana; Sampa The Great; Tyler, The Creator; Drake; Chance The Rapper; Charli XCX; Lauryn Hill; ; Zero 7; Neneh Cherry; Lauryn Hill; Spoon; Rostam; Celeste; Brockhampton; Broken Bells; The Weeknd; Kid Cudi; Prince; Stormzy; All Saints; Rihanna
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