Mighty Oaks - Mexico
Howl / Sony
VÖ: 07.05.2021
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Weit weg
Früher oder später musste man sich in den letzten Jahren eingestehen, dass Mighty Oaks es sich nach dem folkigen 2014er-Überraschungserfolg um "Brother" und das dazugehörige Debütalbum "Howl" zunehmend im weiter gefassten Deutsch-Pop-Kosmos gemütlich gemacht haben. Jüngstes Beweisstück: die Teilnahme von Sänger und Bandleader Ian Hooper beim "Sing meinen Song"-Format im guten, alten TV. Besonders vor diesem Hintergrund erscheint ein verhältnismäßig ominöser Albumtitel wie "Mexico" erst einmal vielversprechend, bietet das namensgebende Land doch einen kaum endenden Reichtum an Historie, kulturellen Inspirationen und Lebensfreude für talentierte Songwriter und Geschichtenerzähler. Steht hier also kaum ein Jahr nach dem letzten Studioalbum "All things go" ein Reifeprozess, ein Auswachsen aus den mittlerweile etwas ausgetretenen Folk-Pop-Pfaden und eine abenteuerliche Reise raus aus der Comfort Zone und rein in etwas Neues an?
Je tiefer man in "Mexico" eintaucht, desto bestimmter kann diese Frage leider mit einem recht klaren "Nein" beantworten. Was also führt dazu, dass die fiktive Reise nicht den erhofften Durchbruch brachte? Vorrangig lässt sich vor allem die Reiseagenda als Schwachstelle von "Mexico" ausmachen – Neues gibt es hier so gut wie gar nicht zu entdecken, Altbewährtes wird eher aufgewärmt als mit der nötigen Portion Feuer unter dem Allerwertesten präsentiert. Wie zum Beispiel im Titeltrack, der handzahmer kaum sein könnte. Anstatt feuriger Spielfreude herrscht mit einem nichtssagenden Refrain und schaurigen Mundharmonika-Einsätzen eher die Spießigkeit im Mexiko der Mighty Oaks. Auch "My demons", das sich mit Abhängigkeit und Sucht auseinandersetzt, bleibt so leidenschaftslos und pathosgetränkt, dass man den darunter liegenden Schmerz weder hören noch spüren kann. Ärgerlich wird es vor allem auch dann, wenn der Opener "Land of broken dreams" das Album für ein paar Sekunden tatsächlich mit düsteren und atmosphärischen Klängen einleitet, nur um kurz danach alle Ansätze wegzuwerfen und in einem uninspirierten Schunkel-Refrain zu münden.
Ärgerlich ist das auch, weil Mighty Oaks auf "Mexico" ihr vorhandenes musikalisches Potenzial offensichtlich links liegen lassen. Nur vereinzelte Momente deuten darauf hin, was mit etwas mehr Zeit und Liebe zum Detail möglich gewesen wäre. Das schöne "Ghost" vermittelt ein Gefühl von authentischen Emotionen und musikalischer Ambition, wenn die Stimme Hoopers durch den Raum hallt, die Gitarren versteckt im Hintergrund zupfen und auch der Refrain dieses Mal nicht aus der Formatradio-Grabbelkiste entnommen wurde. Ein durchweg guter, runder Song – geht doch! Traurigerweise bleibt es bei diesem einen funkelnden Ausbruch; auch auf der Zielgeraden vermag "Mexico" das Ruder nicht mehr rumzureißen, sondern stolpert mit Tracks wie dem trägen "By your side" (hier mit den obligatorischen "Schalala"s) oder den lustlosen "Forever" und "Deadman's Island" ins Ziel. Das Album ist weniger schlimm, als das jetzt klingen mag, es ist einfach verschenkt. Keine Ambitionen, keine Innovationen, keine erkennbaren Ziele – eine Platte, die den faden Beigeschmack einer Pflichtproduktion passend zur aktuellen Fernsehpräsenz nicht so recht abschütteln kann und will.
Highlights
- Ghost
Tracklist
- Land of broken dreams
- Mexico
- Devil and the deep blue sea
- My demons
- Ghost
- What you fighting for
- Bad blood
- By your side
- Forever
- Heavy
- Gold to me
- Deadman's Island
Gesamtspielzeit: 39:39 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3995 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-06-17 19:47:24 Uhr
schönes ruhiges Album, musikalisch nah beim Debut. für mich niemals bloss eine 4/10 wie hier. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-04-28 21:37:46 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2021-03-23 19:00:06 Uhr - Newsbeitrag
Hier nun die zweite Auskoppelung aus dem kommenden MIGHTY OAKS Album „Mexico“, das am 7.05.2021 erscheint.Der Track heißt „Devil And The Deep Blue Sea”. "Unser Song "Devil and the deep blue sea" ist letztlich ein Song über gegenseitige Geduld, Verständnis und Respekt. Im Leben findet man sich oft in einer schwierigen Lage wieder, in der man, egal was man tut, nicht unbedingt das Richtige tun kann. Und es dauert eine Weile, bis man herausfindet, welchen Weg man einschlagen sollte. Im Song geht es um diejenigen, die dich lieben und die, die man selbst im Leben liebt - dass sie Geduld haben und dass sie darauf warten, dass man die Dinge herausfindet, genauso wie man selbst auf sie in schwierigen Zeiten wartet.“ Hier das Lyric Video: MIGHYT OAKS – “Devil And The Deep Blue Sea” |
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Referenzen
L'aupaire; Xavier Darcy; Fil Bo Riva; Kids Of Adelaide; Of Monsters And Men; The Strumbellas; Passenger; Mumford & Sons; Ed Sheeran; The Lumineers; First Aid Kit; Fleet Foxes; Jason Mraz; Noah And The Whale; Milky Chance; Enno Bunger; The Kooks; Frightened Rabbit; Frank Turner; Band Of Horses; Father John Misty; Sufjan Stevens; Thees Uhlmann; Shout Out Louds; Chuck Ragan; Julien Baker; Phoebe Bridgers; The Low Anthem; Grizzly Bear; Damien Rice; Bon Iver; Doves; Coldplay; Young Rebel Set; Laura Jane Grace; Gerry Cinnamon; James Blunt; Conor Oberst
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