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Charlotte Cardin - Phoenix

Charlotte Cardin- Phoenix

Atlantic / Warner
VÖ: 09.04.2021

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Freundin von

Manchmal muss man sich einfach auskotzen. Die im kanadischen Montreal ansässige Charlotte Cardin hatte sich schon auf ihrer EP als "Main girl" vorgestellt, dann vier Jahre an "Phoenix" gearbeitet, und in dieser Zeit offenbar so manchen Partner verschlissen, um das Album mit Inhalt zu füllen. "Hallelujah, baby / We're no longer together" lautet die frohe Botschaft. Schon der Hit "Meaningless" warnte "You wanna rip my heart out, baby / Be my guest", denn wer wollte schon eine derart öde Existenz als bloßes Anhängsel eines Langweilers wie Dir führen, Baby. Andere Affären müssen sich mit der schonungslosen Wahrheit zufriedengeben, dass sie nur für das Körperliche zu gebrauchen sind. Kurz und schmerzhaft formuliert also: Mit "Phoenix" legt Cardin ein soulvolles Pop-Album vor wie vertontes Tinder-Swiping – hundert Matches, keines gut genug. Man glaubt ihr aufs Wort.

Es wird knallhart mit diversen Verflossenen abgerechnet, und Cardin gibt ihnen verdienterweise auch keine Chance, sie wieder zurückzuerobern. Stellte ihr jemand Conchita Wurst vor, würden beide wahrscheinlich beste Freundinnen werden und mit Genuss über all die Idioten herziehen, die ihnen zugesetzt haben, von denen sie sich aber erfolgreich losreißen konnten, um, nun ja, eben wie die Phönixe aus der Zigarettenasche aufzuerstehen. So platt wie wahr und legitim. Doch es geht noch einen Schritt weiter: "Anyone who loves me" tarnt sich als erhabene Piano-Ballade, liefert aber den Twist gleich mit: "We're not your fancy dolls / You better set us free or else we'll fuck you up." Ein überragender Song, in dem die in enge Rollenbilder gezwängten Frauen dieser Welt den Spieß umdrehen.

"Romeo" oder das lasziv-soulige Duett "XOXO" bieten Candle-Light-Dinner-Feeling par excellence, dynamischere Hooks wie im Titeltrack oder eben "Meaningless" beherrscht Cardin ebenso. Musikalisch verändert sie die Welt mit leichten Elektro-Beats und Piano- oder Gitarren-Überbau nicht. Aber sie macht sich dieses hinreichend erprobte Fundament mit ihrer variablen Stimme, die hin und wieder an eine kratzbürstigere Adele denken lässt, mehr als gefügig – ganz ohne Scheu, den Gesang auch mal übersteuern zu lassen. "Sex to me" flirtet mit Latin Pop, "Good girl" mit Großstadt-Soul, "Sad girl" mit R'n'B. In allen Stücken findet Cardin deutliche Worte für ihre Beziehungen, ihre Wünsche und Bedürfnisse – und warum aus dem "Für immer" schon wieder nichts geworden ist.

Im wundervollen "Sun goes down (Buddy)" ist sie dann ganz Songwriterin, die die leichte Akustikballade mit einer großen mehrstimmigen Pop-Klimax abschließt. Hier bietet sie einem Kumpel, der eine schwere Zeit durchmacht, ihre helfende Hand an und steht mal nicht mit der (Männer-)Welt auf Kriegsfuß. Aber diese Versöhnlichkeit bleibt die Ausnahme. Kein "girl on fire", nein, Cardin selbst ist das Feuer, aus dem sie sich nach jeder Niederlage von Neuem erhebt. Bis sie mit "Je quitte" ihren großen French Exit aufs Parkett legt. Und jeder, der sich in nächster Zeit mutigerweise mit ihr einlässt, ist besser auf der Hut, wenn er nicht auf Album Nummer zwei sein Fett wegkriegen möchte. "Nevermind, I'll find someone like you"? Na, hoffentlich nicht.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Anyone who loves me
  • Meaningless
  • Sun goes down (Buddy)

Tracklist

  1. Phoenix
  2. Passive aggressive
  3. Anyone who loves me
  4. Meaningless
  5. Daddy
  6. Sex to me
  7. Good girl
  8. Sad girl
  9. XOXO
  10. Oceans
  11. Sun goes down (Buddy)
  12. Romeo
  13. Je quitte

Gesamtspielzeit: 45:47 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Ralph mit F

Postings: 674

Registriert seit 10.03.2021

2021-04-09 20:41:47 Uhr
Das Album wurde offenbar auf den 23. April verschoben.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27971

Registriert seit 08.01.2012

2021-03-31 21:06:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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