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Ayron Jones - Child of the state

Ayron Jones- Child of the state

Big Machine / Universal
VÖ: 21.05.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Große Töne

Wenn Ayron Jones von "state" spricht, meint er Washington im Nordwesten der USA, denn dort liegt seine Heimat Seattle. Seattle, da war doch was? Hier wurde der Grunge geboren und nur wenig später zu Grabe getragen, und der Gitarrist trägt laut eigener Aussage das Erbe seiner Stadt auf den Schultern. Understatement war gestern: Anstatt Tad Doyle oder Mudhoney nachzueifern, müssen es schon die ganz Großen sein. Irgendwo zwischen Cobain und Hendrix will Jones sich einordnen lassen. "I already called the fucking police / Cause we're the baddest band in town", fällt er direkt zu Beginn mit der Tür ins Haus. Hier hat jemand Cojones, und zwar dicke. Im Bluesrocker "Baptized in muddy waters" müssen sich dem Maestro zu Füßen dann alle niederknien – Laut-Leise-Dynamik und Gain auf Anschlag sind aber auch ziemlich umwerfend. All das wäre nicht weiter der Rede wert, ließe der Musiker diesen großen Reden nicht mit seiner ausdrucksstarken Stimme und einem Händchen für spannungsgeladenes Songwriting Taten folgen. "Child of the state" bluest, knarzt und knallt vorbildlich im Geiste seiner Ahnen. Gut gebrüllt und Wort gehalten.

Die schmalzige Post-Grunge-Ballade "My love remains" sei ihm da verziehen, auch wenn die zum Ende in hübsche, Aerosmith-artige Gniedel-Gefilde abdriftet. Die Verse von "Spinning circles" lösen das mit dem Schmachten graziler, und der Song mutiert in eine merkwürdige Mischung aus "Black hole sun" und "Heart-shaped box" – inklusive schiefer Violine, die Silverchair freundlicherweise aus ihrem "Neon ballroom" verliehen haben. Klingt erst mal komisch, aber tatsächlich überzeugt die Zusammenstellung, trotz oder gerade wegen der klassischen Rock-Geste, eine Liebschaft mit Sucht zu vergleichen: "You're the worst that I need / Like the cough from good weed." Wie romantisch! Textlich bleibt's bei Jones ohnehin bei Altbewährtem: Tod, Teufel, Lust, Alkohol – eigentlich alles Varianten desselben Themas. Der Weg von brennenden Flaggen zu brennenden Kreuzen ist im politisch angehauchten "Mercy" nicht weit. Aber gerade weil Jones sonst ungeachtet jedweden Zeitgeists ein klassisches Rockalbum schustert, nimmt man der ehrlichen Haut ab, dass genau das die Dinge sind, die ihn antreiben.

Immer wieder mogeln sich leichte R'n'B-Vibes in die Musik, die an den Ufern des Wishkahs angespült wurden – exemplarisch in "Free", wo Jones klingt wie Ne-Yo auf Powerchords. Dass er aber immer wieder nach Seattle Rock City zurückkehrt, beweisen die kleinen Alice-In-Chains-Momente in "Supercharged", zwischen den hymnischen Refrains Grohlscher Prägung. "Take me away" bluesrockt sich gar in einen wunderschönen C-Teil mit Gaststimme, der neben dicker Hose auch Anmut und Eleganz zu transportieren weiß. Im Puget Sound, jener Washingtoner Bucht, die auch an Seattle grenzt, braut sich was zusammen: Auch wenn besagter Staat für Jones' Ego kaum groß genug sein dürfte, das "Child of the state" steht auf eigenen Beinen und läuft schon fast wie ein ganz Großer. Feuertaufe bestanden.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Mercy
  • Take me away
  • Free
  • Spinning circles

Tracklist

  1. Boys from the Puget Sound
  2. Mercy
  3. Take me away
  4. Baptized in muddy waters
  5. My love remains
  6. Free
  7. Killing season
  8. Spinning circles
  9. Supercharged
  10. Hot friends
  11. Emily
  12. Take your time

Gesamtspielzeit: 44:37 min.

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Armin

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2021-05-12 21:57:31 Uhr - Newsbeitrag
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