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Lambchop - Showtunes

Lambchop- Showtunes

City Slang / Rough Trade
VÖ: 21.05.2021

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Theatralisch

Lambchop stehen seit inzwischen fast 30 Jahren für einige Qualitäten. Große Songs, Experimentierfreude, Live-Momente mit oft bleibendem Erinnerungswert und vor allem: eine unverkennbare Stimme. Kurt Wagner ist der Mittelpunkt dieser Band, die immer wieder mit Gastmusikern und wechselnden Besetzungen eine Politik der offenen Tür pflegt. Eine Band, die sich musikalischen Abenteuern nie verschlossen und sich auch nach eher unterdurchschnittlichen Ausflügen regelmäßig mit Alben voller Schönheit zurückgemeldet hat. Widmeten sich die US-Amerikaner auf "Trip" zuletzt Songs aus fremder Feder, liefern sie auf "Showtunes" acht ganz neue Kompositionen. Mit an Bord: James McNew von Yo La Tengo.

Wagners Stimme ist wieder einmal das, was den ganzen Laden zusammenhält. Wie er gleich zum famosen Auftakt in "A chef's kiss" seine unverkennbare Gesangskunst in die sattsam bekannten, angenehmen Tiefen führt, sorgt für einen stimmigen Start in das mit nur etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit knapp bemessene Werk. Kaum aber, dass man es sich unter dieser gemütlichen Decke bequem gemacht hat, folgen in "Drop C" und "Papa was a Rolling Stone journalist" zwei eher gewöhnungsbedürftige Songkonstrukte. Stimmlich überzeugt Wagner zwar auch in "Drop C", doch beide Songs, der zweite rein instrumental, bleiben dezent rätselhaft. Fehlt womöglich die visuelle Untermalung? "Showtunes" war schließlich ursprünglich für eine Bühnenumsetzung konzipiert und wurde erst später dank der pandemiebedingten Absage zum Studioalbum.

Der Höhepunkt von "Showtunes" ist gleichzeitig das längste Stück. "Fuku" beginnt mit einem Wagner, dessen Stimme zunächst wie mit der Schere zerschnitten scheint und der sich erst gegen die Instrumentierung durchsetzen muss. Begleitet von schwermütigen Klängen, die unter anderem dem Einsatz von Bläsern zu verdanken sind, findet er aber doch noch zu gewohnter Kraft und Intensität. Und auch hier wird deutlich, was der Sänger meint, wenn er davon spricht, für ihn ungewohnte Musiklandschaften ausgelotet zu haben. Vieles wirkt wie in der Schwebe, im Ungefähren, im nur zaghaft Angedeuteten. Lambchop geben dem Experiment auf "Showtunes" viel Raum, auch und gerade in "Fuku". Auf diesen Höhepunkt folgt solides Handwerk, bei dem Wagner auch mal wieder wie in "Unknown man" oder "Blue leo" künstlich an seiner Stimme schraubt.

Ein Album, das Zeit einfordert, ist "Showtunes" geworden. Eines, das es dem Konsumenten allerdings auch alles andere als einfach macht. Hier bleibt nicht die eine Melodie hängen, nicht die eine Zeile im Ohr, nicht der eine Song in Erinnerung. Als weiteres Experiment im vielfältigen Lambchop-Kosmos verdient die Arbeit der Band zweifelsohne Respekt, als in sich stimmiges Werk aber, das sich in einem Rutsch hören lässt, kann "Showtunes" fast zwangsläufig nicht funktionieren. Für das vollständige Verständnis des Albums, das oft mehr Theater als Musik ist und im finalen "The last Benedict" einen Ausflug in die Oper unternimmt, fehlt die Bühne mit ihrem optischen Rahmen. Und die Stimme, lieber Kurt Wagner, die funktioniert noch immer am allerbesten ohne Verfremdungseffekte.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • A chef's kiss
  • Fuku

Tracklist

  1. A chef's kiss
  2. Drop C
  3. Papa was a Rolling Stone journalist
  4. Fuku
  5. Unknown man
  6. Blue leo
  7. Impossible meatballs
  8. The last Benedict

Gesamtspielzeit: 31:09 min.

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User Beitrag

Unangemeldeter

Postings: 1037

Registriert seit 15.06.2014

2021-06-08 11:41:35 Uhr
Haha, genau das hab ich mir nach der letzten gedacht und mir die neue bislang noch nicht geholt. Muss da jetzt aber mal reinhören, zuletzt 50-50 ob's mich abholt oder stehen lässt. Mr.M + FLOTUS top, This und Trip Flop.

Loketrourak

Postings: 1938

Registriert seit 26.06.2013

2021-06-08 10:38:11 Uhr
Mich erreicht das nicht. Kauf mir Lambchop Platten quasi aus purer Gewohnheit und sollte das vielleicht nicht mehr tun.

captain kidd

Postings: 3561

Registriert seit 13.06.2013

2021-05-23 22:44:40 Uhr
Momentan wirklich grandios. Die Platte dekonstruiert so geil Popmusik. Immer wenn wieder eine unerwartete Wendung, immer wieder Schönheit und immer wieder diese geile Lamchop-Verspultheit.

captain kidd

Postings: 3561

Registriert seit 13.06.2013

2021-05-22 10:57:35 Uhr
Aufs erste Ohr klingt das echt sehr sehr spannend. Mag ja auch seine Autotune-Spielereien. Hier hört es sich immer an, als würde er nenn traditionellen Song anstimmen - und dann bricht es auf. Echt ganz cool.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24608

Registriert seit 08.01.2012

2021-05-12 21:58:11 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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