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Endseeker - Mount Carcass

Endseeker- Mount Carcass

Metal Blade / Sony
VÖ: 16.04.2021

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die Gipfelstürmer

Es war schon der zweite Trauerfall, der innerhalb kurzer Zeit die Death-Metal-Welt erschütterte: Am 7. März 2021 verlor Lars-Göran Petrov, eine der charismatischsten Figuren der Szene, den Kampf gegen sein Krebsleiden. Petrov war nicht nur als Frontmann von Entombed (später Entombed A.D.) und Firespawn bekannt, sondern war mit der Vorläuferband Nihilist Mitglied der Stockholmer Ursuppe, aus denen später die heute legendären Bands Dismember, Unleashed und eben Entombed entstanden. Unter den zahlreichen bewegenden Nachrufen auf Petrov fand sich auch ein sehr persönlicher Beitrag eines gewissen Jury Kowalczyk, seines Zeichens Gitarrist von Endseeker, der nicht nur anhand zweier sehr schöner Episoden auf die große Fannähe des Schweden hinwies, sondern vor allem mit den Worten schloss: "Ohne dich und deine Band würde es Endseeker so in der Form gar nicht geben." Wie wahr.

Denn Endseeker sind wohl derzeit die schwedischste Death-Metal-Band außerhalb Schwedens, was zuallererst natürlich am Gitarrensound des neuen Albums "Mount Carcass" hörbar wird – eine derartige Huldigung an das Geknarze aus dem legendären Effektgerät "HM-2" des japanischen Herstellers Boss muss man erst einmal schaffen, ohne als Kopierkünstler vernichtet zu werden. Vor allem aber vereinen die Hamburger die Liebe zum "Elchtod" mit kompromissloser Härte und immenser Spielfreude. Und der Blick auf die Trackliste bestätigt es – bei neun Songs, davon ein Instrumental-Cover, in 36 Minuten weiß man, wohin die Reise geht. Nämlich zunächst einmal mit voller Kraft voraus. So reißt "Unholy rites" direkt alles nieder, was sich in den Weg stellt, während sich bei "Merciless tide" die starke Gitarrenarbeit von Kowalczyk und Ben Liepelt in den Vordergrund drängt.

Ob sich die Hamburger so einen Song wie "Bloodline" auch schon vor ein paar Jahren getraut hätten, als sie noch die Jugendzentren der Region in Schutt und Asche legten? Die Fraktion, die ein Gaspedal nur im durchgetretenen Zustand akzeptiert, mag zwar aufheulen, aber Midtempo muss eben nicht immer Schunkel-Metal bedeuten. Bitterböse walzt der Song alles nieder und überzeugt gar noch durch eine feine Hook, während sich Frontmann Lenny Osterhus noch bösartiger und ausdrucksstärker auskotzt als ohnehin schon. Auch "Count the dead" ist so ein fieser Banger, fast schon mit dezenten Doom-Anleihen versorgt – und es dauert bis "Frantic redemption", bis die Hochgeschwindigkeits-Fanatiker endlich auch zu ihrem Recht kommen.

Als Lars-Göran Petrov 1992 nach einer kurzen Auszeit – er soll die Freundin von Schlagzeuger Nicke Andersson angebaggert haben – wieder bei Entombed einstieg, vollführten die Schweden im Anschluss mit "Wolverine blues" einen ziemlich radikalen Stilwechsel zum Death'n'Roll – ein Bruch, der im Nachhinein als größter Karriere-Schachzug gelten dürfte. Ganz so extrem ist die Neuausrichtung bei Endseeker noch nicht, und vermutlich darf sich auch die Partnerin von Drummer André Kummer sicher fühlen, doch "Mount Carcass" zeigt sehr deutlich, was kleine Änderungen bewirken können. Mehr Dynamik bedeutet eben nicht nur den Einzug von ach so furchtbaren Midtempo-Teilen, sondern auch, dass bei den Songs, in denen die Band so richtig die Sau rauslässt, selbiges Borstenvieh erst recht zur rasenden Wildsau statt zur handzahmen Peppa Wutz wird. Endseeker wirken auf ihrem dritten Album noch souveräner, noch selbstbewusster, und zeigen mit dem abschliessenden Cover des Hauptthemas aus dem Film "Escape from New York", dass sie trotzdem neugierig und experimentierfreudig bleiben. Nennen wir die Dinge ruhig beim Namen: Der Weg an die Spitze des Death Metal in Deutschland führt momentan ausschließlich über Endseeker.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Unholy rites
  • Bloodline
  • Frantic redemption

Tracklist

  1. Unholy rites
  2. Merciless tide
  3. Bloodline
  4. Mount Carcass
  5. Count the dead
  6. Cult
  7. Moribund
  8. Frantic redemption
  9. Escape from New York

Gesamtspielzeit: 35:55 min.

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Armin

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2021-04-14 20:41:36 Uhr - Newsbeitrag
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