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Whyte Seeds - Memories of enemies

Whyte Seeds- Memories of enemies

Motor / Universal
VÖ: 29.09.2003

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Blitzkrieg Bier

Nur so zur Literatur-Klitterung: Falls Faust sich statt auf das strunzdoofe Bauernschnittchen Gretchen, sozusagen die Jeanette Biedermann des Klassizismus, mehr auf den zeitgenössischen Indie-Rock konzentriert hätte, er wäre an "Memories of enemies", dem Debütalbum der Whyte Seeds, zerbrochen. Denn seine zwei Seelen, die da ach in seiner Brust pochen, würden prompt übereinander herfallen wie zwei Kampfhunde auf Koks.

Seele 1 meint: "Alles schon mal dagewesen!" Seele 2 entgegnet: "Rockt aber wie Sau!"

Ausformuliert würde man wohl wie folgt abwägen: Die Whyte Seeds bedienen sich zwar ausgiebig in der Zeit, als langhaarige Musiker noch längst nicht zum Relikt einer längst vergangenen Ära degradiert waren, doch mit der ihnen eigenen Rotzness und Entschlossenheit verhelfen sie alten Ideen zu neuem Glanz. Ihre Songs haben viel gemein mit der aufgerauhten Gradlinigikeit der Sonics und der Popbegeisterung der Zombies. Heutzutage klingen sie am ehesten nach den Hives und den Caesars.

Bereits zu Beginn ihres Debüts schüttelt das schwedische Quintett einen Ohrwurm nach dem anderen aus dem Ärmel der Lederjacke. "Black key", "Lost my love" und "So alone" geben Vollgas, gerne auch mit Keyboard und Schweineorgel. Wozu auch abbiegen, wenn geradeaus doch der kürzeste Weg ist? "So alone" klingt gar, als habe die Band Kraftwerk für eine Spritztour auf der Autobahn entführt. Nur die an Schweiß-Rocker wie AC/DC und Led Zeppelin gemahnenden Gitarren-Soli erweisen sich als verzichtbar, unerheblich aber, wie viel Ironie in dieser Geste auch stecken mag.

Ihr Quasi-Hit "Slow motions" darf natürlich auch nicht fehlen. Stellt sich nur die Frage, warum Sänger Axl (toller Name übrigens!) fordert: "Give me slow motions tonight"? Denn das Bremspedal bietet sich nur selten als Option an. Der coolste unter den Garage-Pop-Songs ist allerdings "Shallow life". Unverschämt monoton verkündet Axl: "Shallow life is a good life". Und auf knapp zweieinhalb Minuten dürfen wir uns fühlen wie der Superlativ von "abgebrüht".

Höchstwertungen vermiesen sich die Whyte Seeds jedoch durch ihre doch gelegentlichen Versuche, Ruhepausen einzulegen. Genau in diesen stillen Songs, drei an der Zahl, dürfte selbst jedem Nickelback-Groupie klar werden, daß Songwriting oberhalb des Dosenbierpegels nicht zu den Stärken der Whyte Seeds gehört. Doch wirklich böse sein können wir der Band deshalb nicht. Vielleicht werden wir gar den nächsten Friseurbesuch auf unbestimmte Zeit verschieben – und dann mit Faust ein Bierchen zischen.

(Sebastian Dalkowski)

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Highlights

  • Black key song
  • Lost my love
  • So alone
  • Slow motions
  • Shallow life

Tracklist

  1. Black key song
  2. Lost my love
  3. So alone
  4. Memories of enemies
  5. XX / XY
  6. Can't get enough of myself
  7. Slow motions
  8. The message
  9. Shallow life
  10. Came down hard

Gesamtspielzeit: 35:41 min.

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  • Whyte Seeds (5 Beiträge / Letzter am 19.06.2006 - 18:00 Uhr)